OGS Seebach - Beitrag

Explosion eines Köpfli-Traktors
Ereignisse – Unglück – historisch
Bauer Werner Schnellmann bekam zu Demonstrationszwecken im Jahre 1952 einen Köpfli-Traktor, damit er sich ein Bild von den Vorzügen dieser Zugmaschine machen konnte. Die Demo fand mit einem Pflug in den Schwandenwiesen statt und zwar gleich neben den Schrebergärten beim Waldrand. Der Traktor konnte mit verschiedenen Treibstoffen betrieben werden, also sowohl mit Diesel als auch mit Benzin. Plötzlich schoss aus dem Tank eine Stichflamme hervor und der Tankdeckel samt Teilen des Tanks flogen mit grosser Wucht senkrecht in die Luft, begleitet von einem gewaltigen Knall und einer schwarzen, ringförmigen Rauchwolke, welche man weit herum aufsteigen sah. Sie glich jenen Rauchringen, welche Zigarettenraucher manchmal aus Spass mit ihrer Zigarette produzieren. Die Rauchwolke drehte sich dabei axial um sich selbst. Der Explosionsknall war weit im grossen Umkreis zu hören. Wie durch ein Zufall geschah dies genau unter einer Überland-Starkstromleitung und genau eines der Kabel wurde von dem Tankteil getroffen.

Kaum zu glauben ist der Umstand, dass dieses kleine Tankteil das dicke Kabel so in Mitleidenschaft zog, dass man von unten ganz deutlich eine beträchtliche Verdünnung des Kabels erkennen konnte. Ich war damals 10 Jahre alt und spielte gerade mit den Geschwistern auf der Terrasse am Schönauring 52. Sofort rannten alle los in die Gegend, wo das Unglück geschah. Auf dem Weg dorthin begegnete uns ein Bub, welcher erzählte, ein Traktor sei explodiert und 30 m durch die Luft geschleudert worden, wobei er das Kabel einer Starkstromleitung beschädigt habe!! Dort angekommen, wurden wir aber von Erwachsenen bei der Köschenrütibrücke aufgehalten, sodass wir auf dem Bennenriedweg auf der anderen Seite des Bachs bis zur Überlandleitung vorstiessen. Ausser der Delle im Kabel sah man nichts, aber auch gar nichts. Auch einen zertrümmerten Traktor suchten wir vergebens. Es gab nur sehr zahlreiche, aufgeregt herum springende Erwachsene.

Bald kam auch die Polizei und schickte die Kinder unter der Stromleitung weg. Danach sperrten sie beide Wege entlang dem Bach ab. Der Traktor, bisher durch Gebüsche verdeckt, wurde mit einer Eisenstange von einem anderen Traktor abgeschleppt und sah erstaunlich gut aus, sodass jedermann schnell erkannte, dass dieser Traktor keinen Flug hinter sich haben konnte. Bei der Traktor-Demo anwesend war auch Landwirt Jakob Strehler. Jene Schrebergärtner, welche gerade im Garten arbeiteten, erschraken nicht schlecht, denn der Knall war ohrenbetäubend. Zu den paar Zeugen, welche dies aus nächster Nähe beobachten konnten, gehörten auch Herr und Frau Jakob Tschannen vom Schönauring. Sie waren nicht die einzigen, die dort gerade gärtnerten.

Am darauf folgenden Tag tauchten erneut Buben auf und erzählten, dass Elektriker mit kleinen Gondeln dem kaputten Kabel entlang führen. Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile im ganzen Schönauring und erneut begaben sich ganze Kinderscharen zur Köschenrütibrücke, wo der Weg zum Wald immer noch abgesperrt war. Dabei sah man zwei Männer in grossen Körben mit Rollen an dem Kabel hängen. Sie verstärkten die Leitung an der beschädigten Stelle. Ob Elektromonteur Max Alder vom EKZ Köschenrütistrasse selber Hand anlegte oder ob das seine Mannen erledigten, ist nicht mehr gesichert. Jedenfalls dauerte es ziemlich lange und zum Zuschauen war es äusserst langweilig. So lichtete sich die meist aus Kindern bestehende Zuschauermenge bald wieder. Später begutachtete ich zusammen mit Schulbuben natürlich den Flick, der allen vor kam wie ein Gipsverband aus Draht, welcher um das Kabel gewickelt wurde. Der Flick war noch Jahre lang zu sehen. Irgendwann wurde das Kabel dann ersetzt und noch später demontierte man die gesamte Leitung samt den Masten.

Quellen:
- OGS-eigene
- Jakob Tschannen und seine Frau
- Werner Schnellmann

Explosion eines Köpfli-Traktors (1952-B)

Auf dieser Fotomontage sieht man, wie sich die Explosion von der Strasse neben dem Haus Schönauring 50 - 56 präsentierte. Der schwarze Rauchring drehte sich um sich selbst, stieg rasch in die Höhe und löste sich dann auf.

Explosion eines Köpfli-Traktors (1952-C)

So etwa stellten sich die fantasievollen Buben das Ereignis vor, jedenfalls nach den ersten flüchtigen Nachrichten.

Explosion eines Köpfli-Traktors (1952-D)

So sah die betroffene Hochspannungsleitung nach der Explosion aus.

Explosion eines Köpfli-Traktors (1952-E)

So sah die Hochspannungsleitung am nächsten Tag aus, nachdem Fachleute unter der Leitung von Max Alder vom EKZ die angerissene Leitung repariert hatten.

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