OGS Seebach - Beitrag

RAF SE-5A (Fesselflugmodell)
Luftfahrt – Modellflug – historisch
Vorgeschichte des Originals

Das Originalflugzeug stammt aus dem Jahr 1917 und wurde von der Royal Aircraft Factory (RAF) entwickelt und danach bei verschiedenen Lizenznehmern in England für die Royal Air Force produziert. Der SE-5A-Modellbausatz stammte von der britischen Modellbaufirma 'Frog International Model Aircraft Ltd.' in London.

Vorgeschichte des Modells

Das vorliegende Modell gehörte eigentlich Rolf Springer von Kilchberg ZH, doch fragte er mich, ob ich in der Lage wäre, sein Modell zu bauen, da er kein Basler wäre. Den Modellbaukasten bekam er samt Motor von seiner Tante Mathilde, vermutlich zu Weihnachten 1962 geschenkt, doch hat er das Modell nie zusammen gebaut. Es schlummerte über 10 Jahre in seinem Kleiderschrank, ehe er es mir brachte, weil er zufällig sah, dass ich gerade an Fesselflugmodellen der PR-Serie arbeitete. Ich war einverstanden. das Modell für zu bauen. Anfang 1973 übergab er mir den Modellbaukasten. Als Gegenleistung durfte ich das Modell bei mir aufbewahren und mit ihm fliegen, so oft ich wollte. Obwohl er die Baufortschritte regelmässig verfolgte, schwand sein Interesse, es dereinst selber zu fliegen genau so wie beim Bücker Jungmeister. Er war eigentlich nur am Betrachten des schönen Modells interessiert, nicht aber daran, es auch zu fliegen.

Bau des Modells

Die SE-5A war ein unkompliziert aufgebautes Modell und bot beim Bau nur wenig Schwierigkeiten, vor allem auch deshalb, weil beim Modell auf die V-Stellung des Flügels verzichtet wurde. Eine Besonderheit war der Einbau des Steuersegments im Rumpf. Vom offenen Cockpit her wäre zugänglich gewesen, doch genau über dem Cockpit befand sich der obere Flügel, sodass es von Anfang an perfekt eingebaut werden musste.

Beim Bemalen des Modells war ich frei und die Immatrikulation war im Bausatz bereits vorhanden. Daher wählte ich die gelbe Farbe wie beim Bücker Jungmeister, da noch mehr als die halbe Dose Farbe vorhanden war. Diese Farbe musste man allerdings dick auftragen, damit sie deckte, was zur Folge hatte, dass das Modell zusammen mit dem von mir gewählten Graupner Alu-Fahrgestell das Gewicht in die Höhe trieb. Das Modell baute ich im Mai 1973 in nur einer Woche abends nach der Arbeit.

Schreckliches Fahrgestell

Neben diesem eigentlich harmlosen Effekt sah die SE-5A mit dem Bücker-Fahrgestell allerdings ziemlich unorthodox aus, um es einmal mild auszudrücken. Modellbaupuristen werden sich die Haare raufen beim Anblick dieses Modells, doch mir und Rolf ging es nur darum, das Modell umkompliziert zu vollenden und zu fliegen. Und zu jenem Zeitpunkt war ich im Flugmodellbau noch ein Anfänger und fühlte mich nicht zwingend an die Baubeschreibung gebunden. Die Räder fand Rolf Springer ebenfalls in seinem Vorrat aus frühenren Weihnachts- und Geburtstagsgeschenken. Es war die Grösse 1397/2 von Rapid Elastik.

Motor und Treibstoff

Das Modell wurde mit einem Cox Medallion 0.9-Glühzündermotor mit 1.5 cm³ Hubraum ausgestattet, für welchen allerdings die Zündvorrichtung im Bausatz nicht inbegriffen war. Rolf Springer beschaffte diese rasch. Sie bestand aus einer Leclanché-Batterie von 1.5 V und einem Zündkabel. Der Cox-Motor stammte aus den USA von der Firma L. M. Cox Manufacturing Co. Inc., 730 Poinsettia Street, Santa Ana, Cal. Der Motor drehte bis zu 19'000 U/min und leistete mit seinen nur 1,5 cm³ satte 0.24 PS. Der Motor sprang immer sehr plötzlich an und machte nicht die geringsten Macken. Ausserdem musste ich auch keinen teuren Treibstoff posten, denn Rolf Springer übergab mir mehrere Halbliter-Kanister mit dem sündhaft teuren Spezial-Treibstoff. Irgendwie schien er froh zu sein, den 'gefährlichen' Treibstoff los zu werden, wie er meinte. Der Treibstoff dürfte viele Jahre auf dem Buckel gehabt haben, doch gab es für ihn kein Ablaufdatum. Geprüft habe ich den Motor auf einem alten hölzernen Prüfstand von Taifun, den ich von Ueli Urfer bekam, bevor er auswanderte.

Alternativer Motor

Wegen dem Übergewicht erwog ich auch, einen etwa gleich schweren, aber leicht stärkeren Motor, nämlich den OS Max 10 mit 1.76 cm³ Hubraum einzubauen, doch kam das dann nicht infrage, da Rolf Springer den Bücker Jungmeister und die SE-5A möglichst ohne Zusatzkosten ralisieren wollte. Der Wunschmotor OS Max ist nebenan abgebildet.

Meister-Handgriff

Zum Fliegen konnte ich den gleichen Meister-Handgriff benützen, welchen mir Rolf Springer bereits für den Bücker Jungmeister zur Verfügung stellte und später sogar schenkte. Diesen Handgriff kannte ich bereits von meinen anderen Modellflugfreunden und den ich gelegentlich leihweise benützen durfte. Wenn ich aber spontan fliegen wollte, dann war ich bisher auf meinen roten Steinzeit-Handgriff angewiesen. Das war zu einer Zeit, als dieser Handgriff noch um Fr. 75.-- kostete, ein Betrag, den ich mir nicht leisten konnte. Der Meister-Handgriff machte den Umgang mit der Litzendraht-Steuerung ganz erheblich angenehmer.

Übergewicht

Als das Modell fertig war und gewogen wurde, hat sich, wie zu befürchten war gezeigt, dass es zu schwer geriet. Mit 406 g hatte es somit exakt 76 g Übergewicht oder anders gesagt, es war 23% zu schwer geraten. Beim Fliegen im Kreis war davon allerdings nicht viel zu spüren.

Erstflug und weiteres Schicksal

Den Erstflug absolvierte das Modell Anfang Juni 1973 auf dem Parkplatz der ehemaligen Waro AG in Volketswil an einem Samstagabend. Dabei hatte ich einen Starthelfer mit dabei. Der Motor war ohne Schalldämpfer zwischen den Geschäftshäusern nicht gerade der Leiseste, doch waren alle Geschäfte längst geschlossen. Immerhin zog der beträchtliche Lärm ein paar Zuschauer auf den Parkplatz, welche sich aber in respektvoller Entfernung aufhielten, weil sie vermutlich forchten, dass der Motor demnächst explodiere. Sie machten sich bald wieder davon. Der Flug verlief problemlos und das Modell erwies sich als deutlich agiler als der Bücker Jungmeister. Ich flog mit ihm noch mehrere Male, bis das Modell wieder in der Versenkung verschwand. Ab 1975 stand es dann für zwei volle Jahre zusammen mit dem Bücker Jungmeister auf meiner Wohnwand. 1978 gab ich beide Modelle an Rolf Springer zurück, da meine neue Gattin die beiden Modellflugzeuge nicht als optimalen Wohnwandschmuck empfand und in der eher kleinen Wohnung kein Platz mehr war für ein Bastelzimmer. Über das weitere Schicksal der RAF SE-5A ist mir nichts bekannt, doch ist zu vermuten, dass das Modell nach Rolfs Hinschied im Jahre 2002 entsorgt wurde und bestenfalls in einer Brocki landete.

Technische Daten:

Spannweite: 55.9 cm
Flügeltiefe: 10.1 cm
Flügelfläche: 10.78 dm²
Flächenbelastung: 37.66 g effektiv
Länge: 44 cm
Antrieb: 1.5 cm³ Cox Medallion 0.9, 1956
Propeller: Nylon Super, Masse unbekannt, passend zum Medallion 0.9
Drehzahl: 19'000 U/min
Leistung: 0.24 PS
Tank: 30 cm³
Flugzeit: 3 min.
Gewicht: 406 g effektiv (gem. Bauplan waren 330 g vorgesehen)

Quellen:
- Rolf Springer, Kilchberg (Besitzer des Modells, Sponsor des Flugbetriebs)
- OGS-eigene (S/W-Fotos)
- FROG, Intl. Model Aircraft Ltd., London (Bauplan)
- Cox Manufacturing Co. Inc., Santa Ana, Cal. (Angaben zum Motor)
- Robert Berger-Wirz (einzige Farbfoto)
- Yan Seckler (stellte ein paar Fotos zur Verfügung)

Fesselflugmodell SE-5A (1973-A)

Die fertiggestellte SE-5A hatte ebenfalls etwas Übergewicht, da ich sie mit dem Graupner-Alu-Fahrwerk ausstattete.

Fesselflugmodell SE-5A (1973-B)

Hier sieht man sehr deutlich, dass die Wahl von Graupners Bücker-Fahrgestells für diese SE-5A völlig daneben lag. Es war zwar praktisch, um den Bau des SE-5A endlich zu beenden, doch für einen Puristen war es eine Katastrophe.

Fesselflugmodell SE-5A (1973-C)

Das noch ungeflogene Fesselflugmodell im Frühjahr 1973, bei welchem ich auf die leichte V-Form des Flügels verzichtete.

Fesselflugmodell SE-5A (1973-D)

Aus dieser Perspektive fiel das Bücker-Fahrgestell nicht auf.

Fesselflugmodell SE-5A (1973-E)

Diesen Original-Meister-Handgriff übergab mir Rolf Springer zusammen mit seinem Modell SE-5A.

Fesselflugmodell SE-5A (1973-F)

Auch die SR-5A habe ich mit einem J. G. Standard-Tank mit 30 cm³ ausgestattet, musste ihn jedoch neu kaufen, da meiner in der PR-1A benötigt wurde, währen dieser hier starr eingebaut werden musste.

Fesselflugmodell SE-5A (1973-G)

Der Standard-Tank in der RAF SE-5A war identisch mit jenem meines Bücker Jungmeisters, war aber ein Neukauf. Der Tank nebenan ist ein baugleiches Exemplar im Besitze von Yan Seckler.

Fesselflugmodell SE-5A (1973-I)

Hier sieht man den 2014 erworbenen Cox Medallion 09, der sich noch in einem sehr erfreulichen Zustand befindet und fortan als Erinnerung an die Zeit von 1973 meine Sammlung ziert. Es ist baugleich mit jenem, welches in der SE-5A eingebaut war.

Fesselflugmodell SE-5A (1973-J)

Dieser OS Max 10 mit 1.76 cm³ cm Hubraum stand beim Bau des Doppeldeckers RAF SE-5A als Antrieb zur Diskussion, doch entschied sich Rolf Springer damals aus Kostengründen für den bereits vorhandenen Cox 09 Medaillon, der etwas schwächer war.

Fesselflugmodell SE-5A (1973-K)

So sahen die Räder des Modells aus. Sie hatten die Dimension 40 x 15 mm und stammten aus Graupners Record Elastik-Serie.

Fesselflugmodell SE-5A (1973-L)

Die Verpackung der Räder des RAF SE-5A.

Fesselflugmodell SE-5A (1973-M)

Ein Prüfstand für den Taifun Rasant und Taifun Tornado. Noch erinnere ich mich gut, wie wir ihn 1960 auf einer gefällten Tanne bei der abgesägten Wurzel festnagelten und unsere Motoren laufen liessen. Später benützte ich ihn auch für den Cox 1.5 cm³-Motor

Fesselflugmodell SE-5A (1973-N)

Die Original-Bau- und Fluganleitung für den weiter oben abgebildeten SE-5A der Marke «Frog» aus England. Dieses Modell bekam Rolf von seiner Tante Mathilde. Wegen Auslandaufenthalts und der RS schlummerte es Jahre lang in seinem Bastelschrank.

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