OGS Seebach - Beitrag

Schaffner, Ernst
Gewerbe – Gärtnerei – historisch
Rümlangstrasse 47 (1933, 1957, 1960, 1964), später 55 (1970). Die Gärtnerei wurde in Seebach gegründet im Sommer 1933. Das Kaufdatum des Grundstücks ist der 4. Juli 1933. Bald nach der Firmengründung kam auch ein Saurer-Lastwagen hinzu, welcher aber bereits einige Jahre auf dem Buckel hatte. Die Einzelfirma begann mit bescheidenen Mitteln und erstellte anfänglich zwei kleine Treibhäuser, in welchen Ernst Schaffner mit der Züchtung eigener Blumensorten begann. Im Jahre 1939 gelang ihm die Züchtung eines reinen hellblauen Stiefmütterchens, welches er im grösseren Stil produzieren und verkaufen konnte. Er verkaufte seine Eigenzüchtungen nicht nur in Form von Blumen, sondern auch als Samen. Auf dem Gebiet des heutigen GZ betrieb er damals ein grösseres Feld, wo er an die 200'000 seiner Stiefmütterchen, denen er den Namen «Zürichsee» gab, anpflanzte. Sie dienten grösstenteils für den Samenbau. Ein Teil gelangte in den Direktverkauf. Dank der Reinheit seiner Züchtung errang er höchste Auszeichnungen. Zu dieser Zeit nannte er sein Geschäft «Gartenbau Schaffner», siehe Foto nebenan!

Das Verkaufsgeschäft war anfänglich, d.h. ab 1946 an der Schaffhauserstrasse 435. Ende November 1952 konnte Ernst Schaffner dann ein grösseres Geschäft ganz in der Nähe an der Ecke Schaffhauserstrasse-Grünhaldenstrasse übernehmen. So hatte er nun genügend Platz, um auch sein Samensortiment anzubieten. Das Blumengeschäft hiess anfänglich, im Unterschied zur Gärtnerei, «Blumenhaus Seebach», doch geworben wurde weiterhin mit dem angestammten Werbenamen «Blumen Schaffner». Die Schaffners hatten als für ihr Geschäft nicht weniger als drei Namen! Im Jahre 1953 erzielte das Stiefmütterchen in London eine hohe Auszeichnung. Gleiches widerfuhr dem Zurichsee-Tänkeli im Jahre 1961, wo es erneut eine hohe Auszeichnung errang. Siehe Fotos nebenan!

Noch interessanter war dann seine Cyclamenzucht, wo es ihm gelang, eine gefranste Sorte zu züchten. Das war um 1947. Ernst Schaffner suchte nach einem zugkräftigen Namen, da er beabsichtigte, die Samen dieser Cyclame in die ganze Welt zu verkaufen. Er fragte in der Folge keinen geringeren als den früheren britischen Premierminister Winston Churchill, ob er einverstanden sei, wenn er der Cyclame seinen Namen gäbe. Um seinen Wunsch ganz klar zu formulieren, war die Anfrage begleitet von einem grossen Cyclamentopf. Winston Churchill, der selber ein grosser Blumenfreund war und in seinem Landhaus ebenfalls einen grossen Blumengarten unterhielt, gab die Erlaubnis und so baute Ernst Schaffner ab 1953 einen Exporthandel mit den «Winston Churchill»-Cyclamen-Samen auf, nachdem er bereits mit den Zurichsee-Stiefmütterchen einzelne Länder in Mitteleuropa belieferte. Da für diese grosse Produktion seine bisherigen zwei Treibhäuser nicht mehr ausreichten, liess er eine neue, grössere Anlage errichten, welche mit einer modernen Ölheizung ausgestattet war. Mit viel Aufwand errichtete er die Heizanlage mit einem Riesentank von 100'000 Litern. Siehe dazu den separaten Beitrag Heizöltanks, riesige mit zahlreichen Bildern!

1964 eröffnete Ernst Schaffner dann in einem Neubau an der Rümlangstrasse ein neues Verkaufsgeschäft, was den Betrieb stark vereinfachte, da nun die Gärtnerei und das Verkaufsgeschäft ganz nahe beisammen waren. Von der Strasse aus konnte man die sanft beleuchteten Gewächshäuser gut erkennen. Diese wurden sogar mit einer Sprühnebelanlage ausgestattet. Das neue Verkaufsgeschäft blieb aber der Tradition treu, dass man die Kunden einzeln und persönlich bediente.

Ernst Schaffner war in seiner spärlichen Freizeit auch ein Hobbyfotograf und hat manche Foto vom Werden seines Geschäftes sowie der näheren Umgebung geschossen. Rund 100 Fotos davon waren von öffentlichem Interesse und wurden von seinem Sohn Hans Kaspar Schaffner und seiner Frau Kaija der OGS zur Verfügung gestellt. Als er 1933 anfing, kaufte er jenes Stück Land an der Rümlangstrasse, wo sich die alte Sandsteingrube befand, welche 1664 angeblich zum Bau der Niklauskapelle die Sandsteinplatten geliefert haben soll. Diese Grube bestand immer noch und klaffte inmitten seiner Gärtnerei, was er zu ändern gedachte. Da Ernst Schaffner aber zuerst ein Haus für seine Familie bauen musste, hatte diese Arbeit Vorrang. Auch vom Bau dieses Hauses gibt es noch etliche Aufnahmen. Die Sandsteingrube wurde benützt, um das Aushubmaterial für sein Häuschen aufzunehmen. So füllte sie sich schon ein wenig. Daneben warf man aber auch alle grösseren Steine, zerbrochene Tonkrüge in die Grube, die sich nun langsam immer mehr zu füllen begann.

Da Seebach seit 1917 keinen Wein mehr anbaute, Ernst Schaffner aber ein Liebhaber eines guten Tropfens war, reifte bei ihm der Entschluss, auf seinem Land einige hundert Weinstöcke anzupflanzen und zu versuchen, seinen eigenen Wein anzubauen. Um seiner Gärtnerei nicht unnötig Land wegzunehmen, beschloss er dann kurzerhand, die Sandsteingrube endlich zu hinterfüllen, wozu er während Monaten von anderen Baustellen in der Nähe den Aushub in seine Grube kippen liess. Das war die günstigste Art, die Grube zu füllen. Ein Jahr später war die Grube gefüllt und das Material ausreichend verdichtet, sodass er mit dem Anpflanzen des Weines beginnen konnte. Kurz vor Beginn des Krieges war es soweit. Nach einigen Jahres des Aufwuchses kam das Jahr der ersten Traubenernte, die erfreulich ausfiel und bei einer landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft gekeltert und in Flaschen abgefüllt wurde. Es galt nun noch, dem Wein einen Namen zu geben und dieser lautete dann «Scherbenberger», weil der Weinberg über der alten Sandsteingrube errichtet wurde, in welcher viele Tonnen Tonscherben lagerten. Mehr dazu siehe unter Scherbenberger und Scherbenberg!

Ernst Schaffner war, wie schon indirekt angedeutet, verheiratet mit Frau Anna. Die beiden hatten einen Sohn namens Hans Kaspar. In den 1950er Jahren verfasste Ernst Schaffner nebenbei auch noch monatlich einen Artikel in den «Seebacher Nachrichten», welcher für Hobbygärtner gedacht war. Neben dem Zürichsee-Stiefmütterchen und der Churchill-Cyclame züchtete er auch noch eine Blume namens «Graf Zeppelin» und einen «Do-X-Salat»!! Er trat am 1.10.1975 in den Ruhestand und übergab das Geschäft an Sohn Hans Kaspar.

Ernst Schaffner gehörte zum engen Kreis der Förderer der «Seebacher Nachrichten». Dies erwähnte Verleger Hans-Heinrich Pfister ausdrücklich in seinem Leitartikel zum 30-jährigen Jubiläum der Zeitung. Ernst Schaffner war auch einige Jahre im Vorstand des Quartiervereins Seebach (QVS) tätig und stets grosszügig gegenüber dem QVS, indem er das eine oder andere Projekt finanziell unterstützte. Noch mehr über die Schaffners siehe auch unter Bombenkrater! Zum weiteren Schicksal der Gärtnerei siehe unter Hans Kaspar Schaffner!

Quellen:
- Seebacher Nachrichten April 1954
- Hans Kaspar und Kaija Schaffner
- OGS-eigene

Ernst Schaffner (1934)

In der Baugrube mit den Arbeitern, welche tief in den Plattensandstein graben mussten. Das ging nur mit grosser Kraftanstrengung.

Ernst Schaffner (1934)

Aushub der Baugrube für das Wohnhaus der Schaffners.

Ernst Schaffner (1934)

Ein Blick in die Baugrube für das künftige Wohnhaus der Schaffners. Im Hintergrund sieht man sitzend die noch junge Anna Schaffner!

Ernst Schaffner (1934)

Eine weitere Aufnahme der Baugrube für das Wohnhaus der Schaffners. Diesmal mit viel Zuschauern.

Ernst Schaffner (1935)

Das Haus steht und trägt noch die alte Hausnummer 47.

Ernst Schaffner (1935)

Das neu erstellte Wohnhaus der Schaffners.

Ernst Schaffner (1935)

Ernst Schaffners Lastwagen war ein gebrauchtes Modell und einer der ganz wenigen Saurer-Lastwagen im alten Seebach. Die Nummer ZH-4268 verrät, dass er aus der Zeit um 1935 herum stammt. Die hintere 8 ist eher unsicher.

Ernst Schaffner (1940)

Die Treibhäuser der Gartenbau Schaffner mit den ersten Palmen in Seebach um 1940.

Ernst Schaffner (1940)

Die Gärtnerei mit der alten Heizung für die Treibhäuser, welche sehr aufwändig in der Handhabung war.

Ernst Schaffner (1940)

Die alten Treibbeete aus den 1940er Jahren.

Ernst Schaffner (1940)

Die Treibbeete von unten her gesehen. Deutlich kann man erkennen, dass damals alles, was gemauert war, noch Schaffner'sche Handarbeit war.

Ernst Schaffner (1940)

Die Gärtnerei etwa im Jahre 1940, damals noch als Gartenbau Schaffner angeschrieben.

Ernst Schaffner (1940)

Die Lage der Treibbeete und dahinter ein Treibhaus. Links davon die alte Heizanlage.

Ernst Schaffner (1940)

Die Rückseite eines Beutelchens mit Zürichsee-Stiefmütterchen, wie sie Blumen Schaffner von 1940 bis 1985 angeboten hat. Die 65 ganz unten bedeutet das Verpackungsjahr. Die Samen waren viele Jahre lang haltbar.

Ernst Schaffner (1941)

Während des 2. Weltkriegs wehte auf dem Grundstück der Gärtnerei stets eine Schweizer Fahne.

Ernst Schaffner (1947)

Das Teezimmer von Sir Winston Churchill. Hier hat er sich möglicherweise bei einer Schale gutem englischen Tee und einem Stück Früchtekuchen zurück gezogen, nachdem er die Einwilligung zur Benützung seines Namens für die Cyclamen erteilt hatte.

Ernst Schaffner (1947)

Das Schreiben von Sir Winston Churchill aus dem Jahr 1947 für die Bewilligung, seinen Namen für die Neuzüchtung der Schaffner'schen Cyclame benützen zu dürfen.

Ernst Schaffner (1947)

Die Beurkundung des Schweizerischen Gärtnermeister-Verbandes an Sir Winston Churchill, dass die Schaffner'sche Cyclame nun offiziell seinen Namen trägt.

Ernst Schaffner (1947)

Dies ist das Landhaus Chartwell von Sir Winston Churchill im Süden von London. Hierher sandte Ernst Schaffner seinen Cyclamentopf, um das Einverständnis für die Namensgebung zu erhalten.

Ernst Schaffner (1947)

Dieses Bild zeigt das Arbeitszimmer von Sir Winston Churchill. An diesem Pult hat er das Schreiben vom 24. Januar 1947 an Ernst Schaffner vermutlich aufgesetzt.

Ernst Schaffner (1948)

Eine der wenigen noch überlebenden Weinetiketten des wirklich letzten Seebacher Weins.

Ernst Schaffner (1950)

So warb Ernst Schaffner, als er nach 1950 sein Geschäft an der Ecke Schaffhauser- / Grünhaldenstrasse eröffnete.

Ernst Schaffner (1953)

Die Auszeichnung aus London vom Jahr 1953 für das Zürichsee-Stiefmütterchen.

Ernst Schaffner (1954)

Inserat des Blumengeschäftes Schaffner in den «Seebacher Nachrichten».

Ernst Schaffner (1956)

Dies ist ein Gemälde von Werner Wälchli, aufgenommen vom Streulihaus aus und zeigt in Bildmitte ein grosses Feld mit den damals sehr bekannten Zürichsee-Tänkeli von Ernst Schaffner. Das Gemälde ist im Besitze von Gabriel Schnellmann.

Ernst Schaffner (1956)

Ein Topf mit gekrausten Cyclamen, welche Ernst Schaffner seit 1947 als Churchill-Cyclamen verkaufen durfte.

Ernst Schaffner (1960)

Ein Schaufenster aus der Nähe zeigt, wie Ernst Schaffner seine Kundschaft mit tropischer Blumenpracht anzog. Dafür hatte er ein untrügliches Gefühl.

Ernst Schaffner (1960)

Die Filiale des ursprünglichen Verkaufsgeschäftes für Blumen und Samen an der Ecke Schaffhauser- / Grünhaldenstrasse als Nachtaufnahme.

Ernst Schaffner (1961)

Die Auszeichnung aus dem Jahr 1961 für das Zürichsee-Stiefmütterchen.

Ernst Schaffner (1964)

Das Dankesschreiben von Sir Winston Churchill an Ernst Schaffner für die Grüsse zum 90. Geburtstag.

Ernst Schaffner (1965)

Die Rückseite des Samenbeutelchens für die Churchill-Cyclamen, vermutlich ebenfalls aus dem Jahr 1965.

Ernst Schaffner (1965)

Die Vorderseite des Samenbeutelchens für die Churchill-Cyclamen aus dem Jahr 1965.

Ernst Schaffner (1965)

Die Churchill-Cyclamen in einem Treibhaus um 1965.

Ernst Schaffner (1965)

Die Vorderseite des Samenbeutels für Zürichsee-Stiefmütterchen.

Ernst Schaffner (1967)

Hier sieht man die wohl einzige überlebende Foto von Ernst Schaffners auswärtigen Beeten. Hier dasjenige im Binz. Ganz rechts das Bauernhaus von Ernst Minder mit den beiden Kaminen. Es belegt die genaue Lage.

Ernst Schaffner (1967)

Ein Portrait von Vater und Sohn in der deutschen Fachzeitschrift «Der Gärtnermeister» anlässlich eines Berichtes aus der Schweiz über die erfolgreichen Züchtungen von Schaffners Zürichsee-Tänkeli und den Churchill-Cyclamen.

Ernst Schaffner (1970)

Im Vordergrund rechts der alte Heizöltank in seinem Gebäude. Die Gärtnerei wird von immer mehr Häusern eingeengt.

Ernst Schaffner (1971)

Diese Aufnahme vom letzten Besuch der OGS in Chartwell zeigt, dass die heutigen Betreiber des früheren Landhauses von Sir Winston Churchill alle seine Cyclamen, die er so mochte, entfernt und durch einen englischen Rasen ersetzt haben.

Ernst Schaffner (1975)

Das Blumengeschäft an der Rümlangstrasse.

Ernst Schaffner (1975)

Der untere Teil des Blumengeschäftes, von wo aus man ganz tief in die beleuchteten Gewächshäuser hinein sehen konnte. Nachts war das ein Erlebnis und hat manchen Bewunderer angezogen.

Ernst Schaffner (1975)

Hier sieht man sehr schön, dass die Schaffners später ihr Haus um eine Etage aufgestockt haben. Quer zum Haus der alte Blumenladen.

Ernst Schaffner (1975)

Ernst Schaffner mit seiner Frau Anna an einem Fest.

Ernst Schaffner (1975)

Ernst Schaffner anlässlich der Geschäftsübergabe an seinen Sohn Hans Kaspar. In der Mitte die noch jugendliche Gattin Kaija des Hans Kaspar. Rechts aussen Hans Kaspar, noch ohne Schnauz.

Ernst Schaffner (1980)

Die Schaffners feiern um 1980 ein Familienfest mit zahlreichen Freunden. Erkennbar sind Fritz Senn mit Reto Billeter auf dem Arm, vorne Jacqueline und ihre drei Brüder, dahinter Ernst Schaffner, daneben links Kaija und ganz rechts Hans Kaspar Schaffner.

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