OGS Seebach - Beitrag

Wirz PR-5 (Fesselflugmodell)
Luftfahrt – Modellflug – historisch
Der orangefarbene PR-5 aus dem Jahre 1973 entstand ursprünglich auf der Basis des PR-2, war aber ein vollständiger Neubau unter Verwendung alter Bauteile und eben solchem Zubehör. Auch der Flügel war ein Neubau, weil ich etwas mehr Flügelfläche benötigte. Er war äusserlich ein übliches Balsabrettliflugzeug mit dem ebenfalls üblichen Clark-Y-Flügel. Er bekam den Webra Bully 3.5 cm³-Motor, weil ich von früher her wusste, dass der Taifun Tornado für dieses Gewicht zu schwach war. Anstelle des bisherigen 30 cm³-Tanks baute ich nun eine 1-Liter-Kunststoffflasche (!) aus der Apotheke mit geriffelten Seiten ein. Damit hätte das Model eine Stunde und 40 Minuten ununterbrochen fliegen können, was ich für eine originelle Idee hielt. Bei meinen Modellflugkollegen löste es allerdings nur Kopfschütteln aus.

Der Umbau war recht einfach, doch um den 1-Liter-Tank sicher am Flugzeug zu befestigen, blieb nichts anderes übrig, als aus Balsa- und Sperrholz einen möglichst leichten Rahmen zu bauen, sodass die Maschine dann ein wenig wie ein kastenförmiges Transportflugzeug aussah so in der Art des Short Skyvan. Der schwere Tank war dann auch der Anlass, dass ich dem Fesselflugmodell ein Bücker-Fahrwerk von Graupner einbaute und den langen Spornradausleger vom PR-4D übernahm. Alles in allem erhöhte dies das Fluggewicht von 600 g beim Urmodell auf 1.4 Kilo und sorgte zusätzlich dafür, dass die Maschine nun grässlich hässlich aussah. Im Prinzip war es eine fliegende Spritflasche.

Ein erster Startversuch mit vollem Tank habe ich auf dem ehemaligen Waro-Parkplatz in Volketswil ZH an einem Samstag Abend im September 1973 versucht, doch musste ich die Treibstoffmenge mehrmals reduzieren, bis sich das Fluggewicht bei etwa 1 Kilo einpendelte. Somit sank die Treibstoffmenge auf 5 dl. Erst dann geruhte der PR-5 nach langem Anlauf sehr träge abzuheben und flog in kaum einem Meter Höhe sehr gemächlich und hart am Strömungsabriss seine Runden, mit leicht durchhängendem Heck! Es war mir bald klar, das ich die Spannweite auf 120 cm hätte vergrössern sollen und den Flug mit dem noch ungebrauchten Cox 2.5 cm³ Medallion 15 hätte machen sollen, der noch etwas stärker gewesen wäre.

Das Flugverhalten besserte sich aber von Minute zu Minute ganz leicht. Durch die Bewegungen des Treibstoffes im Tank trat nach etwa 20 Minuten ein gelegentliches Stottern auf, weil manchmal etwas Luft angesaugt wurde, denn die optimale Anordnung von Ansaug- und Belüftungsrohr hatte ich offensichtlich noch nicht gefunden. Und das am Schlauchende befestigte Bleigewicht war offenbar etwas zu leicht, sodass sich durch die torkelnden Flugbewegungen der Ansaugstutzen im Tank herum bewegte. Nach 28 Minuten stellte der Motor ab und das Flugzeug landete mit noch etwa 2 dl Treibstoff im Tank ziemlich hart.

Ich war keineswegs enttäuscht, dass es bei nur 28 Minuten Flugzeit blieb, denn nach der Landung wurde es mir nicht nur schwindelig, sondern noch eine ganze Weile lang schlecht. Noch längere Zeit hatte ich das Gefühl, dass sich die Umgebung immer noch um mich drehe. Aus diesem Grunde verfolgte ich das Projekt verständlicherweise nicht mehr weiter und wusste nun, warum meine Kollegen über die Idee den Kopf schüttelten. Den Tank hingegen habe ich wieder in eine Flasche zurückverwandelt. Sie diente noch bis 2005 als Vorratsflasche für ein Putzmittel. Leider habe ich sie dann fortgeworfen, sodass ich nun auf die Suche gehen muss, eine alte Plastikflasche mit dem gleichen Riffelmuster an den Flanken aufzutreiben, damit ich den PR-5 auch mit einer Foto dokumentieren kann. Auch bei diesem Erstflug habe ich aus Gründen der Umständlichkeit auf die Mitnahme meiner Kamera verzichtet und kann nun den einzigen Flug des PR-5 nur mit Zeichnungen dokumentieren, die ich bis auf eine einzige, nachträglich angefertigt habe. Inzwischen habe ich in den zahlreichen, aufbewahrten Zeichnungen und Notizzettel noch den Hinweis über das geplante Gewicht entdeckt: Es waren 1410 g.

Technische Daten:

Spannweite: 80 cm
Flügeltiefe: 20 cm
Profil: Clark Y
Länge: 80 cm
Flügelfläche: 16 dm²
Flächenbelastung: geplant: 88.125 g/dm², effektiv: 62.5 g/dm²
Startgewicht geplant: 1.410 kg, effektiv 1 kg
Antrieb: Webra Bully 3.5 cm³
Propeller: Top-Flite Nylon 22.5 x 18 cm
Drehzahl: 11'000 U/min
Leistung: 0.28 PS (theoretisch)
Flugzeit: theoretisch 1 Stunde 40 Minuten, effektiv 28 Minuten

Quellen:
- OGS-eigene

Fesselflugmodell PR-5 (1973-A)

Dies ist ein Top Flite Nylon-Propeller, wie ich ihn beim PR-5 einsetzte.

Fesselflugmodell PR-5 (1973-B)

So sah mein Dauerflug-Fesselflugmodell aus. Die Skizze ist aus dem Gedächtnis rekonstruiert und sieht jetzt eher etwas 'schöner' aus als in Wirklichkeit. Es war das hässlichste Modell, welches ich je baute. Wohl deshalb fotografierte ich es auch nicht.

Fesselflugmodell PR-5 (1973-C)

Dies war die einzige Skizze des PR-5, die ich von diesem Modell noch fand. Die endgültige Konstruktion baute ich ohne Pläne (!), da es wegen dem Schwerpunkt grosse Unsicherheit gab.

Fesselflugmodell PR-5 (1973-D)

Für die schwere Maschine wählte ich den Webra Bully I als stärkstes Modell in meiner damaligen Motoren-Sammlung.

Fesselflugmodell PR-5 (1973-E)

Hier sieht man meinen 2017 neu erworbenen Webra Bully II aus dem Jahre 1961. Bis auf die Vergaseranordnung entspricht er meinem Bully I aus dem Jahre 1961. Er trägt die Nr. 4366.

Fesselflugmodell PR-5 (1973-F)

Eine solche Treibstoffflasche benützte ich als Tank für den PR-5, allerdings nur teilweise gefüllt.

Fesselflugmodell PR-5 (1973-G)

Mit diesem Meister-Handgriff flog ich das Modell. Die ursprünglich geplanten 1.5 kg Fluggewicht wären gerade an der Belastungsgrenze des Handgriffs gelegen. Doch flog ich das Modell ja nur mit einem Kilo Gewicht.

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