Mercerie. Reparatur und Neuanfertigung von Herrenhemden. Kirchenfeld 87. (1950, 1958). Von der beruflichen Tätigkeit der Margarethe Kappeler ist mir ausser der Näherei kaum mehr etwas in Erinnerung. Die Kappelers hatten zwei Mädchen, eines hiess Felicitas und das andere Margrit. Altersmässig waren sie genau ein Jahr und einen Tag auseinander. Trotzdem besuchten sie das 4. und das 5. Schuljahr zusammen mit mir in der gleichen Klasse bei Lehrer Emil Krönert.
Dieser hat immer wieder darauf hingewiesen, dass dies ein seltener Zufall sei, wenn Kinder der gleichen Familie praktisch genau ein Jahr auseinander lägen. Ein noch grösserer Zufall aber wäre es, wenn beide auch noch in die gleiche Schulklasse kämen. Dass dies überhaupt wahrgenommen wurde, lag daran, dass Emil Krönert jene Geburtstage seiner Schüler, die nicht in die Ferien oder auf ein Wochenende fielen, stets bekannt gab. Meistens bekamen die Geburtstagskinder ein paar Sugus-Zeltli, einen Fünfermocken oder sie durften in der Pause einen Biss von seiner Banane abbeissen. Letzteres war der absolute Renner. Da gab es Buben, die freuten sich schon Monate im Voraus auf den Biss in die Banane. Wer das durfte, der stand beim Lehrer hoch im Kurs, daher kamen für diese Prämie nur die lieberen Kinder in Frage, wozu ich sicher nicht gehörte. Dennoch hatte er auch ein Herz für die Flegel, denn einmal wenigstens durfte auch ich von seiner Banane kosten. So lernte auch ein «kleiner Lausbub» die Banane kennen.
Zurück zu den Kappeler-Kinder: Weil die beiden immer zusammen zur Schule gingen und sich ein bisschen ähnelten, hielten sie manche für Zwillinge, obwohl sie unterschiedlich gross waren. Das kleinere Mädchen war eher ein Lustiges, das grössere eher ein Stilles. Aber eben nur eher.
Quellen: - Seebacher Nachrichten Nr. 15, 1958 - OGS-eigene