Mit dem Wölberhaus war der hintere Anbau an das umgebaute und 1971 abgetragene ehemalige Bauernhaus Buhnrain 3 gemeint, welches die Hausnummer 5 trug. Grundstück-Nr. 1374 (1932), Assek.-Nr. alt 65+66a, neu 219. Im Wölberhaus war von 1758 bis 1830 auch die Gemeindestube untergebracht. Die Gemeindestube wurde von 1689 bis 1818 auch als Schulstube benützt. Von 1729 bis 1862 war darin auch das Pfarrstübchen untergebracht und ab 1820 bis 1874 diente sie als Armenhäuschen. Das Wölberhaus hatte keinen Keller und ursprünglich auch keine Winde. Das spätere Aussehen bekam das Haus erst durch die Ausbauten von Salomon Wölber.
Salomon Wölber war seit 1866 Eigentümer der Liegenschaft alte Assek-Nr. 65, neu 221. Er versuchte schon 1874, den hinteren Teil mit der alten Assek-Nr. 66a neu 219 zu erwerben, was ihm aber erst nach mehreren kurz hinereinander erfolgten Besitzerwechseln 1879 gelang. Das hintere Haus ging 1875 zuerst an Caspar Meier vom Lindenbühl über. Schon 1876 erwarb es ein H. Nussbaumer und 1877 ein Jakob Nussbauer. 1879 kam dann Salomon Wölber doch noch zum Zuge und erwarb die Liegenschaft mit der ehemaligen Gemeindestube.
Hier herrscht noch etwas Unklarheit über die Unterscheidung zwischen Haus 65 und Haus 66A, denn für die Nr. 65 wird als Eigentümer von 1812 bis 1854 ein Rudolf Wüest und ab 1965 bis 1862 eine Regula Wüest, ab 1862 ein Jacob Wartmann und ab 1866 dann Salomon Wölber genannt. Es scheint so, dass dieses Haus deshalb in Assek-Nr. 65 und 66A unterschieden wurde, weil es zwei Besitzer hatte, wobei jeder Teil als halbes Wohnhaus bezeichnet wurde. Als Besitzer der anderen Hälfte Assek-Nr. 66A wird seit 1812 die Gemeinde Seebach genannt. Ab 1841 wird das Haus dann als halbes Wohnhaus, enthaltend die Gemeindestube bezeichnet. Da die Funktion als Gemeindestube ab 1930 nicht mehr stimmte, dürfte die Gemeinde Seebach diesen Hausteil danach als Armenhaus betrieben haben.
Salomon Wölber war Wirt und betrieb das Restaurant «Weinstube» vermutlich in der ehemaligen Gemeindestube. Sein Eintrag als Wirt findet sich im Adressbuch der Schweiz von 1894. Er betrieb das 20. Restaurant in Seebach. Die Existenz der «Weinstube» wird erstmals 1885 erwähnt, doch könnte das Restaurant auch schon bald nach dem Kauf der Liegenschaft eröffnet worden sein, denn Salomon Wölber war Gründungsmitglied des Männerchors Seebach und seine Söhne Heinrich und Hans waren aktive Mitglied des TVS und es ist kaum anzunehmen, dass er mehrere Jahre wartete, bis er für seine Turner- und Sängerfreunde eine Schenkstube einrichtete. Er musste schon 1874 einen triftigen Grund gehabt haben, dieses Haus zu erwerben und der dürfte die grosse ehemalige Gemeindestube gewesen sein. Für das Restaurant Weinstube fand die OGS noch keine frühere Erwähnung als 1885.
Schon zuvor führte er einen kleinen Spezereiwarenladen, den er auch nach der Eröffnung der «Weinstube» weiter betrieb. Im Jahre 1913 existierte sowohl die Weinstube wie der Spezereiladen nicht mehr und Salomon Wölber wird im Adressbuch nicht mehr erwähnt, woraus man schliessen kann, dass er 1913 nicht mehr lebte. Von dieser wenig bekannten Beiz berichtete Reinhard Ochsner ganz kurz in seiner «Geschichte von Seebach» im zweiten Teil, Folge 23 in den Seebacher Nachrichten vom 15. März 1954 auf der Frontseite. Salomon Wölber war gemäss Ernst Benninger ein Nachfahre einer vor 1815 aus Württemberg zugezogenen Familie.
Das genaue Baujahr des Wölberhauses konnte noch nicht ermittelt werden, doch gibt es verschiedene Hinweise, welche es doch einigermassen datieren lassen:
- Aus der Liste der alten Assekuranznummern geht hervor, dass es vor 1812 erstellt wurde.
- In der Seebacher Schulgeschichte findet sich der Hinweis, dass das Haus von 1689 bis 1818 ein Schulzimmer barg.
- Es ist aber bekannt, dass der erste Seebacher Schulunterricht schon 1633/34 statt fand, nur fand die OGS bis jetzt keine Hinweise, wo dieser Unterricht statt fand. Denkbar wäre beim damaligen Platzmangel, dass es ebenfalls das Wölberhaus war. Damit wären diese Jahreszahlen bis jetzt die ältesten Erwähnungen des Wölberhauses.
- Vom Gebäude davor (Buhnrain 3) schreibt Ernst Benninger in «Unser Seebach», dass es 1549 im Fraumünster Urbar als 'St. Niklaus Güetli' erstmals urkundlich als Bauernwohnhaus erwähnt sei.
- Da das Baugeschichtliche Archiv Zürich (BAZ) dieses Haus vor dem Abbruch fotografiert hat, hoffte die OGS, dass auf dieser Aufnahme auch das Baujahr erwähnt sei, wie es sehr oft der Fall ist. Walter Aeberli, welcher für die OGS die Assekuranzlisten lückenlos zusammentrug, konnte im BAZ aber keinen Hinweis finden.
Damit kann das Baujahr provisorisch als zwischen 1549 und 1633 liegend angesetzt werden.
Quellen: - Neujahrsblatt Zürich 11/12, 1985, 8 - Adressbuch der Schweiz 1894 - Adressbuch von Seebach 1913 - Adressbuch von Seebach 1931 - Adressbuch der Stadt Zürich 1950 - «Seebacher Nachrichten», 15.3.1954, Frontseite - FMU 1549 als St Niklaus Güetli erwähnt - Brandassekuranz-Lagerbuch 1812-1895
Das Bild zeigt den Zugang zum Wölberhaus vom vorderen Haus mit der Bäckerei Hunsperger aus gesehen. Der Vorplatz des Wölberhauses war mit einem Zaun und einer Türe mit Absatz abgetrennt vom vorderen Platz.