OGS Seebach - Beitrag

Citroën Légère Traction Avant
Fahrzeuge – Auto – historisch
Natürlich ist auch der Citroën Légère Traction Avant kein Seebacher Wagen, doch er war in den frühen 1950er Jahren fast der einzige noch so schön richtig altmodisch aussehende Wagen und fiel daher mehr wegen seines Aussehens als wegen seiner Häufigkeit auf. Ausserdem hatte ich um 1957 einmal Gelegenheit, in einem solchen Auto mitfahren zu dürfen. Dabei war festzustellen, dass der Wagen ein sehr komfortables Auto war. Von diesem Tage an war ich ein stiller Bewunderer dieses Wagens, hatte Jahre lang ein solches Modell auf dem Büchergestell, ehe es an einen anderen Sammler ging. Und noch heute gerate ich in Verzückung, wenn ich auf der Strasse einen Citroën Traction Avant sehe.

Dieser Wagen, welcher seit 1934 über 23 Jahre lang (!) fast unverändert hergestellt wurde, war um 1957 sowohl vom Aussehen als auch von der Einheitsfarbe schwarz her gesehen völlig veraltet, aber er hatte seine Freunde, denn besonders auf Schnee galt er wie der Käfer als spurtreu und leicht fahrbar. Die Produktion begann mit dem Typ 7 und führte bis zum Modell 11B oder noch weiter. Nach der Einstellung der Produktion dauerte es dann noch gute drei Jahre, bis alle produzierten Fahrzeuge auch im letzten Laden verkauft waren. Das Auto hatte damals im Gegensatz zu fast allen anderen Wagen einen Vorderradantrieb, was ihm zu vielen Vorteilen beim Fahren verhalf. Zudem hatte er eine selbsttragende Karosserie, hydraulische Bremsen usw. Die gute Strassenlage hatte er auch seiner niedrigen und breiten Bauweise und dem entsprechend niedrigen Schwerpunkt zu verdanken. Der «Traction Avant» wurde erst 1955 durch den «Frosch» abgelöst, welcher seinen Übernamen wegen seiner charakteristischen Schnauze bekam, die an einen Breitmaulfrosch erinnerte. Selbstverständlich besass auch er den bewährten Vorderradantrieb.

Der «Traction Avant» trug auch den deutschschweizerischen Übernamen «Gëngschterchare» in Anlehnung an die Rolle, welche dieses Auto in einigen französischen Filmen spielte, die nicht selten, aber nicht nur, von Eddie Constantine in der Hauptrolle gespielt wurden. Daneben nannte man den Wagen aber auch ganz respektlos «Zitrone» und die Frankophoben schrieben seinen Namen wie «Citroen» ohne das Trema und gewisse Sportberichterstatter an einem deutschen Sportsender nennen diese Automarke gar «Sitrön».

Von diesem Wagen gab es in Seebach um 1955 wohl so um ein Dutzend oder mehr. Einen fuhr Robert Burrus, Direktor der Turmac AG an der Friesstrasse. Ein anderer stand oft in den Buchwiesen vor den Hausnummern um 9 herum, war aber nur der Wagen eines Besuchers. Gleiches galt für jenen Wagen, welcher oft bei der Mitra AG stand. Es war der Wagen eines dortigen Chefs oder dann derjenige von Schneider und Tailleur Weghuber, das kann heute nicht mehr so leicht bestimmt werden, weil es mehr als 50 Jahre her ist. Eine weitere Aufnahme des parkierten Citroëns findet man unter Weghuber. Einen weiteren besass Herr W. Nauer, von Beruf Chauffeur, an der Friestrasse 22.

Zum Schluss noch etwas an die Adresse all jener Leser, die etwas Spass verstehen: Viele Leute sprechen den Namen dieses Autoherstellers falsch aus, warum auch immer. Citroën schreibt sich mit einem Trema auf dem «e» und das bedeutet nach französischen Ausspracheregeln, dass der Buchstabe «ë» einzeln ausgesprochen werden muss und nicht mit dem nachfolgenden «n» zu einem Nasallaut verschmolzen werden darf. In Frankreich und meistens auch in der Romandie ist die korrekte Aussprache des Namens dieser Automarke völlig selbstverständlich, nur in der Deutschschweiz harzt es. Man sage also stets «Sitro-ë-n», d.h. es wird das «o», das «ë» und das «n» einzeln ausgesprochen. Das soll keine Belehrung sein, ich möchte nur etwas für unsere schöne zweite Landessprache tun.

Der Schweizer Importeur von Citroën spricht in seiner Werbung am Fernsehen den Namen stets korrekt aus. Ein wenig 'mitschuldig' an der oftmals falschen Aussprache ist vielleicht auch der Schweizer Kabarettist «Emil», welcher in einem seiner Sketche den Namen absichtlich falsch aussprach, weil er gewisse Schweizer Angewohnheiten parodieren wollte. Leider haben nicht alle den Spass mitgekriegt, sondern den «Emil» als Aussprache-Lehrmeister betrachtet. Und genau das möchte ich hiermit wieder korrigieren. Die Hauptschuld an der falschen Aussprache liegt aber daran, dass auf der alten Schweizer Schreibmaschinentastatur das Trema fehlte, sodass man «Citroen» schreiben musste, was dann viele Leute zur falschen Aussprache verleitete.

Quellen:
- OGS-eigene
- Marcel Fisler (Citroën von W. Nauer)
- Alex Bänninger (Citroën von Robert Burrus)

Citroën Traction Avant (1957-A)

Bei diesem Citroën handelt es sich um jenes Fahrzeug, das vermutlich einer in diesen Haus arbeitenden Person gehörte. Er war nämlich fast täglich dort stationiert.

Citroën Traction Avant (1957-B)

Wessen Citroën hier im Felsenrain zu sehen ist konnte die OGS noch nicht eruieren, da die Autonummer nicht klar zu erkennen ist.

Citroën Traction Avant (1993)

Ein Veteranenfahrzeug des Modells Citroën Traction Avant, gesichtet bei Luzern im Jahre 1993.

Citroën Traction Avant (1994-A)

Eines der letzten produzierten Modelle des Traction Avant, gesichtet 1994 im Schlumpf-Museum in Mülhausen, Elsass.

Citroën Traction Avant-Nachfolger (1994-B)

Ein Modell des Citroën DS, Jahrgang 1957, gesichtet 1994 im Schlumpf-Museum in Mülhausen, Elsass. Er war der eigentliche Nachfolger des Citroën Traction Avant und trug in der deutschsprachigen Schweiz den Übernamen «Frosch».

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