Schaffhauserstrasse 468 (nach heutiger Nummerierung). Maschinenfabrik für Industriegetriebe und Apparatebau. Gegründet am 5. März 1925 durch Übernahme von Firmenteilen (Schweissmaschinen- und Räderabteilung) der Maschinenbau AG. Albert Glutz zahlte für die Übernahme Fr. 60'000.--. Kommanditär war sein Vetter Adolf Glutz-Suter in St. Gallen mit Fr. 15'000.--. Das Jahr 1925 für die Gründung ergab sich, weil Albert Glutz noch etwas Zeit brauchte, um seine Firma zu gründen. Das Datum ist durch einen Beitrag in der Personalzeitung der heutigen Nachfolgefirma L. Kissling & Co. AG im Jahre 1975 bestätigt.
Albert Glutz (9.6.1885 - 2.12.1959) war das 2. von 4 Kindern der Eheleute Hypolit Glutz und Margaritha, geb. Stampfli, die in Derendingen SO einen Bauernhof besassen. Er besuchte die Schulen in Derendingen, das Technikum in Biel und bildete sich in Deutschland und Frankreich zum Maschineningenieur aus. Er arbeitete bei Siemens Berlin, übernahm bei Brown-Boveri Baden die Leitung der Konstruktion von Weberei-, Spinnerei- und Getriebemotoren und wechselte dann zur Seebacher Maschinenbau AG in die Abteilung für Zahnräder und elektrische Schweissmaschinen. Dieser Wechsel zur SEMAG erfolgte schätzungsweise in der Zeit zwischen 1917 und 1919. Im Jahre 1919 heiratete er die Ella Hülsmann, die er in Berlin kennen gelernt hatte und mit welcher er dann während Jahrzehnten an der Mörlistrasse 26 in Zürich wohnte. Die Ehe blieb kinderlos.
Albert Glutz führte die Produktion der von ihm übernommenen Firmenteile am gleichen Standort weiter und übernahm nicht nur die Rechte zur Weiterproduktion, sondern auch den gesamten Maschinenpark und das in dieser Branche sehr wertvolle Fachpersonal, soweit dieses noch keine neue Stellen gefunden hatte. Das Büro befand sich im alten Modellager der Maschinenbau AG und die Werkstätten in den früheren Flugmotoren-Montagehallen im Nordosten des Areals. Die Firma belegte allerdings nicht das gesamte Gauss-Areal (damals noch Fabrik-Areal Bühl genannt), sondern nur jenen Teil, welchen schon zuvor die Maschinenbau AG für den Getriebebau benötigte. Weitere Firmen, welche sich in die grossen Fabrikhallen teilten, waren die Blatter & Cie. AG, die Kägi & Egli, Elektrische Apparate sowie die King & Cie.
Als die Weltwirtschaftskrise die Beschäftigungslage immer schwieriger werden liess, entschloss sich Albert Glutz, seinen früheren Mitarbeiter Leander Kissling in die Firma Glutz zu holen, verbunden mit der Zusicherung, dass die Firma dereinst an ihn übertragen werde. Leander Kissling entschied sich daraufhin, seinen bisherigen Arbeitgeber zu verlassen und das Angebot von Albert Glutz anzunehmen. Er wurde auch Teilhaber der Firma.
Die 14 Mitarbeiter, welche Albert Glutz von der Maschinenbau AG übernahm, hatte er sehr sorgfältig ausgewählt, sodass es nur selten zu Personalwechseln kam. Die Firma Glutz widmete sich ganz dem Schweizer Markt, verbesserte die Schweissmaschinen und löste die von den Kunden noch vorgebrachten Probleme an den Maschinen. Die Zahnradabteilung stellte weiterhin Schnecken-, Stirn-, Kegel- und Pfeilräder an Einzelteilen oder ganzen Getrieben her.
Albert Glutz hielt seine Firma ohne grosse Umstellungen auch im 2. Weltkrieg durch. Da er etwas kränklich war, beschloss er Ende 1943, vorzeitig in den Ruhestand zu treten. Er verkaufte die Firma seinem Teilhaber L. Kissling und verlebte die restlichen Lebensjahre bis zu seinem Hinschied durch einen Herzschlag am 2.12.1959 bei sonst guter Gesundheit.
Im Jahre 1944 ging die Firma Albert Glutz & Co. an Leander Kissling über, welcher sie daraufhin in L. Kissling und Co. AG umbenannte.
Von der Firma gibt es in der ETH-Bibliothek, Abteilung Bildarchiv, noch 4 Fotos, welche alle mit Schweissmaschine (?) 1935 angeschrieben sind. Eines der Bilder, das ebenfalls mit 1935 angeschrieben ist, lautet noch auf Maschinenbau AG und zeigt offenbar noch ein älteres Gerät. Mehr siehe dort unter Suche 'Seebach'.
Von der Firma Glutz sind auch noch die Namen der meisten früheren Mitarbeitern bekannt, des weiteren fand sich in der Personalzeitung der Firma L. Kissling von 1975 ein sehr ausführlicher Bericht über die Firma, welcher die noch fehlenden Namen enthielt. Die noch nicht ganz vollständige Liste seiner Mitarbeiter lautete:
- Edwin Giger, Mechaniker, Zürichstrasse (1931) - Heinrich Egli, Ingenieur, Sonnenberg 297 (1931) - Matthias Klüglein, Buchhaltung (bis 1929) - Hugo Frey, Buchhalter (nach 1929) - Karl Erni, techn. Korrespondenz etc. - ? Angstmann, Techn. Zeichner - Oskar Jäggi, Techn. Zeichner - Emil Capellini, Techn. Zeichner - Willhelm Hellstern, Maschinist - Hans Köfer, Dreher - Hermann Diezi, Dreher - Jakob Müller, Hobler und Fräser - Walter Städeli, Kontrolleur - Hans Bosshard, Schweissmaschinenmonteur - Jakob Bachofen, Trafowickler - ? Huber, Magaziner - Leander Kissling, Geschäftsleitung
Dieses Verzeichnis wurde letztmals nachgeführt am: 12.8.2012.
Quellen: - «Unser Seebach» - OGS-eigene - Adressbuch von Seebach 1931 - Beitrag in der Personalzeitung der heutigen Nachfolgefirma L. Kissling & Co. AG im Jahre 1975, von Walter Hug, Elektro-Ingenieur (grosse Teile des Textes) - ETH-Bibliothek, Abteilung Bildarchiv