Gemüsehandlung (1913). Ursprünglich Frohbühlstrasse 30, nach 1895 Wehntalerstrasse, nach 1933 in Glatttalstrasse 13 umbenannt. Alte Assek-Nr. 124, neu 85. Albert Wettstein (2.2.1859-?) kaufte das Anwesen vermutlich um 1895.
Albert Wettstein war zuvor der Besitzer des Eichbühlhofs an der Frohbühlstrasse 30, den er durch Heirat von Berta Meier am 3. September 1885 vom 1884 verstorbenen Vorbesitzer Felix Meier übernehmen konnte. Da er die Schwägerin Elise und ihren Mann Urban Nussbaumer-Meier sofort auszahlen musste, war der grosse Hof vermutlich zu stark belehnt. Um diese Last tragen zu können, warf der Hof zu wenig ab, so dass Albert Wettstein tagsüber in einer Fabrik arbeiten gehen musste. Die Wettsteins bekamen Kinder, zuerst 1886 einen Albertli, der mit 4 Jahren starb, dann 1891 einen Paul, welcher später ein bekannter Sekundarlehrer in Seebach wurde. Ein Jahr später, 1892 kam die Elsie zur Welt, 1894 die Hanne und 1901 noch die Amelia.
Mit der Zeit wurde den Wettsteins die Arbeit auf dem grossen Hof an der Frohbühlstrasse nebst der Arbeit in der Fabrik doch zu streng und sie entschieden sich, das Gehöft so um 1895 zu verkaufen. Es ging an Gottfried Gugolz. Sie zogen bald darauf auf einen kleineren Hof an der Wehntalerstrasse und zwar in jenes, welches später der Busreiseunternehmer A. Geissberger bewohnte. Dieses neu aufgebaute Haus hatte den Vorteil, dass es mehrere Einliegerwohnungen barg, wie die ältere der nebenstehenden Fotos zeigt, sodass sich das Haus alleine durch die Mieten schon fast selber trug. Rundum gab es genügend Land für Gartenbau, sodass er anstelle von Landwirtschaft vermehrt Gemüsehandel betrieb.
Schon lange hatte Albert Wettstein den Wunsch, einmal eine grosse Reise zu machen und nach langem Zaudern gelangte er schliesslich nach Varese (I), wo es ihm so gut gefiel, dass er die Absicht hatte auszuwandern. Er bewarb sich dort bei einer Firma und konnte den Inhaber sofort von seinen Fähigkeiten überzeugen, indem er ein Gerät so umbaute, dass die Firma damit ein paar Jahre später (1905) in Mailand eine Goldmedaille gewann. Er kehrte mit einem Arbeitsvertrag in die Schweiz zurück und ermunterte seine Familie, zu packen. Er vermietete sein Haus an einen Nachfolger, reiste zwei Wochen früher ab und suchte nach einem Häuschen in Varese. Später folgten Frau und Kinder mit viel Gepäck nach. Zuvor wurde der Hausrat samt den Möbeln nach Varese spediert. Ein fürchterliches Gewitter überraschte die Familie dann am Langensee, doch kamen sie recht müde, aber heil in Varese an.
Sie waren überrascht, denn das kleine Häuschen entpuppte sich als Villa, wenn man es mit dem Haus in Seebach verglich. Doch leider war es leer ohne jegliche Möbel. Obwohl diese rechtzeitig spediert worden waren. So musste die Familie vorerst in einem Hotel logieren und warten bis die Möbel endlich eintrafen. Als diese aber weiter auf sich warten liessen, fuhr Albert Wettstein an die Grenze, um nach dem Rechten zu sehen. Dabei machte er die Entdeckung, dass sein Hausrat dort seit Tagen auf der Strasse stand und von Passanten seelenruhig benützt wurde. Da stand eine Flasche Chianti auf dem Stubentisch, ein Grenzwächter spielte auf der Gitarre von Berti Wettstein und andere spielten mit weiteren Geräten der Wettsteins so eine Art Boccia. Albert Wettstein, inzwischen bereits etwas an die Italienität gewohnt, konnte den Leuten nicht böse sein und so zückte er einen 5-Lire-Schein, was damals sehr viel Geld war und schon packte der Zöllner den Hausrat fein säuberlich ein und spedierte ihn nach Varese. Am nächsten Tag konnten die Wettsteins mit dem Einrichten des Hauses beginnen.
Es sollte aber nicht lange dauern, dann kam die nächste Prüfung. Berti hatte 1901 eine lebensbedrohliche Geburt. Die Nachbarin schaute derweil zu den grösseren Kindern und es gab Nachwuchs in der Person von Amelia, von der an anderer Stelle noch mehr zu lesen ist. Die Jahre gingen in das Land und der Arbeitsvertrag von Albert Wettstein lief aus. Die Firma wollte ihn unbedingt verlängern, aber das Haus in Seebach rief, denn bei einem Kurzbesuch zu Hause im Jahre 1902 infolge des Todes seines Vaters erlitt er wegen der Reisestrapazen und der Hitze einen Blutsturz. Er erholte sich aber rasch wieder. Nach Auslaufen des Vertrags kehrten die Wettsteins nach Seebach zurück und staunten nicht schlecht über den verwahrlosten Zustand ihres Hauses. Die Mieter hatten dem Haus keine Sorge getragen. So mussten sie vieles wieder instand stellen.
Mit der Rückwanderung aus Italien entstanden neue Probleme. Die beiden kleinen Kinder konnten kein Deutsch, speziell Amelia sprach kein Wort, Hanneli immerhin ein «birebitzeli», wie sie meinte. Danach arbeitete Albert Wettstein bei Lachmund in Zürich und betrieb gleichzeitig wieder Gemüsebau. Hier enden die Memoiren der Amelia Wettstein. Das weitere Schicksal der Familie ist der OGS im Detail nicht bekannt. Immerhin findet sich dann im Adressbuch von 1913 unter seinem Namen ein Eintrag «Gemüsehandel» an eben dieser Adresse. Daraus kann geschlossen werden, dass sie vom Gemüseanbau Abstand genommen haben und nur noch Handel betrieben. Ein Teil der Liegenschaft scheint untervermietet gewesen zu sein. Die Liegenschaft verkauften die Wettsteins etwa 1924 an eine noch unbekannte Person.
Noch ungeklärt ist der Grund für die zahlreichen uralten Remisen, welche die Geissberger Reisen AG bis zuletzt weiter benützte und die rund um den Geissbergerplatz angeordnet waren. Vermutlich dienten sie der vorübergehenden Lagerung von Gemüse. Emma Schulthess-Meier erwähnte die Wettsteins in ihren Memoiren ebenfalls an dieser Stelle.