OGS Seebach - Beitrag

Keller, Jakob
Personen – Sekundarlehrer – historisch
Dienstzeit

Sekundarlehrer. Honigstrasse 19. Er lebte vom 10.2.1903 bis zum 2. 2.1980. Jakob Keller-Taylor trat seinen Schuldienst in Seebach im Jahre 1934 an und unterrichtete bis 1968. Der Dienstbeginn konnte allerdings nur indirekt ermittelt werden, indem er in einer Lehrerliste von 1933 nicht erwähnt, in einer anderen Liste für 1937 jedoch aufgeführt wurde. Sein Dienstende konnte anhand seines Jahrgangs ermittelt werden. Anfänglich bildete er zusammen mit Paul Wettstein eine Parallelklasse, später dann mit Emil Staub.

Übernamen

Er trug von 1958 bis 1961 den Übernamen «Rochus», den er in Anlehnung an einen Hund in einem Donald-Duck-Heftli von 1957 durch mich zugeteilt bekam und den damals viele Schüler lustig fanden. Anlass zu diesem Übernamen gab das mürrische Gesicht den Hundes «Rochus», welches gewisse Ähnlichkeiten mit dem von Jakob Keller gerne aufgesetzten Alltagsgesicht hatte. Sonst aber trug er seinen eigenen Aussagen zufolge stets den Übernamen «Chäli». Was den mürrischen Gesichtausdruck betrifft: Jakob Keller war in jungen Jahren ein sehr sympatischer «Bursche» und das galt zumindest bis zum Jahre 1942, davon zeugt die nebenstehende Foto aus diesem Jahr.

Studienzeit

Jakob Keller studierte nach dem Besuch des Lehrerseminars in Paris und in London an Universitäten, daher sein relativ später Schuleintritt. In London fand er auch seine um acht Jahre jüngere Frau Vera Taylor, mit welcher er sein Leben lang zusammen blieb. Sie hatten zwei gemeinsame Töchter: Cilly und Vreni, beide erwarben später ebenfalls das Lehrerpatent. Es wurde von ihm behauptet, dass er einmal Boxer gewesen sei, doch das ist eine Übertreibung, denn er erzählte in unserer Klasse, dass er in London als Student so ganz nebenbei etwas Boxen trainiert habe. Dabei sei es ihm einmal gelungen, seinen Sparring-Partner niederzuschlagen. Das war wirklich alles. Doch er genoss es natürlich, wenn die Übertreibungen der Schüler Blüten trieben, immerhin war er von ziemlich untersetzter Statur und die K.O.-Geschichten liessen den Lehrer hinsichtlich seiner Körperlänge etwas grösser erscheinen, als er tatsächlich war.

Die erste Schulstunde

Dem Lehrer eilte der Ruf voraus, dass er sehr streng, ja sogar recht giftig sein könne, dass er unversehens Ohrfeigen erteile und dass er einmal Boxer gewesen sei. Entsprechend gemischt waren die Gefühle der zarter besaiteten Schüler vor der ersten Begegnung mit dem Lehrer. Davon war dann eigentlich gar nichts zu spüren. Er blieb ruhig und sachlich und hatte eine angenehme Stimme. Wenn nicht alles täuscht, hatten wir in der ersten Schulstunde Französisch. Er begann mit einer ausholenden, kreisförmigen Bewegung seiner Arme und sagte: "Voici la salle!" Und so ging es dann fast die ganze Stunde weiter. Er sprach nur Französisch. Das war für uns Schüler sehr irritierend. Auch wenn wir etwas in Deutsch sagten, antwortete er nur auf Französisch. Mit der Zeit wich er dann aber wieder davon ab und erklärte die schwierigeren Dinge auf Deutsch. Sein Franz-Unterricht war sehr anstrengend und genau das bezweckte er. Kein Schüler hätte Zeit gefunden für irgend einen Scherz.

Ein schlauer Lehrer

Viele Lehrer neigten dazu, im Sprachunterricht oder im Rechnen die Schüler nach einer ganz bestimmten Reihenfolge daran zu nehmen. Das führte dazu, dass die gewitzteren Schüler ausrechneten, bei welchem Satz oder bei welcher Rechnung sie an die Reihe kamen. So konnten sie sich gut auf ihre Aufgabe vorbereiten und wenn sie an der Reihe waren, durch Spontanität brillieren. Jakob Keller durchschaute das aber sehr schnell, wenn er den Verdacht hatte, dass gewisse Schüler ein wenig zu gut oder zu schenll waren. Schöpfte er Verdacht, dann übersprang er absichtlich einen oder zwei Schüler. Es blieb ihm dann nicht verborgen, wer sich plötzlich wieder neu vorbereiten musste.

Der Keller'sche Händedruck

In der Anfangszeit war der Händedruck das auffälligste Merkmal am neuen Lehrer. Manch einer dachte, dass er wegen seiner sportlichen Karriere den Schülern die Finger brechen könnte. Doch davon war nichts zu spüren. Er gab zwar die Hand, aber er drückte die Hände der Schüler nicht. Er hielt seine Hand nur hin. Man hatte den Eindruck man nähme eine kühle, feuchte Kröte in die Hand.

Strafmethoden

Zur Zeit, als Jakob Keller unterrichtete, gehörte es noch zum Alltag, dass der Lehrer einem Schüler auch mal 'eine schmierte', wenn dieser sich frech benahm. Oft genügte schon ein süffisantes Lächeln zum falschen Zeitpunkt, um eine «Flättere» von ihm einzufangen. Da er diese Strafe mit Augenmass anwandte, hatte das in der Regel auf die ganze Klasse eine disziplinierende Wirkung, welche manchmal Wochen lang anhielt. Von Jakob Keller kann man aber sagen, dass er mit Ohrfeigen eher zurückhaltend umging, doch wenn er es für angebracht hielt, dann landete seine Hand an des Schülers Wange, lange bevor das Licht beim Schüler eintraf und die Ohrfeige vermittelte.

Autorität

Seine Autorität, die er in ausgesprochen starkem Masse hatte, beruhte auf angeborenen Eigenschaften, auf seiner Strenge, seiner Gerechtigkeit und seiner Fachkompetenz. Ausser seiner «Handschrift» hatte er noch eine andere «Waffe» parat. Das war seine manchmal etwas schroff wirkende Art, den Schülern zu «schmeicheln». So sagte er einem Schüler mit bleichem Gesicht, den er beim Rauchen erwischt hatte: "Du gseesch uus wie-n-e gchotzeti Milchsuppe!" oder er sagte einer Schülerin, die sich wirklich etwas daneben benahm: "Du tumms Suppehuen!" So etwas hörte natürlich niemand gerne und so vermied es ein jeder, wenn immer möglich, dem Lehrer weiteren Anlass zu geben. Und genau damit hatte er das Ziel erreicht. Die Schüler verhielten sich wieder für eine Weile ruhig.

Sein anderes Gemüt

Nicht selten liess er aber auch durchblicken, dass er ein Mensch mit Gefühlen war. So durfte ich 1960 zu ihm nach Hause gehen, bekam von seiner Frau englischen Tee und Kuchen mit kandierten Früchten. Dann zeigte Jakob Keller mir seine Jazz-Schallplattensammlung und legte sogar eine Scheibe auf und liess guten alten Dixieland erklingen, den ich damals besonders mochte. Diese Einladung erfolgte natürlich nicht einfach so, sondern im Anschluss an eine Singstunde, bei der er seinen Koffergrammofon mit brachte und ein paar klassische Stücke, aber auch Jazz laufen liess. Dabei verriet ich dem Lehrer, dass ich ein Dixieland-Liebhaber sei.

Es kam dann 1979 noch zu einem weiteren Besuch, wo er mir die Dias vom Klassenlager in Arcegno und einer Schulreise ins Maderanertal übergab. Dabei bekam ich von seiner Frau erneut englischen Tee und Kuchen mit kandierten Früchten, ganz so als wären in der Zwischenzeit nur ein paar Wochen vergangen.

Eine kleine Schwäche

Jakob Keller hatte auch eine kleine Schwäche: Er war Raucher und schmauchte meist an einer Pfeife. Wenn das Thema wieder einmal ums Rauchverbot der Schüler ging, dann war es ihm manchmal richtig peinlich und er entschuldigte sich dann damit, dass Rauchen vor allem für Kinder im Wachstum schädlich sei, während es bei Leuten in seinem Alter nur noch gelbe Zähne verursache.

Fachkompetenz

Die Fächer, welche Jakob Keller unterrichte, beherrschte er mit Bravour und er verstand es, zumindest bei Vorhandensein eines gewissen Interesses der Schüler, ihnen den Stoff gut und bleibend zu vermitteln. Er stellte so sicher, dass die gelehrigeren Schüler ein Wissen vermittelt bekamen, auf welchem sie später aufbauen konnten. Darauf hat er immer wieder hingewiesen.

Schulreisen und Klassenlager

Fast alle Schulreisen und das Klassenlager in Arcegno TI unternahm Jakob Keller nie alleine. Er war sich der Gefahren bewusst und organisierte solche Reisen stets mit dem Parallellehrer und dort wo es in die Berge ging oder die Reise mehrere Tage dauerte, waren stets seine erwachsenen Töchter mit dabei. Die Begleitpersonen hatten den Auftrag, auf die Schüler zu achten und mussten sich in der Kolonne gleichmässig verteilen. Um sicherzustellen, dass alles klappt, unternahm er kurz vor der eigentlichen Schulreise eine Test-, Probe- oder Kontroll-Reise und nahm dann sogar einen Schülervertreter mit, um zu prüfen, ob die Reise wirklich für alle Kinder zumutbar sei. Für die Schulreise ins Maderanertal war das Thomas Roelly. Doch selbst dann waren seine Töchter mit dabei. Sicherheit stand bei ihm ganz oben in der Liste. Entsprechend diesen Vorbereitungen gab es auf allen seinen Ausflügen, Reisen und Lagern nie einen nennenswerten Unfall und es gab auch keine Pannen, dank seinen minutiösen Vorbereitungen.

Sein Heim

Jakob Keller wohnte anfänglich an noch unbekannter Stelle in oder auch ausserhalb Seebachs und baute ungefähr 1937 ein schmuckes zweistöckiges Häuschen an der Honigstrasse. Er verstarb im Jahre 1980, während seine Frau noch bis in die 1990 weiter lebte. Bei den Kellers zu Hause spürte man förmlich, dass sie nicht den Veränderungen der Zeit nachjagten, sondern eher alles so liessen, wie es 1940 oder noch früher war. Man glaubte in dem klassisch möblierten Keller'schen Haus förmlich, einen Hauch von Ewigkeit zu spüren und natürlich auch ein wenig englischen Charme. Umso grösser dann der Schock, als sein Haus 1998 abgetragen wurde. Sein Haus wurde Ende 1998 oder 1999 abgetragen, womit die Ära Jakob Keller ihr Ende fand. Von seinem Haus besitzt die OGS noch zahlreiche weitere Fotos, speziell vom Abbruch. Mehr dazu siehe unter Haus Jakob Keller!

Sein Auto

Jakob Keller, ein Grossbritannien sehr zugeneigter Mann, fuhr einen schönen, alten Rover. Das war in den 1960er und 1970er Jahren.

Den Lehrer duzen

Anlässlich der letzten Klassenzusammenkunft im Jahre 1979 erlaubte er der ganzen Klasse, dass man ihm du sagen möge. Der Respekt vor seiner Person war aber bei vielen Schülern immer noch so gross, dass sich manche fast nicht trauten, ihn an diesem Abend zu duzen.

Ausklang

Jakob Kellers künstlerische Ader beschränkte sich nicht nur auf den von ihm bevorzugten Dixieland-Jazz und die Volksschullieder. Er hatte auch eine Ader für die unbekannt gebliebenen Komponisten von Volksliedern. 1960 brachte er ein kleines Büchlein mit solchen Liedern in den Gesangsunterricht und las daraus den Text eines Wanderliedes vor, welchen wir auswendig lernen mussten und dann gemeinsam zu singen hatten. Dabei begleitete er die Schüler auf seinem Instrument. Sowohl der vollständige Text als auch der Name des Komponisten dieses Liedes sind mir längst entfallen und beides konnte auch im Internet trotz längerer Suche nicht wieder aufgefunden werden. Dem Text nach dürfte es ein süddeutscher, bayerischer oder österreichischer Komponist gewesen sein. In Erinnerung geblieben ist einzig ein Teil der ersten Strophe, welche wie folgt lautete:

Ich bin ein armer Wandersmann
bin müde vom Marschieren
bin müde, müde vom Marschier'n.
Ich hab' verlor'n mein Pfeiferl
auf meiner Wanderschaft
auf meiner Wanderschaft.

Von der Klasse wurde der Text eher als eigenwillig empfunden und der Lernwille der Schüler für die etwa drei Strophen war nicht besonders ausgeprägt. Da auch die Melodie eigenwillig klang, landete Jakob Keller mit dem Lied bei seiner Klasse keinen Hit und weil er spürte, dass die Schüler das Lied nicht mochten, verzichtete er trotz wiederholten Versuchen letztlich darauf, es von den Schülern weiter vorsingen zu lassen. Dem wenig erfolgreichen Komponisten, dessen Text und Melodie bereits 1960 nicht mehr so recht in die Landschaft passte, sei mit diesem Ausklang noch einmal kurz gedacht. Es gebührt Jakob Keller immerhin die Ehre, dass er sich so für dessen Lied eingesetzt hat.

Die obigen Schilderungen und die Beschreibung des Lehrers entstammen weitgehend meinen eigenen Erinnerungen und stellen somit nur die Sicht eines Einzelnen dar. Glücklicherweise hat Hartmuth Attenhofer, der von 1961-1964 ebenfalls bei Jakob Keller zur Schule ging, nach dem Hinschied des Lehrers im Februar 1980 in den «Seebacher Nachrichten» einen Nachruf publiziert und diesen im Oktober 2013 auch für die OGS freigegeben. Damit wird es nun möglich, den Lehrer aus einer anderen Optik kennen zu lernen.

Aus den «Seebacher Nachrichten» unter 'Neues aus Seebach':

"Während rund dreissig Jahren wirkte Jakob Keller-Taylor, wohnhaft gewesen an der Honigstrasse in Seebach, im Schulhaus Buhnrain als Sekundarlehrer. Ende Januar ist Jakob Keller nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 77 Jahren gestorben. Am Begräbis des begnadeten Lehrers hatten gegen 400 Menschen auf dem Friedhof Schwandenholz von ihm Abschied genommen. Ein ehemaliger Schüler brachte einige Erinnerungen aus der Schulzeit zu Papier:

Feder weg - eins zwei ...!

Als wir, soeben «entlassene» Sechstklässler, im Buhnrain vor Jakob Keller antreten mussten, schaute wohl manche und mancher ehrfurchtsvoll den neuen Lehrer an. Und furchtsam wartete man der erschröcklichen Dinge, die da kommen sollten..... Doch nichts dergleichen geschah: All die wilden Gerüchte, die man hatte vernehmen können, waren wie weggeblasen, als Jakob Keller uns mit seinen freundlichen Augen und seiner warmen Stimme begrüsste.

Ein strenger Lehrmeister war er schon, aber immer gerecht! Und wenn irgend ein Schüler, der es gar arg mit ihm getrieben hatte, ein paar hinter die Ohren bekam, war es wohl immer verdient. Nachgetragen hat nämlich Jakob Keller die Lausbubereien seinen Schülern nie. Vielmehr: Gerade die «bösen Buben» waren es, die von ihm immer wieder gefördert wurden. «Etwas», muss sich Jakob Keller gesagt haben, «etwas steckt in jedem Kind drin». Und genau das hat er aus vielen seiner Schülerinnen und Schüler herausgeholt.

Als eine seiner Klassen vor fünf Jahren in Seebach eine Klassenzusammenkunft abhielt (die Seebacher Nachrichten berichteten darüber), wurde Jakob Keller natürlich von seinen Ehemaligen mit Fragen bestürmt. "Sind Sie mir noch böse, weil ich Sie so oft geärgert hatte?" lautete zum Beispiel eine Frage. Und Jakob Keller antwortete: "Warum böse? Kinder sind halt nun einmal so ... aber ich stelle die Gegenfrage: Seid ihr mir noch 'böse' für die manchmal grosse Strenge, die ich euch habe angedeihen lassen?"

Aber eben - Kinder sind nun halt einmal so und welcher Erwachsene rühmt sich nicht, einen ganz besonders strengen Lehrer gehabt zu haben. Wenn man aber zurückdenkt, war alles gar nicht so, wie man es damals empfand. Von Jakob Keller jedenfalls wissen ehemalige Schülerinnen und Schüler nur die besten Erinnerungen zu berichten.

Am stärksten ins Bild eingeprägt hat er sich wohl anlässlich der legendären Singstunden, wenn er in Gedanken versunken seine Geige sorgfältig stimmte - um sie dann wegzulegen und aus dem «Werwolf» vorzulesen begann. Überhaupt die Geige: Immer wenn er sie hervornahm, waren wir Schüler sicher, dass er unser falsches Singen nicht hörte. Und so kam es, dass sich heute noch beim Ertönen von Geigenklängen Hunderte von musikalischen Herzen wehmütig an krächzende Kinderstimmen erinnern ...

Oder: Wenn eine Geschichtsprüfung zu Buche stand und die schwierigen Fragen aus zwanzigstündiger Vorlesung in Französischer Revolution ausgeknobelt werden mussten, war es mucksmäuschenstill im Schulzimmer. Man hörte nur den Lehrer auf und ab gehen, was insofern markant klang, als seine lederbesohlten Schuhe hart auf den Boden knallten: «Tack, tack, tack ...». Viel diskutierte Abwechslung in dieser monotonen Geräuschkulisse kam auf - allerdings sehr selten, wenn sich eines der früher allgegenwärtigen kleinen Schuh-Eisen gelöst hatte. Dann tönte es zum allgemeinen Gaudi durch das Zimmer: «Tack, kling, tack, kling, tack ...».

Wenn Jakob Keller Klausur machte, war er zwar streng, aber auch hilfreich. Es kam oft vor, dass man sich hirnend, schwitzend und horchend auszurechnen begann, wo sich der Lehrer im Zimmer gerade aufhielt; umherschauen war nämlich strengstens verboten. So blieb einem nichts anderes übrig, als den «Knopf in der Leitung» so zu belassen und zu hoffen, dass Jakob Keller, hinter dem Prüfling stehend, plötzlich mit der Hand dazwischenfuhr und mit dem Zeigefinger auf den Fehler zeigte. Manchmal murmelte er auch die richtige Lösung ins Ohr, so dass der schwer geprüfte Kandidat erleichtert aufatmete. Jakob Kellers Finger auf dem halbvoll gekritzelten Papier vergisst so schnell keiner ...!

Aber eines gab es, da verstand Jakob Keller keinen Spass: Vor den schriftlichen Prüfungen gab er bekannt, wieviel Zeit man dafür benötigen dürfe. Und wenn es dann soweit war, hub er unerbittlich an: "Feder weg - eins zwei!" Dazu klatschte er zweimal in die Hände und es gibt wohl niemanden, der es gewagt hätte, dieser ultimativen Aufforderung nicht nachzukommen. Und noch etwas gab es, da liess er keinen Ulk mit sich treiben: In der Turnstunde musste alles seinen geordneten Gang haben. Die angehenden «Leichtathleten» mussten sich in Reih und Glied vor dem Turngerät anstellen. Auf einen Wink des Lehrers trabte man los, vollbrachte seinen Bocksprung und kurvte dann in vorgeschriebener Richtung zurück in die Reihe. «Zirkus» pflegte Jakob Keller dieses Kommando lautstark zu bezeichnen und wenn sich einer nicht daran hielt, wurde die ganze Übung abgeblasen und man durfte sich für den Rest der Stunde mit Rumpfbeugen und Rumpfstrecken befassen.

Das gleiche passierte aber auch, wenn Jakob Keller, in Anbetracht des reibungslosen Ablaufs seines «Zirkus» das ominöse Wort auszusprechen unterliess, und irgend so ein jugendlicher Spielverderber hinter vorhaltener Hand gut hörbar «Zirkus» in die Turnhalle quäkte. Dann war es halt zugunsten von Freiübungen aus mit Hopsen.

Sein soziales Gewissen, seine strenge Hand, sein frohes, aber auch nachdenkliches Gemüt und seine listig zwinkernden Augen werde ich nie vergessen.

Hartmuth Attenhofer, Seebach"

Achtung: Klassenfotos können beim Staatsarchiv des Kantons Zürich, unter Klassenfotoarchiv jederzeit on line nachbestellt werden!

Quellen:
- Sonja Meier (Baujahr EFH Honigstrasse)
- Hartmuth Attenhofer (letztes Kapitel)
- OGS-eigene (alles übrige)

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