Im Jahre 1868 stand im Anzeiger der Antiquarischen Gesellschaft ein unscheinbarer, kleiner Eintrag, wonach man auf der rechten Seite der Strasse zur Burg einen keltischen Grabhügel entdeckt, aber nicht weiter untersucht habe. Ausserdem stiess man ganz in der Nähe noch auf Grundmauern, die aus bearbeitetem Tuffstein bestanden. Dies alles kann man nachlesen im Neujahrsblatt Zürich 11 von 1971 auf Seite 14.
Walter Drack, ein Forscher, der sich besonders um die Erforschung der Römerfunde im Kanton Zürich sehr verdient gemacht hat und ein ausgezeichneter Kenner der alten Römer war, hat stets betont, dass im Gebiet von Zürich Nord eigentlich von seinem Verständnis der Römer her gesehen, 4 Gutshöfe vorhanden sein müssten. Einen hat man im Strickhof unter der Bezeichnung «Mur» entdeckt, ein anderer ist schon seit längerem bekannt im Gebiet Althoos (Althausen) in Zürich-Affoltern und ein letzter ist auf dem Örliker Gubel gefunden worden. Seiner Meinung nach müsste eigentlich auch einer in Seebach gelegen haben, den man aber nie fand.
Die auf Seebacher Boden gefundenen Hinweise auf die Römer waren 5 oder 6 Streufunde, die offenbar im Zusammenhang mit der an Seebach vorbeiführenden Römerstrasse von Zürich nach Kloten zu sehen sind. Den römischen Gutshof konnte Walter Drack nicht finden, weil dieser vermutlich kein Neubau aus Stein war, sondern weil die Römer hierzu möglicherweise einfach den alten Keltenhof umfunktionierten und ihn mit einem anfänglich römischen Vorsteher versahen. Dies ist allerdings nur eine Annahme. Das wäre die eine Möglichkeit.
Die andere, leider nur sehr vage wäre die, dass es einen historischen Grund gegeben hat, weshalb heute nahe beim Hürsthof eine Flur den Namen «Gugel» trägt. Es wäre nämlich denkbar, dass es die Römer waren, welche dem Gugel den ursprünglichen Namen «Cuculla» gaben, wie das Ernst Benninger in seinem Flurnamenbuch andeutete. Dann wäre es auch möglich, dass auf dem Gugel noch die Ruinen eines römischen Gutshofs lägen. Dies könnte mit Hilfe der Luftbildarchäologie möglicherweise überprüft werden. Hierzu gälte es zu beachten, dass eine solche Foto am besten nach einer längeren Trockenperiode erfolgen müsste, weil sich dann allfällige Mauerresten unter dem Boden am besten zu erkennen geben. Beobachtungen der OGS von der Egg her haben bisher keine solchen Spuren gezeigt, doch erfolgten diese Beobachtungen noch nicht bei geeignetem Wetter. Auch die Studien der Seebacher Landschaft, wie sie unter Google.map für jeden beliebigen Ort anbietet, zeigten keine solchen Hinweise.
Wie bereits in anderen Einträgen erwähnt, haben die Römer ihre Heeresstrasse von Örlikon her hinter dem Bühl durch das Schärenfeld zur heutigen Tramendstation geführt. Hinter dem Bühl berührten sie dabei fast den keltischen Gutshof an der heutigen Stoffelstrasse. Es darf daher angenommen werden, dass die Römer in Seebach keinen Riesenaufwand mit dem Bau eines grossen Gutshofes betrieben haben, ähnlich wie in Örlikon, weil ihnen dazu die Gegend weniger geeignet erschien (Sumpf, Wald, Ried). So beliessen sie es vorerst mit der bereits vorhandenen Keltensiedlung, der sie einen römischen Verwalter gaben und die Holzsiedlung lediglich massvoll ergänzten, so etwa mit einer Stallung für den Notpferdewechsel (mutatio) und einer bescheidenen Unterkunft für Durchreisende (mansio) für Übernachtungen, allenfalls noch mit einer Taverne, genau wie in Örlikon.
Damit wäre möglicherweise das Rätsel des fehlenden römischen Gutshof in Seebach geklärt oder besser gesagt erklärt. Wie sicher diese Annahme ist, muss vorerst noch offen bleiben. Jedenfalls passt sie problemlos zum bereits bekannten Wissen. Der Grund warum die Römer in Seebach keinen grösseren Aufwand trieben, lag auch an ihren begrenzten Ressourcen. Die Strasse von Zürich nach Kloten wurde schon bald nach der Besetzung in Angriff genommen und zwar mit keltischen Bauarbeitern so um das Jahr 12 v. Chr. Lediglich Planung und Bauführung dürfte in den Händen von Römern gelegen haben. Da die Strasse absoluten Vorrang hatte, beliess man es bei den schon vorhandenen Holz- und Lehmbauten der Kelten, welche massvoll ergänzt wurden. Es ist nicht anzunehmen, dass die Römer hierfür ihre Bauweise anwendeten, da diese viel aufwändiger gewesen wäre und der Gutshof Seebach nicht die hierfür notwendige strategische Bedeutung hatte.
Die ganz am Anfang dieses Beitrages erwähnten Grundmauern aus Tuffstein könnten möglicherweise die einzigen baulichen Spuren der Römer in Seebach gewesen sein, indem sie die keltische Siedlung im Gebiet Stoffelstrasse mit einem Wachturm versahen. Die Tuffsteinreste wären dann das, was 1868 von diesem Wachturm noch übrig geblieben ist.
Es wäre aber denkbar, dass die Römer zu einem späteren Zeitpunkt doch noch einen richtigen Gutshof errichteten und dann käme der oben erwähnte Standort des Gugels in Frage. Vorerst bleibt dies aber eine sehr gewagte Hypothese. Mehr dazu siehe unter Römischer Gutshof Hürst.