OGS Seebach - Beitrag

Schnellmann, Werner sen.
Landwirtschaft – Landwirte von 1900 - heute – historisch
Landwirt. Köschenrütiweg 2 (inoffiz.), Käshaldenstrasse 30 (offiz.). (1942, 1950, 1982), Alte Assek-Nr. 104/70, verstorben 1997. Werner Schnellmann sen. übernahm das Gehöft in den 1930er Jahren von seinen Eltern Leopold und Karoline und betrieb es bis in die 1960er Jahre. Bereits zwischen 1942 und 1944 verkauften die Schnellmanns das Bauernhaus an die Stadt Zürich und wurden zu Pächtern des Hofs. Werner Schnellmann war verheiratet mit Klara, geborene Frischknecht. Das Paar hatte vier Kinder und zwar den Werner, die Marianne, den Georg und den Gabriel. Werner Schnellman war im Militär bei der Kavallerie eingeteilt. Zudem war er Mitglied des Schwyzer Vereins Zürich und dokumentierte damit seine Verbundenheit mit der Herkunft seines Vaters. Darüber hinaus war er auch gesanglich aktiv beim «Jodelchörli Urchig». Der Schwyzer Verein Zürich veranstaltete um 1940 herum in Zürich noch Umzüge, wo ein Alpaufzug inszeniert wurde. Er nahm daran mit seinem 'Eidgenoss' (Pferd) teil und zeigte, wie das schwere kupferne Käsekessi auf dem Rücken eines Pferdes transportiert wurde. Um 1963 verliessen die Schnellmanns den Hof. Dieser wurde dann von Vetter Heinrich Schnellmann noch längere Zeit weiter geführt.

Die Schnellmanns betrieben sowohl Landwirtschaft als auch Schweinezucht und Schweinemast. Sie besassen eine stattliche Anzahl Kühe, etwa drei Pferde und zeitweise bis zu 500 Hühner in zwei Hühnerställen. Sie fuhren zwei verschiedene Traktoren, der erste war ein Fordson Major, dann ein weiterer Fordson und zuletzt noch ein Bührer. Die Schnellmanns waren um 1953 irgendwie involviert bei einer Demo mit einem Köpfli-Traktor in den Schwandenwiesen. Dabei gab es eine Explosion des Treibstofftanks, worauf sich Werner Schnellmann keinen Köpfli-Traktor zulegte, sondern noch ein Weilchen bei seinem alten Fordson-Traktor blieb. Siehe dazu unter Explosion eines Köpfli-Traktors! Wie das allerdings genau ablief, ist nicht mehr in Erinnerung.

Die Schnellmanns waren auch bekannt dafür, dass sie die meisten schwarzen Katzen in Seebach 'besassen'. Allerdings waren das nicht zugekaufte, sondern fast alles zugelaufene Tiere. Man könnte denken, es wäre ein Luxus gewesen den sie betrieben, doch vergisst man schnell, dass Katzen, welche so frei leben konnten wie bei den Schnellmanns, hervorragende und sehr leistungsfähige Mäusefänger waren und der Schaden, den sie verhinderten, ihre Futterkosten bei weitem aufwog. Von einem der zahlreichen Mäusefänger gibt es noch eine Foto, die nebenstehend abgebildet ist. Sie sitzt auf den Knien von Gabriel. Siehe unter 1951. Nicht alle der vielen Katzen besassen Namen und wenn überhaupt, dann sind sie längst vergessen. Es war ein ständiges Kommen und Gehen und ihre Zahl bewegte sich in der Gegend um 25!

Neben den Katzen, Hühnern, Pferden, Kühen und Schweinen wäre fast untergenagen, dass die Schnellmanns in den 1940er und 1950er Jahren auch einen Hund hielten, welcher Lux hiess. Von einem der Pferde ist noch der Name bekannt: Es hiess Glüri und war ein selber aufgezogenes Tier, siehe Fotos nebeban!

Die Familien Schnellmann stammen ursprünglich aus der Gegend von Lachen, Tuggen, Schübelbach, Wangen, Galgenen und Pfäffikon SZ. Der Schwyzer Stamm der Familie bestand hauptsächlich aus Bauern und Handwerkern. Sie sind nicht direkt verwandt mit jenem Stamm von Rapperswil, welcher vorwiegend aus Kaufleuten, Amtsträgern usw. besteht. Doch würde man sehr viel weiter zurück forschen, käme man natürlich schon auf gemeinsame Vorfahren. Die Schweizer Schnellmanns stammen gemäss Werner Schnellmann ganz ursprünglich aus Bayern, doch erfolgte die Einwanderung in die Schweiz schon vor sehr langer Zeit. Heute sind die deutschen Schnellmanns hauptsächlich in Paderborn, Coesfeld, Mettmann und Unna heimisch, während es in Bayern keine Schnellmanns mehr gibt.

Es gibt sogar einen nordischen Stamm der Schnellmanns, welcher vorwiegend in Schweden und Finnland heimisch ist und um die 200 Personen umfasst. Diese nennen sich in beiden Ländern Snellman. In der finnischen Hauptstadt findet man vor dem Hauptsitz der Suomen Pankki - Finlands Bank das Denkmal von Johan Vilhelm Snellman (12.5.1806-4.7.1881), einem hoch angesehenen, aus Schweden stämmigen finnischen Philosophen, Zeitungsberichterstatter und Staatsmann. Auch eine Strasse, nämlich die Snellmaninkatu - Snellmangatan - Schnellmannstrasse, wurde nach ihm benannt (siehe Fotos nebenan!). Dieser Snellman war ein Nachfahre der aus Deutschland in den Norden ausgewanderten Schnellmann-Linie und nicht etwa ein Abkömmling aus der Schweiz. Die Snellmans im hohen Norden sind somit nur sehr indirekt verwandt mit den Schweizer Schnellmanns, gehören aber dennoch zur Ursippe.

Die Schnellmanns beschäftigten auf dem Hof auch Knechte, unter anderem den Charly, im Dorf meist Föifabzwölfimaa genannt, welcher mit bürgerlichem Namen Hans Moser hiess und mit dem Fötzelimaa, der Grünenfelder hiess, überhaupt nichts zu tun hatte, ausser dass er ebenfalls Papierfötzeli einsammelte. Siehe dort!

In den frühen 1960er Jahren verliess Werner Schnellmann sen. Seebach zusammen mit Sohn Georg und zog in die Gegend von Jonen AG, wo sie bereits seit längerem eine weitere Schweinemästerei besassen. Auch Sohn Gabriel Schnellmann zog weg und landete schliesslich in Seon im Kanton Aargau. Sohn Werner Schnellmann jun. wohnt heute in Sünikon ZH, wo er, wie es scheint, anfänglich auch noch bauerte, jedoch eher nebenberuflich. Er arbeitete noch in den frühen 2000er Jahren auf einem Büro einer grossen Immobilienfirma. Die Traktoren blieben aber sein Hobby. Noch 2002 scharten sich zahlreiche dieser Gefährte im Unterteil seiner Liegenschaft. Marianne Schnellmann heiratete einen Erwin Nufer aus Kloten und wohnt nun in Birchwil.

Noch ein paar Worte zu den Nebenbauten des Bauernwohnhauses Schnellmann:

Scheune: Sie stand westlich vom Bauernwohnhaus und war ein separater Bau, siehe Foto von 2002. Zwischen Scheune und Hauptgebäudes führte der Köschenrütiweg durch. In den 1950er Jahren wurde in dieser Scheune das Schweinefutter gekocht. Daran kann ich mich noch erinnern, weil wir Buben hier unsere gesammelten Maikäfer abgeben mussten und dabei sah ich den grossen, kochenden Kessel in der Art einer hohen Gulaschkanone. Die Scheune hatte recht viel Kubatur, denn die meisten Fotos von ihr zeigen immer nur die Vorderseite und lassen sie realtiv klein erscheinen. Es gab aber einen sehr grossen rückwärtigen Anbau.

Schweinestallungen: Diese befanden sich auf der nach Norden ausgerichteten Rückseite des Hauptgebäudes. Es gab zwischen den Schweinegehegen einen Weg, welcher zur Mühle östlich vom Haus führte. Interessierte Kinder durften hier immer den Schweinen zuschauen, vor allem wenn sie gefüttert wurden. Das war für die Kinder ein eindrückliches Erlebnis, vor allem in akustischer Hinsicht, da die guten Tiere dann ziemlich laut quietschten. Kleinere Kinder hatten auch viel Freude, wenn sie zusehen konnten, wie eine liegende Sau ihre Jungen säugte.

Hühnerställe: Es gab zwei Hühnerställe, einen oberen, der sich hinter der Mühle befand, sowie einen unteren, welcher etwas unterhalb und leicht östlich vom Hauptgebäude stand. Zu diesen Ställen hatten die Kinder keinen Zutritt.

Mühle: Das war eine vorübergehende Einrichtung in jenem Gebäude, das ursprünglich ein Pferdestall und dann eine Mühle und zugleich ein Waschhaus war. Das Waschhaus befand sich auf der rechten Seite und die Mühle links.

Trotthaus: Auf dem Anwesen der Schnellmanns und ihren Vorgängern gab es über all die Jahrhunderte mehrere Trotthäuser. Ein kleines Trotthaus befand sich westlich des Köschenrütiweges im Wiesland etwas abseits stehend. Ein grösseres befand sich dort, wo heute der Speicher an der Käshaldenstrasse steht. Es ist nicht gesichert, was aus ihm wurde, da sein Schicksal schon früh besiegelt war. Man hörte früher, dass der Speicher ein Neuaufbau mit neuer Verwendung als Mosti und danach als reiner Speicher gewesen sei, welcher auf den Überresten des alten aufgebaut worden sei. Historiker, welche sich ausschliesslich auf die Brandassekuranz-Lagerbücher abstützen, lehnen diese Interpretation ab. Ich habe sei aber in den 1950er Jahren mehrmals gehört.

Weinkeller: Vom Hauptgebäude aus konnte man früher in ein Kellergewölbe hinunter steigen, welches vermutlich viele Jahhunderte alt war.

Brennhaus: Im hinteren Teil des Hauptgebäudes gab es früher auch ein Brennhaus, wo im Herbst durch einen Störbrenner Schnaps gebrannt wurde. Das Brennhaus existiert immer noch als integrierter Teil des Hauses, hat heute aber eine andere Verwendung.

Werner Schnellmann hat zudem bis zum Brand im Jahre 1958 auch eine grosse Scheune gepachtet, welche sich am Heugabelweg befand und den Streulis gehörte.

Weitere Informationen zum Bauernwohnhaus der Schnellmanns siehe unter Oberhaus!

Quellen:
- OGS-eigene
- Georg Schnellmann (Infos zu Hans Moser)
- Werner Schnellmann, jun. (Abstammung, Verwandtschaft, Hinweis auf die nordische Linie der Snellmans)
- Gabriel Schnellmann (Namen, Jahreszahlen, frühe Familiengeschichte, Fotos)
- www.verwandt.ch/karten/

Werner Schnellmann sen. (1940)

Werner Schnellmann sen. mit seinem Militärpferd. Hier wurde ein Alpaufzug inszeniert. Auf dem Rücken des Pferdes ein kupfernes Käsekessi. Jahr geschätzt.

Werner Schnellmann sen. (1947)

Auf dem Bild sind Werner jun. und Marianne zusammen mit Hund Lux. Im Hintergund die Frischknecht-Scheune. Jahreszahl geschätzt.

Werner Schnellmann sen. (1950)

Werner Schnellmann sen. mit seinen Kindern. V.l.n.r.: Marianne, Georg, Gabriel und Werner vor dem Gartenhaus der Wangerhalders. Im Hintergrund das Garten- und Bienenhaus von Rudolf Gloor.

Werner Schnellmann sen. (1951)

Gabriel Schnellmann, auf dem alten Brunnen sitzend, mit einem der vielen Katzen der Schnellmanns. Hier ist der alte Sudeltrug, der als Viehtränke diente, noch vorhanden. Das Datum ist geschätzt.

Werner Schnellmann sen. (1957), Tochter Marianne

Marianne steht hier neben der Streulischeune. Mit wessen Pferd ist unbekannt. Im Hintergrund die Okey AG.

Werner Schnellmann sen. (1962)

Die Familie Werner und Klara Schnellmann-Frischknecht in der Mitte. Ganz links George, daneben Gabriel, ganz rechts aussen Werner jun. und daneben Marianne.

Werner Schnellmann sen. (1987)

Der Bauernhof, welcher schon 1942/44 von der Stadt Zürich gekauft und wieder an Werner Schnellmann zurück verpachtet wurde. Hier sieht man auch, dass der alte Hauseingang zwar noch besteht, aber nicht mehr in Betrieb ist.

Werner Schnellmann sen. (2002)

Separater Scheunenteil des ehemaligen Bauernhofes. Er wurde im Juli 2008 abgetragen. Hier ist der nach Westen gerichtete Anbau gut zu erkennen.

Werner Schnellmann sen. (2002)

Baugespann für einen Unterstand. An dieser Stelle befand sich in den 1950er Jahren und später der Schweinestall von Werner Schnellmann.

Werner Schnellmann sen. (2008), sein Sohn Georg

Georg Schnellmann an der Klassenzusammenkunft Hartmann/Lüscher 1957/59 im Restaurant Felsenberg.

Werner Schnellmann sen. (2008), sein Sohn Georg

Georg Schnellmann an der Klassenzusammenkunft Hartmann/Lüscher 1957/59 im Restaurant Felsenberg.

Werner Schnellmann, sen. (1953)

Eine Luftaufnahme der drei Köschenrütihöfe von Albert Kläusli, Werner Schnellmann und ganz rechts unten von Karl Streuli. Die Foto wurde von einem A. Jasson erstellt, der zu dieser Zeit alle Häuser in der Köschenrüti im Auftrag fotografierte.

Werner Schnellmann, sen. (1953)

Diese Aufnahme zeigt alle Bauten auf dem Grundstück der Schnellmanns im Jahre 1953. Die Aufnahme stammt ebenfalls von A. Jasson, welcher sie im Auftrag erstellte.

Werner Schnellmann, sen. (1959)

Hier sieht man Marianne mit Glüri. Das Jahr ist geschätzt.

Werner Schnellmann, sen. (1959)

Nochmals das Pferd Glüri mit Gabriel und Marianne. Das Jahr ist geschätzt.

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