OGS Seebach - Beitrag

Rüsch JR-6 Speed
Luftfahrt – Modellflug – historisch
Vorgeschichte

Dieses Modell hat Jürgen Rüsch im Jahre 1956-1958 gebaut, als er seine ersten Fesselflug-Eigenbaumodelle Typ JR-1 - 3 entwickelte. Erst danach baute Jürgen Rüsch noch ein Speedmodell, welches er selber konstruierte, jedoch einige Anleihen vom Speed-Modell Midge übernahm, welches bei C. Streil & Co. zu jener Zeit erhältlich war.

Beschreibung des Modells

Das Fesselflugmodell Rüsch Speed sah ich in den Jahren 1960 bis 1964 regelmässig bei meinen Besuchen bei Peter Rüsch in Seebach, doch hat es seinen vermutlich einzigen Flug noch vor 1960 absolviert, denn dann zog Jürgen Rüsch von zuhause weg. Ich habe das Modell persönlich in den Händen gehalten und hatte auch Gelegenheit, in sein Inneres zu schauen.

Das Modell war recht klein, blass orangefarben gestrichen und sehr stromlinienförmig, aber immerhin symmetrisch, sodass man es im Gegensatz zu späteren Speed-Modellen noch als Flugzeug wahrnehmen konnte. Dort wo der senkrecht angeordnete 2.5 cm³-Motor war, gab es eine strömungsgünstige Verkleidung mit einer Lufthutze vorne und einem Abluftkanal hinten. Die Flügel hatten relativ wenig Tiefe und waren gegen aussen verjüngend. An den Flügelenden gab es kleine Strömungskörper, welche wie Tanks aussahen. Es hatte keinen Balsabrettlirumpf, sondern einen leicht gerundeten Kastenrumpf, in welchem ausser dem Motor auch das Steuersegment und der Tank eingebaut waren.

Damit das Betanken keine Probleme bereitete, besass der Betankungsstutzen ein Plastikrohr, welches aus dem Modell herausragte. Die Verkleidung des Motors konnte entfernt werden. Gestartet wurde es mit einem Startwagen, welcher vorwiegend aus Draht aufgebaut war und drei Gummiräder Graupner Record Elastik besass. Sie hatten das Mass 50 mm x 17 mm und besassen Alu-Felgen. Weitere Details sind mir nur noch in dunkler Erinnerung, doch erinnere ich mich, dass die Drähte miteinender verlötet waren. Ich habe versucht, diesen Startwagen aus der Erinnerung zu rekonstruieren, siehe Zeichnung nebenan! Jürgens Bruder Peter Rüsch hat damals erzählt, dass das Modell so um 200 km/h schnell gewesen sein soll oder zumindest so schnell hätte fliegen können sollen.

Bemerkungen zum Motor

Ich erinnere mich, dass es einen Dieselmotor als Antrieb hatte, gut erkennbar an der Zylinderkopfschraube. Aufgefallen ist mir dabei, dass das Modell nicht mit einem gewöhnlichen Motor ausgestattet war, sondern mit einem Modell, welches den Vergaser rückseitig eingebaut hatte. Das hing mit der Bedienbarkeit zusammen, da der Motor ja stromlinienförmig verschalt war. Das Modell wurde mit einem Webra 2.5R Mach 1 ausgestattet, von welchem die Rüschs schon seit 1957 zwei Stück besassen. Die Verschalung war ganz auf diesen Motor angepasst. Um die hohen Geschwindigkeiten zu erreichen, kam um 1955-1959 nur dieser Rennmotor infrage. Der Clou ist aber der: Peter Rüsch schenkte mir 2014 für meine Sammlung exakt diesen Motor. Inzwischen ist gesichert, dass es der Originalmotor des Rüsch JR-6 ist.

Schicksal des Rüsch JR-6 Speed

Die Tatsache, dass der Originalmotor überlebt hat, lässt nichts Gutes für das Schicksal des Speedmodells ahnen. Es dürfte nach 1960 ausgeweidet und verschrottet worden sein.

Technische Daten des Motors:

- Hersteller: Webra
- Bauart: Diesel
- Hubraum: 2.5 cm³
- Gewicht: 130 g
- Bohrung: 15,5 mm
- Hub: 13 mm
- Leistung: 0.31 PS
- Drehzahl: ca. 16'500 U/min
- Farbe: Der Zylinder war hellgrün eloxiert
- Baujahr: ab 1954
- Treibstoff: Graupner Titan D+ oder Spezialmischung
- Konstrukteur: Günther Bodemann

Technische Daten des Modells

- Spannweite: ca. 40 cm
- Flügeltiefe: innen ca. 8 cm, aussen ca. 6 cm
- Länge: 50 cm
- Antrieb: 2.5 cm³ Webra 2.5R Mach 1, 1956-58
- Propeller: unbekannt
- Tank: 25 cm³
- Flugzeit: 2 min.
- Gewicht: ca. 380 g fertig betankt
- Vmax: ca. 200 km/h

Dieser Beitrag wurde am 28.10.2018 letztmals nachgeführt.

Quellen:- OGS-eigene
- Peter Rüsch

Rüsch JR-6 Speed (1957-A)

Das Speed-Modell des Jürgen Rüsch. Das Seitenleitwerk entspricht nur ungefähr der Realität, da die einzige überlebende Foto das Modell von oben zeigt, sodass man die Konturen nur sehr undeutlich sieht.

Rüsch JR-6 Speed (1957-D)

Hier sieht man den Startwagen für das Rüsch JR-6 Speedmodell, so wie ich ihn noch in Erinnerung habe. Die Rumpfauflage war so hoch angeordnet, dass der Propeller genügend Lichtraum hatte.

Rüsch JR-6 Speed (1957-E)

Mit solchen Rädern war der Startwagen ausgestattet. Es waren solche des Typs Record Elastik der Dimension 50 x 17 mm von Graupner, Bestell-Nr. 1397/1. Die Felgen bestanden aus Aluminium mit Stahlhülsen als Gleitlager.

Rüsch JR-6 Speed (1957-F)

Das damalige Markenzeichen der Record Elastik-Räder von Graupner.

Rüsch Speed JR-6 (1957-B)

Dies ist die einzige Ausschnitt-Vergrösserung aus einer schwarz-weissen Foto von Jürgen Rüschs Speed-Modell, die alle Zeiten überlebt hat.

Rüsch Speed JR-6 (1957-C)

Hier sieht man den originalen Webra 2.5R Mach 1 Dieselmotor, welcher zuletzt noch im Rüsch Speed eingebaut war. Er hat bei seinem Bruder überlebt.

Themengebiete