Der Umstand, dass während einer der letzten Eiszeiten der Linth-Rheingletscher das Greifensee-Furttal-Tiefenbecken ausgeschliffen hat, gibt Anlass, sich Gedanken zu machen, wie die Landschaft damals in unserer Gegend ausgesehen haben könnte. Da man noch nicht mit Sicherheit weiss, welche Eiszeit dieses und auch andere Tiefenbecken ausgeschliffen haben könnte, kann man den Verdacht nur auf jene Eiszeit lenken, welche die grösste Vereisung und damit auch die grösste Erosionskraft besass. Damit fällt dieser Verdacht vorerst auf die Riss-Eiszeit, welche vor etwa 120Â?000 Jahren zu Ende ging. Sicher ist das allerdings nicht, denn über die beiden ersten Eiszeiten, dem Biber und der Donau und deren Ausmasse und Auswirkungen in der Schweiz wissen wir nur sehr spärlich Bescheid. Aus diesem Grunde nehmen wir jetzt einmal an, dass das erwähnte Tiefenbecken, an welchem Seebach liegt, im Spät-Riss entstanden ist, immer mit dem Vorbehalt, dass sich das noch ändern könnte.
Zum Zeitpunkt, als sich der Furttalarm des obenerwähnten Gletschers bis nach Gossau ZH zurückgezogen hatte, was etwa 120Â?000 Jahre vor heute der Fall gewesen sein könnte, war dieses Tiefenbecken eben erst entstanden und die Bäche und Flüsse begannen allmählich, den See wieder mit Geschiebe zu füllen. Da der Wasserspiegel des Beckens bei Würenlos auf einer Höhe von etwa 385 Metern über Meer lag und dieses im unteren Furttal 215 tief war, muss sich in diesem Tal zwangsläufig ein entsprechend tiefer See gebildet haben, der sich an Seebach vorbei bis nach Gossau ausdehnte und eine ähnliche Form gehabt haben könnte, wie der heutige Zürichsee. Bei Seebach war der See teilweise unterbrochen, denn der Wasserspiegel des Sees lag ja bei 385 Metern. Einige Probebohrungen im Gebiet von Seebach haben gezeigt, dass der Molasse-Untergrund bei der Contraves AG etwa 23 Meter, in der Schwelli etwa 7 Meter, im Hürstholz etwa 20 Meter und im Schärenmoos in 25 Meter Tiefe beginnt. Zählt man diese Tiefenangaben von der durchschnittlichen Höhe über Meer ab, dann stellt man fest, dass ein grosser Teil Seebachs auch an den tiefsten Stellen nicht im Wasser lag, sondern um einiges darüber. Einzig im Bereich des oberen Katzenbachs bis Reckenholz und von dort unter der Heu hindurch in Richtung offene Velorennbahn Ã?rlikon dürfte es eine schmale Wasserverbindung zum Herzogenmühlesee (dem ehemaligen unteren Seebecken des Ur-Greifensees) gegeben haben.
Ob die Rinne so breit war, dass sich das Niveau der beiden Seen anglich oder ob der Furttalsee (der untere der beiden Seen) tiefer lag und damit die damalige Glatt als fliessender Fluss an Seebach vorbei floss, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, da noch zu wenig Bohrungen vorliegen, um die Breite der Rinne in der Molasse auf dem Niveau von 385 m.ü.M zu erkennen. Von der Logik ist aber eine Seespiegel des Ur-Greifensees von nur 385 eher zu tief, sodass die Verbindung der beiden Seen im Greifensee-Furttalsee, nämlich die Ur-Glatt wohl ein schnellfliessender Verbindungsfluss gewesen sein dürfte, welcher tosende Wasserfälle aufwies. Mit weiteren Bohrungen bis zum Molassegestein im Bereich Ã?rlikon-Seebach könnte man noch heute ausfindig machen, wo diese Wasserfälle lagen und wie hoch sie waren. Ein reizender Gedanke. Der Molasseuntergrund weist an dieser Stelle die Form eines engen Tales auf, was auf Erosion hinweist und somit den Verdacht auf eine rapid fliessende Glatt bestärkt.
In der Orts-Chronik von Affoltern kann man nachlesen, dass die Glatt vor der letzten Eiszeit durch das Katzenbach-/Furttal geflossen sei. Aufgrund der Lage der beiden Tiefenbecken im Glatttal/Furttal kann man annehmen, dass es vor 120Â?000 Jahren zwei getrennte Fluss-Systeme im heutigen Glatttal gab. Das eine System entwässerte das ältere und tiefere Ustersee-Oberglattsee-Tiefenbecken. Entwässert wurde es durch einen Fluss, der heute als Altbach von Bassersdorf nach Rümlang fliesst und als dessen Oberlauf möglicherweise die Ur-Kempt fungierte, die damals noch nicht in die Töss entwässerte, sondern eben ins untere Glatttal. Das andere System entwässerte das Furttal-Greifensee-Tiefenbecken. Dies war die Ur-Glatt, welche folglich durch das Furttal entwässerte. Da zu dieser Zeit die Täler von Seen erfüllt waren, die von den Geschiebe führenden Flüssen allmählich eingedeckt wurden, gilt es nun, abzuschätzen, wann diese Seen zumindest teilweise verlandeten. Es könnte etwa vor 80Â?000 bis 100Â?000 Jahren allmählich eingetreten sein und erst von dieser Zeit an könnte in unserem Tal die Glatt zu fliessen begonnen haben. Ausgenommen natürlich in Seebach selber, das stets zum grossen Teil im Trockenen lag und wo schon viel früher der oben erwähnte Verbindungsfluss zwischen Greifen- und Furttalsee vorhanden gewesen sein dürfte.
Im genannten Zeitraum herrschte ein mildes bis kühles Klima, welches durchschnittlich etwa 3 Grad kühler war als heute. Entsprechend viel Geschiebe führte die Glatt mit sich, denn die spärlichere Bodenbedeckung der Abhänge führte zu einer starken Erosion. Dies lässt vermuten, dass die Seen im Greifensee-Furttal-Tiefenbecken relativ bald einmal mit Schotter und Sedimenten aufgefüllt waren. Daher die weiter oben geäusserte Vermutung, dass die beiden Seen spätestens nach 40Â?000 Jahren wieder voll geschüttet waren und verlandeten.
Zusammenfassend kann gesagt werden: Es ist tatsächlich zu vermuten, dass die Glatt früher durch das Katzenbach-/Furttal floss. Als durchgehender Fluss aber wohl erst ab etwa 80Â?000 Jahre vor heute. Das Niveau dieses Tales lag damals aber noch tiefer als heute. Die Landschaft in der Talebene war flach. Es gab keine Hügel wie die Buhn, die Egg, das Bühl oder andere Relikte der Würmvereisungen oder der Aathal-Schüttungen. Im Norden aber gab es als Talabschluss die damals noch höher erscheinende Käshalden und auch das Ausserdorf ragte etwas mehr aus dem Talboden hervor. Die weitere Entwicklung der Seebacher Landschaft lesen Sie unter dem Stichwort Buhn, geologisch.