Unter diesem Begriff verstand man in den 1950er Jahren und schon früher ganz einfach «schnell». Man sagte damals einem Kind, wenn es etwas sofort zu erledigen hatte: "Und zwar Züri 50!" oder «aber Züri 50!» «Züri 50» war also ein Synonym für sauschnell und galt auch in Seebach, Schwamendingen und Affoltern, obwohl damit eigentlich nur die Post in Örlikon gemeint war. Entstanden ist dieser Ausdruck schon viele Jahrzehnte zuvor, als die Post Örlikon noch direkt beim Bahnhof Örlikon lag.
Wer dort einen Brief oder ein Paket aufgab, konnte sicher sein, dass diese noch gleichentags spediert wurden. Und zwar mit dem nächsten Zug und die Pöstler verteilten die Post damals noch bis zu drei mal täglich! Es konnte also durchaus vorkommen, dass die Post sogar noch gleichentags am Ziel ankam. Und genau hier ist der Begriff «Züri 50 = sauschnell» entstanden. Mit der Nähe zum Bahnhof und der damals noch viel engeren Zusammenarbeit mit den SBB schuf sich die Post Örlikon einen hervorragenden Ruf für rasche Zustellung weit über die Stadtgrenzen hinaus. Dieser Ruf haftete ihr noch Jahrzehnte an, als übergeordnete Entscheidungen die Möglichkeiten der Post Örlikon bereits immer mehr einschränkten.
Es ist überliefert, dass die Zigarettenfabrik Turmac ihren Versand ausschliesslich über die Post Örlikon abwickelte und gleiches lässt sich auch von der Bettfedernfabrik sagen und wohl noch von etlichen anderen Firmen. In keiner dieser Firmen wäre man auf die Idee gekommen, eilige Ware auf die Post Seebach zu bringen, die abseits jeglicher schneller Spedition lag. Firmen, welche grössere Paketmengen zur Post Seebach brachten, wurden sogar gebeten, diese direkt auf die Post Örlikon zu bringen! Wie die Post Seebach ihre Pakete und Briefe nach Örlikon brachte, verrät indirekt die Ausrüstung des Seebacher Postamtes mit Fahrzeugen und Personal im Jahre 1930. Walter Uttinger erinnerte sich noch, dass die Seebacher Pöstler die aufgegebenen Briefe und Pakete, je nach Menge, ein oder zwei Mal täglich bis zum Ende des 2. Weltkrieges per Velo mit Anhänger zur Post Örlikon brachten. Erst später wurde die Post mit einem Lieferwagen abgeholt. Dies bestätigte mit gewissen Vorbehalten der erwähnte pensionierte Posthalter von Seebach. Genau dies erklärt zum Teil das Verhalten der oben genannten Firmen.
Es ist heute gesichert, dass alle Seebacher im Einzugsgebiet 11/50, Firmen wie Private, welche um die rasche Spedition in Örlikon wussten, ihre eilige Post nach Örlikon brachten. Nicht eilige Post hingegen wurde auf jenes Postamt gebracht, welches näher lag. Das lag allerdings nicht am schlechten Willen der Post Seebach, sondern an der Rangfolge der einzelnen Postämter. Die Post Örlikon war aufgrund ihres Umsatzes besser ausgestattet. Als krasser Gegensatz zum Begriff «Züri 50» gab es natürlich auch schon damals den Begriff «Schnäggeposcht».
Nachdem die Post Örlikon ab den 1960er Jahren die oben erwähnten Möglichkeiten verlor, blieb der Begriff "aber Züri 50" dennoch weiter am Leben, nur wussten vor allem die jungen Leute immer weniger, wie er entstand. Sie benützten den Begriff dennoch weiterhin, nur interpretierten sie ihn ein wenig anders. Man verwendete ihn nun meist dann, wenn man wollte, dass jemand verschwinden soll. Nun hiess es oft "Verschwind, aber Züri 50". An der Bedeutung von "Züri 50" änderte sich damit aber nichts. "Züri 50" bedeutete nicht, dass man sich nach Örlikon davon machen sollte, sondern dass man schnell verschwinden soll, eine andere Bedeutung als "sauschnell" hatte der Begriff "Züri 50" damals nicht.
Quellen: - Volksmund - OGS-eigene - Walter Uttinger, Poststellenleiter - Rosa Berger von Schwamendingen benützte das geflügelte Wort «aber Züri 50» schon 1948
Die Foto zeigt die Post Örlikon exakt in jenem Jahr, als ich den Ausdruck «aber Züri 50!» zum ersten Mal hörte. Das war noch in Schwamendingen, was aufzeigt, dass man den Begriff auch im weiteren Umkreis kannte.