Diese Stelle befand sich zwar auf Örliker Boden, betraf Seebach jedoch im tiefsten Nerv: Eine etwas andere Art für das Tram, das Bahngleis zu überqueren, wählte man beim Übergang an der Ohmstrasse/Wattstrasse in Örlikon, wo das Oberleitungskabel unter den Gleisen durchgeführt wurde! Dies hatte zur Folge, dass die Tramwagen die Bahngleise nicht mit Motorkraft, sondern nur mit heruntergezogener Trolleystange überqueren konnten. Ein Schieben von Hand war anstrengend und wurde daher nur für die ersten und letzten Kurse vorgesehen.
Die Zürich-Örlikon-Seebach-Bahn (ZOS) bemühte sich gar nicht erst um eine Bewilligung, mit dem Tram die zahlreichen Gleise mit Fahrgästen zu überqueren, da dieser Vorgang die Fahrgäste arg durchgerüttelt hätte. Daher mussten diese aussteigen und die Bahngleise zu Fuss überqueren. Tagsüber wendete das Tram von Glattbrugg herkommend vor dem Bahngleis und die Fahrgäste mussten auf ein wartendes Tram auf der anderen Seite der Gleise umsteigen, welches dann weiter nach Zürich fuhr.
Diese Prozedur wurde von den Seebachern als ein bisschen schikanös empfunden. Der Vorstand begründete den Verzicht auf eine Direktverbindung stets mit den hohen Umbaukosten sowie mit der bereits erwähnten Rüttelei, welche man den Fahrgästen ersparen wollte. Auch Sicherheitsaspekte spielten eine Rolle, denn es wäre eine heikle Sache gewesen, das Tram zwischen den weit auseinander liegenden Bahnschranken zu schieben.
Da im Vorstand der ZOS nicht nur Freunde Seebachs sassen, bewegte sich nichts. Nur dank dem Einsatz von Rechtsmitteln seitens des Seebacher Gemeinderates liess sich der ZOS-Vorstand dazu herab, die Gleise im Jahr 1908 endlich in die bereits seit 1906 bestehende Unterführung zu verlegen. Es muss schon fast als Racheakt eben dieses Vorstandes verstanden werden, dass dieser das Umsteigen bei der Bahnschranke einfach an die Haltestelle Querstrasse verlegte und noch bis weit in die 1920er Jahre hinein beibehielt.
Quellen: - Reinhard Ochsner in «100 Jahre Bahnhof Seebach, 1959 - Ein Jahrhundert Zürcher Strassenbahn, Orell Füssli, 1982 - «Unser Seebach» sowie Zeitzeugen 1956