Andere Namen: Italienisch Ticino, lateinisch Ticinus, giechisch Tixinos. Der deutsche Name Tessin ist aber keineswegs eine Eindeutschung aus Ticino. Vielmehr sind Tesin, Tecin (ausgesprochen Tesing), Tazin (ausgesprochen Tasing) usw. die Bezeichnung von Fluss und Kanton in den acht verschiedenen lombardischen Mundarten, welche man im Tessin spricht. Ticino ist die Schreibweis in italienischer Schriftsprache. Französich oder rätoromanisch lautet der Name ebenfalls Tessin.
Hydrologie: Der Tessin entspringt am Pizzo Nero auf 2554 m.ü.M. nahe der Nufenenpasshöhe. Er ist 248 km lang, davon 91 km in der Schweiz, 64.4 km mit dem Langensee und 92.6 km in Italien. Er hat ein Einzugsgebiet von 7228 km² und eine Wasserführung bei Magadino von 69 m³ pro Sekunde und von 348 m³ pro Sekunde bei der Mündung in den Po bei Pavia. Seine grössten Zuflüsse sind nach der Einmündung in den Langensee die Verzasca, die Maggia, die Tresa und die Tosa.
Etymologie: Der Name leitet sich von einer keltischen Wurzel *tek- ab und hat die Bedeutung von Fluss, Wasserlauf. Die lombardische Variante Tazin oder Tazzin verrät noch ein wenig mehr, wie der Fluss zu seinem Namen kam: tazzin bedeutet Tasse, Gefäss, Wassergrube, welche man im ganzen oberen Lauf des Flusses beobachten kann. Im Onsernonetal gibt es bei Russo eine Flur namens Tecin.
Flussnamentyp: Der Tessin gehört zum Typ der *tek-/*tok-Namen.
Geologie:
Flussgeschichte: - Der Tessin wird in der Schweiz lediglich in zwei kleinen Stauwehren zur Stromerzeugung genutzt und zwar in Airolo und Rodi-Fiesso. Am unteren Tessin in Italien hat es hingegen 5 Laufkraftwerke, welche das Gefälle von rund 140 m zwischen dem Langensee und der Mündung in den Po ausnützen.
- Der Langensee stellt für die ganze Po-Ebene nicht nur ein wichtiger Wasserlieferant, sondern auch ein eben so wichtiges Wasser-Reserve dar, zumal der Tessin bereits weit vor der Mitte der Po-Ebene in den Po mündet. Im Durchschnitt liefert der Tessin etwas mehr als 20% des Wassers, welches der Po bei seiner Mündung führt. Da es in der Po-Ebene im Sommer manchmal wochenlang nicht regnet und die Gegend landwirtschaftlich intensiv genützt wird, ist es wichtig, dass das dem Po zufliessende Wasser sparsam verwendet wird. Umgekehrt ist es aber auch wichtig, die Stadt Pavia und die Städte und Dörfer rund um den Langensee vor Hochwasser zu schützen und für einen möglichst gleichmässigen Wasserfluss zu sorgen, damit die 5 Kraftwerke am unteren Tessin optimal betrieben werden können. Daher gibt es am Ende des Langensees 3 km südlich von Sesto Calende seit 1943 das Stauwehr Miorina, mit welchem man das Wasser im Langensee sehr fein regulieren kann. Für den Betreiber des Stauwehrs ist es keine einfache Aufgabe, allen Ansprüchen gerecht zu werden. Immerhin besitzen sie inzwischen 75 Jahre Erfahrung und wissen, wie man vorausschauend stets den bestmöglichen Wasserspiegel hält.
- Bei starkem Regen im 6600 km² grossen Einzugsgebiet kann es dazu führen, dass der See schnell an die Obergrenze stösst oder gar über die Ufer tritt, weil der Ausfluss des Tessins aus dem Langensee auch bei offener Schleuse nur eine begrenzte Wassermenge durchlässt. Der Tessin iost hier etwas zu schmal und auch zu wenig tief. Erschwerend kommt dann hinzu, dass auch die Verzasca, die Maggia, die Tosa und der Luganersee über die Tresa und der Varesersee über den Bardello in den Langensee entwässern. Mit seiner Fläche von 212.5 km² ist er für das grosse Einzugsgebiet fast ein bisschen zu klein. Zählt man die Wassermenge aller grossen Zuflüsse zum Langensee zusammen, dann ergibt das etwa 220 m³/s, doch am Ausfluss des Tessins bei Sesto Calende sind es bereits 335 m³/s. Das zeigt, dass die zahlreichen kleinen Bäche, die alle in den Langensee münden, zusammen genommen die beachtliche Menge von 115 m³/s liefern.
- Die Spanne zwischen höchstem und niedrigstem Wasserstand betrug seit der Inbetriebnahme des Stauwehrs Miorina maximal etwas über 5.50 m. Im Durchschnitt beträgt die Stauung des Sees aber nur etwa 1.5 m. Das ergibt ein Volumen von 319 Mio. m³ an zusätzlichen Wasserreserven. Noch etwas mehr Wasser käme hinzu, wenn man den Langensee soweit entwässert, dass bei Sesto Calende nichts mehr aus dem See fliessen könnte. Gesetzt der Fall, es fiele kein Regen mehr und alle Flüsse lägen trocken, dann könnte der Vorrat im See noch rund 15 Tage reichen, bis der Tessin trocken läge.