Der Name ist offiziell. Eine der sogenannten Vögelistrassen. Die heutige Starengasse heisst erst seit 1935 so. Während dem Jahr 1934 hiess sie Bühlwiesengasse und zuvor hiess sie Johannastrasse. Die Strasse wurde als provisorischer Kiesweg während der Bauzeit der Häuser zwischen 1890 und 1897 erstellt. Noch um 1900 war der Strassenbelag noch ungepflegt und es gab auch keine Kanalisation. Erst auf dem Gemeindeplan von 1915 erscheint die Strasse befestigt.
Seit wann sie den Namen Johannastrasse trug ist nicht mehr ermittelbar, da der Seebacher Gemeinderat den Strassen nur sehr zögerlich einen offiziellen Namen gab. Diese Gewohnheit hielt sich noch bis 1925. Eine von mehreren Ursache für dieses Verhalten war der Umstand, dass der Kanton Zürch zuhanden der Gemeinden die Einteilung der Strassen nach ihrer Wichtigkeit verlangte. Diese Wichtigkeit regelte dann auch die Kompetenzen und Pflichten von Kanton und Gemeinde. Der Gemeinderat war dementsprechend nicht dran interessiert, allzu vielen Strassen eine höhere Wichtigkeit zu verleihen, weil dies mit Unterhaltskosten verbunden gewesen wäre. Der beste Weg war daher, den Strassen gar keine Namen zu geben. Aus diesem Grunde trugen denn die Strassen Seebachs noch recht lange keine offiziellen Namen. Die meisten Strassen bekamen daher ihre Namen durch den Volksmund und sie hatten für den Gemeinderat quasi keine Bedeutung. Ausserdem bestand dieses Gremium zumeist aus, welche es sowieso vorzogen, nicht den Strassen, sondern den Häusern einen Namen zu geben und diese nach einer Flur, einem Restaurant oder so ähnlichzu benennen. Daher findet man in den Gemeinderatsprotokollen für unbedeutende Nebenstrassen nur selten die durch den Volksmund gebildeten Namen.
Der bisher älteste Hinweis auf die Johannastrasse ist in einem Gemeinderatsprotokoll von 1920 zu finden, wo vermerkt wurde, dass eine Strasse von Frau Morgenthaler nicht von der Gemeinde übernommen werden könne. Dabei dürfte es sich um die spätere Johannastrasse gehandelt haben und der Grund, warum sie die Gemeinde nicht übernehmen wollte, dürfte ebenfalls klar sein.
Erst um 1925 oder kurz davor ging man dann doch dazu über, den Strassen nach und nach Namen zu geben. Auch die Einführung der Hausnummern anstelle der bisherigen Assekuranznummern geht auf dieses Jahr zurück. Dass sich der Gemeinderat aber nur sehr zögerlich an diese Aufgabe machte, erkennt man daran, dass er noch 1933, als er seine Strassennamen wegen der Eingemeindung mit der Stadt Zürich abgleichen musste, gefliessentlich gegen zwei Dutzend (!) Strassennamen 'vergass', allerdings nicht aus bösem Willen oder Zeitmangel, sondern schlicht deshalb, weil diesem Gremium die Namen nicht geläufig waren. Mehr dazu siehe unter Kurioses zu den Strassennamen. Der Gemeinderat war noch ganz dem bäuerlichen Denken verhaftet.
Unter diesen Umständen hatten es die vom Volksmund benannten Strassennamen sehr schwer, sich offiziell durchzusetzen. Verschiedene Male habe ich aber gehört, dass die Johannastrasse bei den Seebachern der betreffenden Umgebung schon vor 1920 üblich war. Dass man den Vornamen und nicht den Familiennamen der Besitzerin wählte, lag daran, dass sich der Strassenname im engen Umkreis der Johanna Morgenthaler-Ehrensperger bildete, ehe er weiter herum bekannt wurde. Die OGS geht daher davon aus, dass der Name spätestens um 1915 herum einem breiteren Publikum geläufig war, denn die dortigen Häuser, welche meist dieser Familie gehörten, entstanden bereits zwischen 1890 und 1897.
Darüber hinaus hatte die Starengasse noch den Ã?bernamen «Theatergasse». Das kam daher, dass die Strasse oft von lauten Streitereien dort Wohnender erfüllt war. Obwohl sie zu den kleinsten Strassen Seebachs gehört, darf sie sich rühmen, neben der Schaffhauserstrasse die meisten Namen aller Strassen Seebachs gehabt zu haben.
Erwin Städeli, dessen Eltern und Grosseltern seit den 1920er Jahren dort wohnten, fand in seinen Familienalben noch alte Aufnahmen aus der Zeit um 1938-40, welche einen kleinen Eindruck vermitteln, wie es damals an der Johannastrasse bzw. Starengasse aussah, siehe Fotos nebenan!
Quellen: - Liste der neuen Strassennamen Seebachs vom 9.9.1933 - Kurt Wirth sen. (Theatergasse) - Gemeindepläne von Seebach 1900, 1915, 1932 - Erwin Städeli (Fotos)
Das Bild zeigt die alten Häuser an der Starengasse in den späten 1930er Jahren. Die Häuser wurden in den 1970er Jahren abgetragen und durch Neubauten ersetzt. Die Namen der beiden Kinder sind nicht mehr bekannt.