Es gäbe keinen ersichtlichen Grund, diese Geschichte hier zu schreiben, wenn nicht das Mofa ein Seebacher Produkt von FERU gewesen wäre. Mehr zu FERU siehe unter Ferdinand Ruppnig!
Ferdinand Ruppnig war ein begnadeter Velo-Rahmenbauer, Velo- und Motohändler an der Ausserdorfstrasse 33 und produzierte seit 1957 das erste Seebacher Mofa. Schon zuvor hatte er das Mofa im Sortiment, doch gab es die Bezeichnung Mofa erst seit etwas 1959 offiziell als Fahrzeug-Kategorie. Auch ich habe mir 1962 ein solches FERU-Mofa zugelegt, auf Abzahlung notabene: 12 x Fr. 58.-- musste ich dafür erlegen. Die erste Rate schob ich in bar über die Theke, für den Rest gab es 11 Einzahlungsscheine. Das Besondere am Geschäft war aber, dass Ferdinand Ruppnig für die Teilzahlung keinen Zuschlag erhob. Sein Mofa kostete bar Fr. 695.-- und war damit rund Fr.-- 100.-- teurer als eine «Caravelle».
Zum Vertragswerk gehörte auch, dass ich damals als 19-Jähriger hoch und heilig versprechen musste, die Einzahlungen stets pünktlich zu tätigen. Ebenfalls dazu gehörte die elterliche Unterschrift und eine telefonische Ermahnung an die Eltern, darauf zu achten, dass der Sprössling auch gewissenhaft einzahlt, denn ich war damals noch nicht volljährig. Dass ich meine Raten pünktlich bezahlte, war Ehrensache und so übte ich mit beträchtlichem Stolz auf dem Ruppnig'schen Vorplatz mit dem «gewaltigen Brummer» ein paar Runden. Das war doppelt so schwierig, wie sonst, denn Ferdinand Ruppnigs drei Töchter schauten mir zu und mussten dann und wann lachen, wenn ich die Kupplung zu ruckartig los liess. Danach begab ich mich auf die Ausserdorfstrasse und übte dort noch etwas das Hin- und Herfahren und Wenden, ehe ich mich zur Rümlangstrasse vor traute und durch die hohle Gasse nach Rümlang und weiter über Kätsch und Katzenrüti nach Regensdorf, Höngg, Schaffhauserplatz, Milchbuck, Örlikon und zurück nach Seebach fuhr. Ich war überwältigt, wie rasch ich überall hin kam. Es war eine unbeschreibliche Art von Freiheitsgefühl. Und Drang danach hatte ich reichlich!
Das war an einem Samstag Nachmittag. Grund der baldigen Heimkehr waren Schmerzen in den Handgelenken! Bei der Rückkehr glaubte ich, dass ich nun das Mofa ein wenig beherrsche, doch gab es dann doch noch ein paar kritische Situationen, wo ich lernen musste, aufmerksamer zu sein, mehr nach rechts zu gucken, Vortritte zu gewähren und schneller zu bremsen.
Kaum nötig zu erklären, dass das Velo von da an ein Schattendasein im elterlichen Keller fristete und das Mofa am Sonntagabend bereits von den Kollegen in Beschlag genommen wurde. Als es um 23 Uhr spät abends nach Hause ging, konnten bereits zwei weitere Seebacher Mofa fahren! Beide warteten noch ihr Lehrende ab und stiegen dann gleich mit einer Vespa voll ein, etliche Jahre bevor ich diesem Beispiel ebenfalls folgte.