Dieser Umzug wird seit vielen Jahren vom Quartierverein Seebach (QVS) veranstaltet. Ich erinnere mich noch, dass dieser schon 1955 stattfand. Ã?ber den Anlass berichtete regelmässig der Jahresbericht des QVS. Einzelheiten zu den Veranstaltungen in Seebach siehe dort!
Der Brauch des Räbeliechtliumzugs ist keine Seebacher Erfindung, sondern ist in verschiedenen Formen in ganz Mitteleuropa verbreitet und geht ganz ursprünglich auf den keltischen Brauch zurück, zu Beginn der dunkleren Jahreszeit anlässlich von Erntedankfesten mit Räbenlichtern die Totengeister zu vertreiben. Das war bei den Kelten das Samhainfest am 1. November.
Zu gallorömischen Zeiten, also nach der Zeitenwende, wurden die Räben oder die Kürbisse mit eingeschnitzten Faxen zusätzlich verziert, um die Geister der Toten zu verscheuchen. Bei den Römern wurde das Erntedankfest nach der Göttin des Obstsegens Pomona benannt. Ã?berall dort, wo die Römer keltische Gebiete besetzten, wurde Pomona und Samhain zeitgleich gefeiert. Nach dem Rückzug der Römer aus den von ihnen besetzten Gebieten, behielten die Gallorömer diese Gewohnheit bei. Mit der Eroberung Europas durch das Christentum wurden alle heidnischen Feste christianisiert. In Festlandeuropa wurde aus dem Samhain/Pomona-Fest der Allerheiligen, auf den britischen Inseln der «all hallow's evening», später verkürzt zu «hallow'een» und dann zu «halloween». Mit der Auswanderung von Europa nach Amerika ging dieser Brauch auch dorthin, wo er bis heute weiter gepflegt wurde. Mit der Mode, alles aus Amerika nachzuäffen, schwappt der Halloween seit einigen Jahren auch wieder auf Europa zurück.
In Alemannien, d.h. im allemannischsprachigen Raum, wurde der keltische Samhain in verschiedene Feste aufgeteilt. Zum einen gibt es das Erntedankfest, welches in der Schweiz zum Eidgenössischen Bettag wurde und der Sonnenwende etwas voraus eilt, dann gibt es den Allerheiligen/Allerseelen, welcher eher still begangen wird und wo im Gottesdienst nunmehr an die Seelen und nicht mehr an die Geister gedacht wird. Ausserdem werden noch die Gräber besucht, Kerzen entzündet und der Grabschmuck erneuert. Dann gibt es noch den Räbeliechtliumzug, welcher vom Allerheiligen abgetrennt, die Gewohnheit weiter pflegt, mit Lichtern die Geister zu vertreiben, jetzt allerdings nicht mehr mit grimmigen Faxen, sondern schön artig mit Monden, Sonnen und Sternen. Ausserdem gibt es noch den Zinstag, den Martini, wo man nach dem Verkauf der Ernte seine Zinsen zahlt(e). Dass auch die Bööggen diesen Tag als Startdatum für ihre Fasnachtsvorbereitungen gewählt haben, zeigt, wie eng verflochten alle diese Feste mit religiösen Ursprüngen sind. Ob es ein reiner Zufall war, dass der 1. Weltkrieg am 11.11.1918 um 11 Uhr zu Ende ging?
Der Halloween ist eher als eine Konkurrenz zum Räbeliechtliumzug zu betrachten und feiert seine derzeitigen Erfolge nicht etwa wegen seiner keltischen Herkunft, sondern weil er mit den teils grimmigen Faxen auf den viel grösseren Kürbissen zusammen mit den amerikanischen Festgewohnheiten mit Nachtpartys einfach mehr dem Zeitgeist entspricht und daher vor allem auch aus kommerziellen Gründen so gefördert wird. Er richtet sich allerdings an ein etwas älteres Publikum, sodass das Kinderfest des Räbeliechtliumzugs nicht in Vergessenheit geraten wird. Wenn der QVS weiterhin dem Brauch des Räbenliechtliumzugs huldigt, tut er dies also gerade den kleineren Kindern zuliebe.
Der Räbeliechtliumzug vom November 2012 stand unter dem Motto '800 Jahre Seebach'. Der Umzug wurde von einem Wagen mit diesem Sujet angeführt. Gezogen wurde das Gefährt von den beiden Pferden von Hans Nikles. Kinder wie Eltern hatten gleichermassen Freude.
Quellen: - QVS- Jahresbericht - OGS-eigene - «Zürich Nord», 8.11.2012, Pia Meier - Inserat des QVS zufällig von Veit Stauffer entdeckt