Velos, Motos, Tankstelle, NSU-Vertretung. Friesstrasse 19. Die Herren Kraft und Schraner übernahmes das Geschäft von Wolfensberger im März 1956, nicht aber seine Vertretungen. Der Name Kraft hatte nichts mit der Kraft eines Motorrades zu tun, sondern war der Name des einen Inhabers. Kraft beschränkte sich aus Kostengründen auf eine Marke und damit standen die Verkaufsrenner, die NSU Prima (Roller) und das NSU Quickly (Moped) im Vordergrund. Kraft betreute das Geschäft an der Friesstrasse und Schraner blieb am alten Standort an der Bucheggstrasse 141 in Ã?rlikon tätig. Mit der Ã?bernahme der NSU-Vertretung übernahm man eine damals recht renommierte Motorrad-Marke. Kraft hat einen Sohn namens René. Er scheint Mitglied der Holzkorporation zu sein. Sie wohnten um 1958 an der Seebacherstrasse 260.
Marcel Fisler, der ganz in der Nähe dieser Garage wohnte, beobachtete 1956 das dortige Geschehen: "Die Automobilisten achteten nicht nur auf einen stets vollen Tank, sondern wollten auch für Notfälle gewappnet sein und brachten oft noch Kanister mit. Der Tankvorgang war noch wenig effizient und trug viel zur Schlangenbildung bei. Es gab nur bediente Tankstellen, man traute den Automobilisten nicht zu, ihre Vehikel selber aufzufüllen, dazu musste man ausgebildet sein. Eine Tankstelle verfügte immer nur über eine einzige Säule, gab es eine zweite, so war diese für einen anderen Treibstoff, Diesel oder Zweitakt. An der Tanksäule hatte es ein Schauglas, das der Tankwart immer gebannt beobachtete, wozu weiss ich nicht. Wenn er fertig war, putzte er die Frontscheibe, fragte, ob noch Ã?l oder Wasser zu kontrollieren sei, nahm das Geld in Empfang, ging ins Büro, um das Wechselgeld zu holen, liess sich vom Kunden das Trinkgeld geben, bedankte sich höflich, winkte den Wagen zurück auf die Strasse wenn der Weg frei war und dann erst konnte das nächste Fahrzeug vorfahren. Sonntagnachmittags legten wir Kissen auf die Fensterbank und ergötzten uns an dem Schauspiel, für Vater war es eher die Schadenfreude des Nicht-Autobesitzers, der sich am Schlangenstehen der Besitzenden erfreute, für mich waren es die Wagen als solche, vom Messerschmidt Kabinenroller, über den Topolino und den DKW bis hin zu den Ami-Schlitten, den Cadillacs, Schtudebekkers (Studebakers), Buicks und Chevrolets mit ihren glitzernden Stossstangen, riesigen Heckflügeln, beeindruckenden Kühlerfiguren und blendenden Weisswandreifen."
Quellen: - Seebacher Nachrichten März 1956 - René Kraft 2005 - Marcel Fisler (letzter Abschnitt)