Unter dem Pöstlerwegli verstand man in der näheren Umgebung der Köschenrüti zwischen 1950 und 1960 einen schmalen Kiesweg von der Käshaldenstrasse zum Bauernhaus der Schnellmanns, welcher direkt zum alten Hauseingang führte. Wer meint, es sei eine Spitzfindigkeit der OGS, diesen kurzen, rein privaten Weg zu erwähnen, kennt die tiefere Bedeutung nicht. Die Schnellmanns hatten ihr Haus streng genommen nämlich am Köschenrütiweg und da sie im ersten Haus rechts des Weges wohnten, hätte das Haus eigentlich die Adresse Köschenrütiweg 2 bekommen müssen.
Zur Zeit als das aktuell war, machten die Seebacher Pöstler ihre Touren noch mit einem Velo mit schwerem Anhänger. Für den Pöstler kam aber die Plakerei über die steile Auffahrt zum Haus nicht in Frage und so stationierte er sein Gefährt kurz nach dem Köschenrütibrunnen direkt bei der Abzweigung eines Trampelpfades durch den Vorgarten der Schnellmanns. Und so kam es, dass die Schnellmanns als Adresse nicht Köschenrütiweg 2, sondern Käshaldenstrasse 30 bekamen. Das muss sich aber schon in den 1930er Jahren abgespielt haben, vermutlich kurz nach der Eingemeindung.
Den Namen bekam das Wegli aber erst später durch jene Kinder, welche oft bei diesem Bauernhaus spielten. Den Trampelpfad haben die Schnellmanns während Jahren selber in die Wiese getreten, weil sie am heutigen Heugabelweg früher ein grosses Ã?konomiegebäude gepachtet hatten, welches 1959 abbrannte und weil sie so ein paar Meter Fussweg einsparten. Der Weg diente also ursprünglich als eine kleine Abkürzung. Erst als der Trampelweg deutlich sichtbar wurde, benützte ihn dann auch der Pöstler. Anfangs der 1950er Jahre hat Werner Schnellmann sen. den Weg sogar gekiest.
In den 1940er und 50er Jahren, als viele neue Einwohner in die Siedlungen Buchwiesen und Schönau zogen, welche zahlreiche Kinder hatten, waren Bauernhöfe noch eine Attraktion und wurden fleissig beobachtet. Und genau diese Kinder waren es, welche dem Wegli seinen Namen gaben. Das Pöstlerwegli existiert heute nicht mehr und der Name ist längst abgegangen. Der Pöstler kommt heute mit einen kräftigen Töff und schafft die steile Rampe zum Bauernhaus mit links und gebauert wird natürlich auf diesem Hof auch nicht mehr. So ist eben alles einem ständigen Wandel unterzogen. Damit das kleine Wegli, welches immerhin den Ausschlag für eine Adresse gab, nicht ganz in Vergessenheit gerät, wurde ihm dieser Beitrag gewidmet.
Quellen: - OGS-eigene - Willy Burkhardt (Foto, kann aus urheberrechtlichen Gründen leider nicht gezeigt werden)