OGS Seebach - Beitrag

Wirz AW-9 (Fesselflugmodell)
Luftfahrt – Modellflug – historisch
Vorgeschichte

AW-9 ist die definitive Bezeichnung für ein leichtes, aber schmuckes Fesselflugmodell mit Kastenrumpf und einem kleinen Cox Tee Dee-Motor. Die Form erinnerte ein wenig an den AW-4, der schon 20 Jahre zuvor flog, aber wesentlich grösser war. Viele meiner Eigenbauten trugen ursprünglich keine Bezeichnung. Diese kamen erst später auf, sodass einige Modelle ihre Namen erst bekamen, als sie bereits nicht mehr flogen. Die AW-9 flog erstmals 1992, der Motor hingegen stammte aus dem Jahr 1972.

Bau des Modells

Der Bau des AW-9 erfolgte im Herbst 1992 und dauerte etwa einen Monat. Es war ein Kastenrumpfflugzeug. Im Innern waren von vorne nach hinten der Motor, der Tank, das Steuerdreieck und der Steuerdraht zum Höhenruder untergebracht. Der Rumpf bestand aus 2 mm dickem Balsaholz, es gab acht Spanten und die Rumpfkanten waren innen mit einer Balsadreieckleiste verstärkt. Der Bereich der Motormontage bestand aus 3 mm-Sperrholz. Im Bereich der Flügelauflage war der Rumpf offen, ebenso im Bereich der Motormontage. Im Vorderrumpf gab es oben eine grosszügige Öffnung über dem Tank. Der Deckel wurde mit einem Gummiring fixiert, sodass die Betankung problemlos möglich war. Der Flügel entsprach der damaligen Standard-Bauweise mit einem Clark Y-Profil und war in der Mitte teilbar mittels einer Steckverbindung. Er wurde mit zwei kräftigen Gummiringen an Holzzapfen am Rumpf befestigt. Das Modell wurde mit orange-roter Folie überzogen und der Flügel mit Japanseide bespannt. Es besass keine äusseren Markierungen und war als reines Trainingsmodell ausgelegt.

Das Fliegen

Das Modell war beim Erstflug leicht kopflastig und die Motorisierung erwies sich als knapp ausreichend. Etwas Bleiballast im Heck verbesserte dann die Flugeigenschaften. Das abrupte Absinken bei Tiefensteuer verschwand dadurch, doch war es nicht möglich, Loopings zu fliegen. Das Experimentieren mit verschiedenen Propellern brachte keine Veränderung. Ursache war, wie sich später herausstellte, dass der Motor, den ich als Occasion kaufte, nicht mehr die volle Leistung brachte. Er war quasi etwas ausgeleiert. Nach ein paar Flügen habe ich das Modell wieder still gelegt und später einiges abmontiert. Auch der Motor hat bis heute überlebt, ebenso die Propeller sowie eine Bauskizze und ein paar Fotos vom Flügelbau.

Wiederaufbau als E-Modell

Als ich 2018 beschloss, nur noch Fesselflug zu betreiben und die grosse Sammlung an RC- und Freiflug-Modellen an Freunde weitergab, entdeckte ich auch noch die Karkasse, das Seitenleitwerk und den noch recht gut erhaltenen Flügel des AW-9 und beschloss, ihn zu behalten und elektrisch zu motorisieren. Die Bespannung des Flügels sowie einige Rippen haben leider bei der Lagerung ein wenig Schaden genommen, sodass der Flügel teilweise neu aufgebaut werden musste. Den bisher geteilten Flügel habe ich aus praktischen Gründen bei der Gelegenheit wieder zu einem einteiligen umgebaut. Auch die Gummiringe verschwinden noch und werden durch Steckzapfen vorne und eine Schraubverbindung hinten ersetzt. Die Flügelmitte wird mit dünnem Sperrholz beplankt. Um ihm etwas mehr Steifigkeit zu geben, habe ich ihn mit einer zweiten Buchenleiste ausgestattet. Das Höhenleitwerk war nicht mehr zu finden, sodass er ein anderes mit tragendem Profil bekam. Der Flügel musste aus Schwerpunktgründen etwas nach vorne verlegt werden und die Rumpfspitze wurde etwas breiter. Im September 2018 war das insgesamt nur wenig umgearbeitete Modell bis auf die Elektrik, die Bespannung des Flügels und die Neubemalung des Rumpfs fast fertig gestellt.

Technische Daten heute

Länge: 53 cm
Spannweite: 83 cm
Höhe: 10 cm
Flügeltiefe: 12.5 cm
Flügelfläche: 10.375 dm²
Höhenleitwerkfläche: 1.95 dm²
Gesamtfläche: 12.33 dm²
Profil: Clark Y mod. w.
Gewicht: 250 g
Flächenbelastung: 20.27 g/dm²
Motor: Graupner Speed 300
Leistung: 35 Watt
Drehzahl: bis 21.500 U/min
Akku: Lipoly 35 mit 350 mAh Kapazität
Flugzeit: um 3 Minuten
Zeitschalter: E-Flite EFLA172
Regler: YGE 8 S
Klapppropeller: Graupner 14.5 x 6 cm

Der Beitrag wurde am 12.12.2018 letztmals nachgeführt.

Quellen:
- eigene

Fesselflugmodell AW-9 (1992-A)

Eine frühe Skizze des Modells, ein Seiteriss, hat die Zeit überlebt. Man sieht aber klar, dass der Flügel noch etwas weiter nach vorne wanderte.

Fesselflugmodell AW-9 (1992-B)

Diese nachträglich erstellte Skizze vermittelt einen gewissen Eindruck, wie die AW-9 ausgesehen hat. Das Modell hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem AW-4. Mehr siehe dort!

Fesselflugmodell AW-9 (1992-C)

Mit diesen beiden Propellern der Marke Cox Thimble-Drome Dubl Tub betrieb ich den Cox Tee Dee 051-Motor. Das wieder aufgebaute Modell erhält nun einen Klapp-Propeller.

Fesselflugmodell AW-9 (1992-D)

Der kleine Cox Tee Dee 051 hatte immerhin 0.125 PS und drehte bis 21'500 U/min bzw. hatte sollen. Da er bereits etwas ausgeleiert war, kam er nicht auf diese Leistung.

Fesselflugmodell AW-9 (1992-E)

Die Flügel sind bespannt und erhalten nach dem Austrocknen einem letzten Feinschliff der Kanten und dann den orange-roten Farbanstrich.

Fesselflugmodell AW-9 (1992-F)

Der teilbare Flügel des AW-9 ist fertig lackiert. Dies sind die einzigen Fotos, welche ich vom AW-9 noch finden konnte.

Fesselflugmodell AW-9 (2018-A)

Das neu gebaute Höhenleitwerk weicht ein wenig vom ursprünglichen ab. Es hat nun ein tragendes Profil.

Fesselflugmodell AW-9 (2018-B)

Das Flügelgerippe hat eine zusätzliche Buchenleiste bekommen. Die Flügelhälften sind für diese Foto nur zusammengeschoben, daher der kleine Winkel. Vor dem Verleimen wird dieser noch gerade geschliffen.

Fesselflugmodell AW-9 (2018-C)

Der Rumpf wurde von der orangen Folie befreit und musste für die Aufnahme des neuen E-Motors etwas umgearbeitet werden.

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