Mit Affoltern gab es zweimal Grenzstreitigkeiten. Das erste Mal war es 1545, als man zur Regelung des Grenzverlaufs im Hürstholz den Friedgraben erstellen musste. Das zweite Mal geht auf das Jahr 1992 zurück, als der damalige Präsident des Quartiervereins Affoltern, Hans Brenner, sich wegen der Grenzziehung in einem Plan im Seebacher Pass aufregte, und zwar weil dort das Hürstgebiet als zu Seebach gehörig eingezeichnet war, während der ahnungslose Affoltemer QV-Präsident die Siedlung Hürst als Affoltemer Quartierteil wähnte. Dabei sprach er von «Annektion».
Er musste dann von QV-Präsident Kurt Wirth belehrt werden, dass alles rechtens sei. Daraufhin liess der ziemlich überraschte Hans Brenner abklären, ob es machbar sei, dass das Hürstquartier Affoltern zugeschlagen werden könne. Er begründete dies damit, dass der etwas abseits und näher bei Affoltern liegende Quartierteil sich heute eher als zu Affoltern gehörig betrachtet. An sich kann die Stadt selbständig und ohne Befragen der Einwohner solche Grenzänderungen vornehmen. Einverstanden sein muss aber der betroffene Grundstückbesitzer. Solche Ã?nderungen hat es immer wieder gegeben, sogar mit Nachbargemeinden, doch waren sie alle stets auf ganz wenige oder meistens nur auf ein Grundstück begrenzt und hatten stets einen sehr triftigen Grund.
Da die Hürstbewohner tatsächlich kaum mehr nennenswerte Beziehungen mit Seebach haben, hätte der QVS gegen einen Quartierwechsel keinen Widerstand geleistet. Doch ist ein Quartierwechsel nur möglich, wenn jeder einzelne Grundbesitzer sich vom Grundbuchamt Seebach in dasjenige von Affoltern hätte übertragen lassen und auch die Kosten übernommen hätte. Um keinen Flickenteppich innerhalb der Stadt zu verursachen, hätte dies der Stadtrat wohl nur dann akzeptiert, wenn alle einverstanden gewesen wären. Da diese Idee natürlich im reinen Interesse des QV-Präsidenten von Affoltern lag und der QV Affoltern die ganze Sache mit den 94 (nicht 700, wie in der Presse stand) betroffenen Grundstückbesitzern selber hätte organisieren müssen, wäre ein Aufwand entstanden, der in keinem vernünftigen Verhältnis zum weitgehend fehlenden Nutzen gestanden hätte. Daher verzichtete Hans Brenner gerne darauf, die Idee weiterzuverfolgen. Zu den Kosten ist noch anzufügen, dass ein Quartierwechsel jeden einzelnen Grundstückbesitzer im Minimum mehrere tausend Franken gekostet hätte und genau davon scheuten dann die meisten zurück.
Das ist zumindest der Eindruck, wie er sich den Seebachern darstellte, nachdem man von Affoltern in der Sache nichts mehr hörte. Es ist allerdings noch zu erwähnen, dass die Angelegenheit auf beiden Seiten im freundnachbarlichen Lichte und teils auch mit Schmunzeln zur Kenntnis genommen wurde, speziell nach dem aufklärenden Artikel im Tagblatt. Und für solche, die es noch nicht wissen: Die QV-Präsidenten der Stadtkreise Zürich-Nord treffen sich sehr regelmässig, kennen sich bestens und sind untereinander sozusagen auch ein wenig befreundet. Ausserdem kennen sie natürlich die tatsächlichen Probleme ihrer Quartiere bestens. Und dazu gehört die fragliche Grenze nicht. Man kann das Thema beenden mit «ainsi soit-il»!
Quellen: - Tagblatt der Stadt Zürich 1992 - OGS-eigene