OGS Seebach - Beitrag

Pilatus Porter (Fesselflugmodell)
Luftfahrt – Modellflug – historisch
Vorgeschichte

Der Pilatus PC-6 Porter war mein erstes Eigenbaumodell, das ich auch zu Ende baute. Es entstand ab etwa September 1961 und wurde im März 1962 vollendet. Das grün gestrichene Modell war das Resultat aus einem neuen Balsarumpf und dem ehemaligen Flügel des Mustangs, dessen alte Hinterkante ich entfernte und eine neue einbaute, die dem Porter-Flügel entsprach. Da ich noch keine Erfahrung im Bau von Modellflugzeugen hatte, baute ich den Porter-Rumpf mit 1 cm (!) dicken Balsabrettchen, welche ich aussen mit dickem Sperrholz (!) und im Innern mit Sperrholzspanten zusätzlich verstärkte, ganz so als müsste der Rumpf einen Absturz aus 1 km Höhe unbeschadet überstehen. Und da der Flügel vom defekten Graupner Mustang stammte und im mittleren Abschnitt stark beschädigt war, trennte ich ihn in zwei Hälften auf, welche ich mit zwei 8 mm dicken Federstahlstäben (!) verband. Ausserdem setzte ich zur Verstärkung in diesem Bereich eine Vollsperrholzzone (!) ein. In Anbetracht all dieser Unzulänglichkeiten stellt das Modell eher eine Jugendsünde als ein Fesselflugmodell dar.

Diese Bauweise wählte ich einerseits, weil ich den Brettlirumpf des Graupner Mustangs für primitiv hielt und andererseits, weil ich ein stabiles Modell wollte, welches strapazierfähig war. Ich wollte ein richtiges, schönes Flugzeug und kein fliegendes Holzbrettli. Von Leichtbauweise hatte ich damals noch keine Ahnung und weil ich die 0.25 PS des Motors allzu wörtlich nahm, glaubte ich, dass ein Viertel der Kraft eines Pferdes doch in der Lage sein müsste, dieses kleine Modell steil in den Himmel tragen zu können. Ausserdem wollte ich länger als bloss die 3 Minuten fliegen, welche der alte 30 cm³-Aeropiccola-Tank zuliess. Also kaufte ich bei C. Streil in Zürich einen 70 cm³-Tank (!) von J. G. Standard, mit welchem siebenminütige Flüge möglich gewesen wären.

Als Motor wählte ich den bereits vorhandenen 2.5 cm³ Taifun-Tornado-Motor. Den Treibstoff hatte ich nach Ueli Urfers Rezept selber gemischt: 1/3 Petrol, 1/3 Rizinusöl, 1/3 Äther nach Volumen. Da ich erst 3 Flüge mit dem Mustang hinter mir hatte, überliess ich das Einfliegen des Porters meinem Modellflugkameraden Peter, der schon etwas Erfahrung im Fesselflug hatte. Pünktlich zum geplanten Erstflug meines Pilatus Porters beschaffte ich mir bei C. Streil & Co. in Zürich das kleine 20-seitige Handbüchlein mit dem Titel "Taifun Start-ABC" mit vielen wertvollen Tipps, wie man die Taifun-Motoren richtig behandelt und startet. Das war ungefähr im März 1962.

Als er mein Modell in die Hand nahm, fiel ihm sofort das ziemlich hohe Gewicht auf. Aus Sicherheitsgründen schlug er daher vor, das Modell nicht wie beim Mustang zum Starten in die Luft zu werfen, sondern dieses auf einer frisch gemähten Wiese vom Boden aus starten zu lassen. Das robuste Fahrwerk von Graupner, welches eigentlich für den Bücker Jungmeister bestimmt war, schien ihm stark genug zu sein. Meinen kürzlich erstandnen Aeropiccola-Handgriff fand er zum kompliziert und packte den Meister-Handgriff seines Bruders ein. Auch mein Taifun-Start ABC benötigte er nicht, da er bereits genügend Erfahrung mit Taifun-Motoren hatte.

Erstflug

So wanderten wir das Leutschenbachgebiet ab und fanden erst an der Hagenholzstrasse auf jener Wiese, wo heute die dunkelbraunen Hochhäuser stehen, ein passendes Fluggelände. Peter warf den Motor an und ich hielt das Flugzeug am Boden fest, während sich dieser mit seinem persönlichen Meister-Handgriff in die Mitte der Wiese begab, die Drähte spannte und eine Kontrolle der Steuerung vornahm.

Alles klappte einwandfrei und als er das Zeichen zum Loslassen gab, legte der überschwere Porter ganz langsam an Fahrt zu. Eher müsste man sagen, er rollte langsam immer weniger langsam im grossen Bogen über die Wiese und dachte nicht im geringsten daran abzuheben. Wegen den offenbar doch etwas kleinen Rädern kam das Modell in dem schon etwas gewachsenen Gras kaum vorwärts. Zusätzlich bremste das Gras das Modell wegen der tiefliegenden Achse des Fahrwerks. Dann stiess es mit dem einen Rad auf einen kleinen Stein oder eine Delle und kam von der Kreisbahn ab. Die Drähte waren mit einem Mal nicht mehr gespannt und so fuhr der Porter unkontrolliert quer über die Wiese, kaum 10 km/h schnell und änderte laufend seine Richtung, bis er es auf den konsternierten Piloten absah und offenbar vor hatte, ihn auf die 'Hörner' zu nehmen.

Als dieser die Gefahr erkannte, warf er den Handgriff auf den Boden und rannte davon, das Bord hinauf zur Thurgauerstrasse, wo ich das unglaubliche Schauspiel mit verfolgte. Als er sich in Sicherheit wähnte, nahm der Porter einen neuen Anlauf und fuhr, einem Rasenmäher gleich, auf das Bord zu, welches dann doch eine Spur zu steil war, sodass sich der Propeller ins Gras und in die Erde bohrte und so den Motor zum Stillstand brachte.

Das war der einzige 'Flug', den der Porter hinter sich brachte. Ich bekam den Rat, einen deutlich leichteren Rumpf und allenfalls auch einen leichteren Flügel zu bauen und mich mit einem 30 cm³-Tank zu begnügen, damit das Fluggewicht auf etwa 750 g gesenkt werden könnte. Um mir den Leichtbau beizubringen, den er von seinem Bruder Jürgen her bereits beherrschte, verabredeten wir uns bei ihm zu Hause, wo ich erneut mit dem Brettlirumpf konfrontiert wurde. Das war nicht mein Ding und so blieb der Leichtbau-Porter ein Projekt.

Von meinem Porter-Modell habe ich selbst keine Fotos gemacht, obwohl ich eine Kodak Brownie Starflash besass. Der Grund war, dass ich als 18-Jähriger damals zu wenig Taschengeld hatte, um neben der Modellfliegerei auch noch zu fotografieren. Glücklicherweise fand ich in Vaters fotografischem Nachlass noch ein paar Fotos, denn er war stets bedacht darauf, meine modellfliegerischen Aktivitäten periodisch mit seiner 'Edixa Reflex' festzuhalten. Nebenan seine vier Fotos. Auf den s/w-Fotos habe ich das Modell noch provisorisch mit kleineren Rädern versehen, da die Mustang-Pneus vorübergehend für ein kleines Geländefahrzeug benötigt wurden. Für den Erstflug habe ich sie dann ausgetauscht, wie man auf den Farbfotos sieht.

Technische Daten des Modells von 1961

Spannweite: 75.5 cm
Flügeltiefe: 15 cm
Länge: ca. 55 cm
Flügelfläche: 11.32 dm²
Flächenbelastung 97.17 g/dm² (!)
Antrieb: 2.5 cm³ Taifun Tornado von 1956
Propeller: Top Flite Nylon 2-Blatt 22.5 x 12 cm
Drehzahl: 16'000 U/min
Leistung: 0.25 PS
Tank: 70 cm³
Flugzeit: 7 min.
Gewicht: ca. 1100 g

Rechtzeitig zum 60-Jahr-Jubiläum des Baubeginns des Urmodells habe ich meine Pilatus Porter-Replika, die ich vor einigen Jahren in Angriff nahm, die aber mangels passendem Akku wieder in der Versenkung verschwand, hervorgeholt und endlich vollendet. Da ich inzwischen wegen altersbedingtem Schwindelgefühl auch keinen Fesselflug mehr betreiben kann, spielt ein kräftiger Akku keine Rolle mehr. Ich habe das Modell nun mit einem kleinen Graupner Speed 250 ausgestattet. Einen dazu passenden Nickel-Kadmium-Akku hatte ich noch. Meine letzten 3 verbliebenen NC-Akkus sind inzwischen über 31 Jahre alt, doch dank richtiger Pflege und seltenem Gebrauch geben sie immer noch genügend Strom ab.

Die Details zu dieser Reklika sieht man unter Pilatus Porter-Replika (Fesselflugmodell).

Quellen:
- eigene
- Robert Berger-Wirz (Fotos vom Modell)
- Yan Seckler (Foto von der Pneuschachtel)

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-A)

Dies ist der Dreiseitenriss der etwas vereinfachten Eigenbau-Variante meines Fesselflugzeugs vom Typ Pilatus Porter. Den nebenstehenden Dreiseitenriss habe ich aus einem Typenbüchlein abgezeichnet und an mein Modell angepasst.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-B)

Das im Rohbau vollendete Modell mit dem ehemaligen, leicht vergrösseretn Mustang-Flügel. Noch ist der Motor nicht eingebaut und der Propeller ebenso wie die noch zu kleinen Reifen waren nur provisorisch zu Fotozwecken montiert.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-C)

Das mit 1.1 kg viel zu schwer gewordene Porter-Modell im Rohbauzustand im November 1961. Man sieht auch, dass es etwas pummelig geraten war. Zu diesem Zeitpunkt war ich aber noch überzeugt, dass das Modell nicht zu schwer war.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-D)

Hier sieht man das fast vollendete Modell mit den richtigen Pneus. Leider fand sich keine Foto mehr mit dem eingebauten Tornado-Motor. Der Propeller ist nur provisorisch montiert für die Foto.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-E)

Hier sieht man nochmals das Modell im fast vollendeten Zustand. Nur der Einbau des Motors und die Steuerdrähte fehlen noch.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-F)

Zeichnerische Darstellung meines Pilatus Porters von 1961. Die grüne Farbe war etwas dunkler. Gut zu erkennen ist die Abweichung beim Fahrwerk. Mein Porter rollte aus Bequemlichkeit mit einem fixfertig erhältlichen Graupner Bücker-Alu-Fahrwerk.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-G)

Hier auch noch eine Zeichnung des Taifun Tornados.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-H)

Hier sieht man einen Taifun Tornado, wie ich ihn im Porter eingebaut hatte. Er stammte ursprünglich vom Graupner Mustang.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-I)

Dies ist ein 70 cm³-Tank von J. G. Standard mit der Bestell-Nr. 1344, wie er im Pilatus Porter eingebaut wurde, um 7-minütige Flüge zu ermöglichen.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-J)

Hier sieht man einen damals ebenfalls zur Auswahl stehenden billigen Handgriff der italineischen Zubehörfirma Aeropiccola in Turin. Ich habe dann denjenigen von Schuco bevorzugt. Inzwischen konnte ich einen ersteigern als Erinnerung.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-K)

So sah mein erster Handgriff von Schuco Hegi, Typ 201.12 aus, den ich bei C. Streil in Zürich für 5.95 kaufte. Er war aus Plastik und das manuelle Auf- und Abwickeln des Litzendrahts auf eine separate Rolle war mühsam, da der Draht zum Kringeln neigte

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-L)

Da Peter Rüsch von meinem Billig-Handgriff nicht viel hielt, benützte er für den ersten Flugversuch den Meister-Handgriff seines Bruders. So versuchte er dann, mein Flugmodell in die Luft zu bringen.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-M)

Mit einem solchen Propeller des Typs Top Flite Nylon hätte der Porter fliegen sollen. Er stammte vom Graupner Mustang.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-N)

Dies ist ein 30 cm³-Tank der Firma Aeropiccola Turin. Einen solchen Tank hatte ich anfänglich für den Porter erworben und dann wieder veräussert. Inzwischen konnte ich einen baugleichen erwerben und behalte ihn als Andenken an den frühen Porter.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-O)

Die Originalverpackung der Räder des Porters. Sie stammten vom Graupner Mustang. Es ist die Grösse Nr. 1397/2.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-P)

Die Räder aus obiger Packung entsprechen der Grösse 2. Aus der Erinnerung heraus gab es 3 Grössen: 1397/1, 1397/2 und 1397/3.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-Q)

Mit dieser 'Edixa Reflex' fotografierte mein Vater in den 1960er Jahren auch meinen Porter. Man spürt beim Anblick der Kamera förmlich, dass es damals zum Fotografieren noch fast ein Kilo Eisen brauchte.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-R)

Dies war meine damalige Rollfilm-Kamera, eine Kodak Brownie Starflash. Leider war Fotografieren seinerzeit noch etwas teuer, sodass ich die Kamera meist zuhause liess, statt meine Aktivitäten bildlich zu dokumentieren.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-S)

Das war die Verpackung, in welcher ich meine erste Kamera, eine Kodak Brownie Starflash, kaufte. Sie hat bis heute überlebt.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-T)

So sah damals die für die Kodak Brownie Starflash bestimmte Schachtel mit 12 Sylvania-Blitzlichtbirnchen aus. Auch diese hat bis heute überlebt.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-U)

Mit einem solchen Sammler aus Weissblech von Taifun (1388/19) konnte man den Tornado ausstatten. Er wurde zwar als Schalldämpfer bezeichnet, sorgte aber nur dafür, dass das Öl aus dem Auspuff nicht das ganze Modell verschmutzte. Leiser wurde es nicht.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-V)

Diesen 10 cm langen Federstahlstab hatte ich als Flügelverbinder vorgesehen für den geplanten Leichtbau-Porter, den ich dann aber nicht baute.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-W)

So sah mein Motorenprüfstand 1961 aus, als ich meinen Taifun Tornado zusammen mit Ueli Urfer im Wald laufen liess. Er besass den gleichen Prüfstand, liess aber seinen Taifun Blizzard laufen.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (1961-X)

Diese Broschüre im Format A5 über das Starten und die Pflege von Taifun-Dieselmotoren war bei Streil ab 1960 erhältlich bis sie um etwa 1970 vergriffen war.

Fesselflugmodell Pilatus Porter (2021)

Hier sieht man den Speed 250-Motor, welchen ich inzwischen in die Mini-Replika eingebaut habe. Oben der alte NC-Akku, den ich aber nicht einbaue, da das Modell ja nicht geflogen wird. Er dient nur für Probeläufe.

Pilatus Porter (2021)

Hier sieht man den exakten Nachbau meines ersten Modells von 1961. Nur die Flügelbefestigung habe ich geändert: Statt mit Gummiringen ist der Flügel nun mit Schrauben befestigt.

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