Restaurant. Buhnrain 3. Wirt: Salomon Wölber. Er wird urkundlich genannt in den Jahren 1866 und 1879, sein Restaurant 1885 und 1894. Er wohnte seit 1866 im vorderen Haus in jenem Teil mit der Assek-Nr. 66 und bewarb sich 1874 um den hinteren Teil des Hauses mit der Assek-Nr. 66c, wofür er Fr. 1000.-- bot. Dieses Haus barg bis 1830 die Gemeindestube, welche bis 1818 auch als Schulzimmer diente. An einer Gant im Jahre 1874 wurde er aber durch Caspar Meier mit Fr. 1389.-- ausgestochen. Erst 1879 erwarb er dann auch das hintere Haus. Dieses bestand nur aus einer Wohnstube, einer Küche und einer Kammer. Es hatte weder Keller noch Winde noch Garten und wurde an der Gemeindeversammlung vom 30.8.1874 als für solide Leute unwürdig bezeichnet. Um aber das Ganze wieder ins rechte Licht zu rücken: In der Wohnstube hatten bis zu 120 Schüler Platz und entlang den Wänden fanden auch noch Besucher Platz. Es herrschte zwar drangvolle, stickige Enge, zeigt aber doch, dass diese Wohnstube mindestens 30 m² gross gewesen sein muss.
Es ist zu vermuten, aber noch nicht gesichert, dass Salomon Wölber hier seine Weinstube einrichtete. Das genaue Eröffnungsjahr und der Standort des Restaurants sind noch nicht ermittelt. Die Eröffnung dürfte aber zwischen 1879 und 1885 erfolgt sein. Wieweit das Restaurant ein selbständiger Betrieb war, ist noch offen, denn Salomon Wölber führte seine Weinstube zusammen mit einem kleinen Spezereiwarenladen in Personalunion. Möglicherweise schaffte er das durch die Mithilfe seiner Frau und durch aufeinander abgestimmte Ã?ffnungszeiten. Der Spezereiladen befand sich im mittleren Teil des Hauses, welcher zum Haus Nr. 3 gehörte. Nachfolger im Spezereiladen wurde um etwa 1898 Alfred Brühlmann, welcher aber eine Bäckerei betrieb, die ab etwa 1918/19 von Jakob Hunsperger weitergeführt wurde. Für das Restaurant Weinstube gab es offenbar keinen Nachfolger.
Die alte Weinstube wurde gerne von den Vereinen, speziell natürlich dem TVS, den Leuten vom Männerchor aber auch für Veranstaltungen im kleinen Rahmen gebraucht und war eine für die damalige Zeit typische Schenke.
Rein überlegungsmässig lässt sich das noch unsichere Eröffnungsdatum deshalb zwischen 1879 und 1885 ansiedeln, weil Salomon Wölber das Haus 1879 erwarb und weil die typische Beiz für Vereinsanlässe kaum vor der Gründung der ersten Vereine in den mittleren 1870er Jahre eröffnet worden sein konnte. Salomon Wölber hat den Männerchor Seebach höchstpersönlich gegründet. Die Schliessung des Lokals dürfte für die Zeit des Ablebens von Salomon Wölber angesetzt werden. Dieses Datum ist noch nicht gesichert, doch ist er im Adressbuch der Schweiz von 1894 erwähnt, nicht mehr aber im Adressbuch von Seebach 1913. Somit schloss die «Weinstube» sicher vor 1913. Dafür spricht auch, dass Alfred Brühlmann seine Bäckerei schon um etwa 1918/19 weitergab. Es ist somit anzunehmen, dass er das Lokal in der Zeit um 1900 übernahm. Das ist allerdings nur eine sehr vage Vermutung. Die Nachfahren des Salomon Wölbers blieben dem Haus bis zu seinem Abbruch im Jahre 1971 treu.
Ein früher Zeitzeuge, welcher sich noch an die Weinstube erinnern konnte, berichtete seinem Sohn über die alte Beiz und dieser wiederum gab die Erinnerung an die OGS weiter. Er beschrieb sie als ein eher etwas dunkles Lokal mit Schummerlicht. An warme Speisen konnte er sich nicht erinnern, aber an kalte Platten, wie Speckteller, Restbrote, Gnagi, Bauernschüblinge usw. Getrunken hätten die Gäste neben Wein sehr gerne auch Apfelwein, von welchem Salomon Wölber immer ein paar Korbflaschen vorrätig hatte. Das Lokal wurde nicht übermässig frequentiert und ohne den nebenbei geführten Comestible-Laden hätte Salomon Wölber kaum von der Beiz alleine leben können.
Trotz Jahre langem Suchen konnte die OGS über das Restaurant "Weinstube" nicht mehr als das oben Beschriebene zusammentragen und auch das nur bruchstückweise. Daher muss der Bericht noch als lückenhaft betrachtet werden. Damit die Informationen aber heute schon eingesehen werden können, bleibt der OGS vorerst gar nichts anderes übrig, als Mut zur Lücke zu zeigen und den noch unvollkommenen Beitrag zu publizieren. Vielleicht ermuntert dies den einen oder anderen Leser, weitere Details zu melden.
Quellen: - Seebacher Nachrichten 15.3.1954, Reinhard Ochsner, Folge 23 - namentlich nicht mehr bekannter Zeitzeuge vom Buhnrain um 1957 - Adressbuch der Schweiz von 1894 - Adressbuch von Seebach 1913 - «Unser Seebach», 1983, 55 - Reinhard Ochsner (erwähnte das Stichjahr 1885 für die Weinstube) - «Geschichte von Seebach», Reinhard Ochsner, Seebacher Nachrichten, 1952-54