Kurzlebige Aktion einiger plötzlich in überbordenden Aktivismus verfallender Leute wie Peter Zimmermann, M. Waser, Stefan Hartmann und einigen anderen. Es waren, wie Nachforschungen der OGS ergaben, zumeist Leute, die sich vorher kaum um aktuelle Quartierprobleme gekümmert haben. Jedenfalls hat die OGS in ihren rund 4'000 Einträgen über Seebach die Namen dieser Leute nirgends angetroffen. Eigentümlich auch das 12seitige Heftli mit dem Titel «Gemeinsam gegen den Vollanschluss - für ein wohnliches Zürich», welches nicht einmal ein Impressum enthielt!
Die Gruppierung war gegen den Vollanschluss Seebach, gegen die unterirdische Birchstrasse, gegen den Bau der Hönggerbergtangente und überhaupt gegen alles, was Autoverkehr aufnahm. Das war ein bisschen viel Negatives aufs Mal. Ein weiterer Punkt war der gehässig-aggressive Ton, welchen die Exponenten der Aktion fast immer an den Tag legten. Ihr schriller Auftritt liess viele Sympathisanten erschaudern und sich wieder von der Aktion abwenden, obwohl man für einige Ideen durchaus Sympathie hätte haben können. Offenbar waren die Leute noch zu unerfahren, sodass sie vom Prinzip «CÂ?est le ton, qui fait la musique» offenbar noch nichts gehört hatten. Wie soll man etwas erreichen, wenn man sich so schroff verhält?
Ein anderer Mangel war, dass die Gruppierung keine Alternativen zu bieten hatte, um den vom Bund beschlossenen Vollanschluss Seebach abzufedern. Das war dann eine Aufgabe, welche vorwiegend vom Quartierverein Seebach (QVS) bewältigt werden musste, wo die entsprechende Fachkompetenz vorhanden war. Denn als Lösung hatten nur Kompromisse eine gewisse Chance. Diese Lebensweisheit besassen die zumeist noch jungen Männer und Frauen offenbar auch noch nicht.
Entsprechend auch ihre Reaktion: Als es an die Umsetzung der begleitenden Massnahmen ging, war von den zuvor so lauten Leuten keiner dabei. Die Arbeitsgruppe Zürich-Nord durfte die Arbeit alleine machen. Fazit: Nicht allen, aber einigen in der Einwohner-Aktion ging es nur um den Klamauk, ums Protestieren, um sich zu brüsten und vermutlich noch um den Schutz der eigenen Wohnung. St. Florian lässt grüssen. Die teils etwas blauäugigen Anhänger der Gruppierung sind damit natürlich nicht gemeint, denen ging es tatsächlich um den Schutz ihrer Heime, der Schulwege ihrer Kinder, um die Wohnlichkeit usw. Gemeint sind hier ausschliesslich die Rädelsführer.
Die Grundidee, Seebach vor Durchgangsverkehr zu schützen, war aber richtig, doch hätte die Einwohneraktion das ganze einiges früher an die Hand nehmen sollen und nicht erst, als der Bund seine jahrelange Planung abgeschlossen hatte und sie hätte ihren Einsatzwillen dem QVS zur Verfügung stellen sollen.
Die etwas spät einsetzende Information der Ã?ffentlichkeit war mangelhaft. Es wäre etwas mehr Flexibilität und Kompromissfähigkeit nötig gewesen. Negativ für Seebach war, dass die Einwohneraktion nicht mit dem QVS an einen Tisch gesessen ist und sich gemeinsam für flankierende Massnahmen eingesetzt hat. Dazu hätten beide einen konzilianten Vermittler gebraucht, den man in Seebach durchaus hätte finden können. Zusammen wäre man stärker gewesen. Ein weiteres Fazit: Eine an sich gute Sache verpuffte im Leeren, dabei wären die Tausende von Freizeitstunden der Aktivisten und ihrer Mitläufer in der Arbeitsgruppe Zürich-Nord hochwillkommen gewesen. Und man hätte noch ein bisschen mehr erreichen können.
Quellen: - Tagespresse 1976-1982 - Bulletins der SP 12 - Vorstandsprotokolle - Verkehrsdossiers des QVS von Edy Marth - OGS-eigene