Es fehlen noch zahlreiche Deutungen für die welschen, italienischen und rätoromanischen Ortsnamen. Diese sind bereits in Bearbeitung und werden nach und nach hinzu gefügt. Zurzeit sind 30 Ortsnamen noch nicht gedeutet.
Abkürzungen: LSG = Lexikon der Schweizerischen Gemeindenamen.
- Kadelmann BE, zu Eggiwil. Mundart: Chadleme. Deutung = ?
- Käfer ZH, zu Turbenthal; historische Belege: Baldasrüti 1374, Ballissrütty 1464/66, Kefferberg 1533, Keferberg 1608, Käffer 1634, 1649, Käferberg 1667, 1828; Deutung = Rodung des Baldas, Balthasar, danach benannt nach dem Bewohner Ruedy Kefer (Kläui & Schobinger) oder Rudy Keffer (TA vom 15.8.2005), vom Volksmund Kefferberg genannt.
- Kagiswil LU, zu Gunzwil; historische Belege: Kagiswile 1261, 1347. Deutung = Weiler des Chago (?) (Studer), ein Kägi ist ein missratenes Kind, kann aber auch einen aufgeschossenen Menschen bedeuten (Kläui & Schobinger).
- Kägiswil OW, zu Sarnen; historische Belege: Kegenswile 1307; Deutung = Weiler des Chago, von ahd. ungeratenes Kind (Studer).
- Kai, Kaien, Ghai, Ghei, Ka, Kaa: Häufiger Orts- und Flurnamen in der NO-Schweiz, bedeutet stets Gehege.
- Kaien AR, zu Grub. Deutung = Gehege
- Kaiseraugst AG, historische Belege: Castellum Rauracense um 100, Augusta Raurichon 155, Augusta Rauracum um 280, Augusta nova 601-700, Augusta 752, 825, 891, August 1189, Ogest 1271, Ougust 1272, Augest 1274, 1279, Ougst 1280, Ogste 1281, Augst 1285, Ougst 1318, 1352, Oegste 1383, Oeugst 1412, Augst 1419, Kaiseraugst 1448; Mundart: Chaiseraugscht. Deutung = Ort benannt nach Kaiser August von Rom.
- Kaiserstuhl AG; historische Belege: Keisirsstuol 1243; Kaisirstuol 1244; Mundart: Chaiserschtuel. Deutung = Ort mit einem kaiserlichen Gericht (des Kaisers Richterstuhl), hier soll es Tiberius gewesen sein.
- Kaiserstuhl OW, zu Giswil; Mundart: Chaiserschtuol; Deutung = Gerichtsstätte, Richterstuhl, Stuhlgenossen (zum gleichen Gerichtsbezirk gehörig) des Kaisers.
- Kaisten AG, Bezirk Laufenburg; Besteht seit 2000 Jahren; Mundart: Chaischde; historische Belege: Caistena 601-700, Keiston 1282, Keisten 1342; Deutung = 1. von lat crista, rätor craista = Hügelkamm. 2. römisches Kastel, von lat castellum, 3. von Heistern, Mundart Chaischtere = Buchenzaun, von ahd. haganestrin, siehe auch Heustrich BE, 4. vielleicht ein Zusammenhang mit Mundart cheisten = keimen (Hubschmied). Alle diese Deutungen werden vom LSG als unhaltbar abgelehnt. Ein Ortsname mit der Endung -acum kommt auch nicht in Frage. Es bleibt vorerst nur die Feststellung, dass der Ortsname zurzeit nicht gedeutet werden kann (LSG 2005, 473).
- Kalbisau ZH, zu Hirzel; historische Belege: Chalwisouwa 1279, Kalwisouwe 1317, Kalbisouw 1399, Kalwisow 1417, Kalbissauw 1667;; Deutung = Aue des Chalwo (ahd. der Kahlköpfige) (Kläui & Schobinger).
- Kalch SZ, zu Einsiedeln; Deutung = Ort, wo ein Kalkofen stand.
- Kalchegg ZH, zu Turbenthal; Deutung = Kalkofen beim Bergvorsprung.
- Kalcherli UR, zu Seelisberg; Deutung = kleiner Kalkofen.
- Kalchern TG, zu Hüttwilen; historische Belege: Chalcherren 1326, Kalcharn 1331; Deutung = Ort, wo Kalk gebrannt wurde (Nyffenegger & Bandle).
- Kalchmatt BE, zu Lauperswil; Deutung = Matte beim Kalkofen (?) Kalchofen BE Zu Hasli; = Ort, wo ein Kalkofen stand.
Kalchrain TG: Siehe unter Kalchern TG!
- Kalchtaren SG, zu Kirchberg; Deutung = Kalkdörre.
- Kalchtharen LU, zu Schongau; Deutung = Kalkdörre.
- Kalchtharen LU, zu Willisau; Deutung = Kalkdörre.
- Kalchtharen ZH, zu Wädenswil; Deutung = Kalkdörre.
- Kalkhofen AR, zu Herisau; Deutung = Kalkofen (Oettli).
- Kalkofen ZH, zu Horgen; Deutung = Ort, wo ein Kalkofen stand.
- Kalkstätten BE, zu Guggisberg; Deutung = Stellen, wo Kalköfen standen.
- Kall: Ortsname in der deutschen Schweiz, bedeutet meistens Bergübergang, von lat. callis, mhd. kall; Deutung = Bergeinschnitt aber auch baumloses Feld, Bergweide über der Baumgrenze oder steinige Geländekuppe, im Oberwallis Galen, im Patois Chaux, afr. chalumeau, in der übrigen Deutschschweiz Galm.
- Kallern AG, Bezirk Muri; Mundart Challere; historische Belege: Kaltherren 103-08, Chalchherren 1306, Chalchren 1641-42; Deutung = Ort, wo eine Kalkbrennerei betrieben wurde (LSG 2005, 473).In diesem Fall hat der Ort mit Kall nichts zu tun.
- Kallnach BE, Bezirk Aarberg; Französisch: Chouchigny; historische Belege: Callaho 1225, Callnachon 1231, Calnach 1241 Kalnache 1241; *Calcaniacum. Spuren von Kelten und Römern sind vorhanden; Landgut des *Calcanius (LSG 2005, 474).
- Kalpetran VS, zu Embd; wird oft als Klapetran verschrieben und zwar so oft, dass man den Ort unter Gugel auch unter Klapetran finden! Deutung = ?.
- Kalt: Das Adjektiv kalt wird in Orts- und Flurnamen meist im Zusammenhang mit einer Nordlage, nassem oder kaltem Gebiet verwendet. Bei kalten Quellen wird nicht primär die Kälte gemeint, sondern die Qualität des konstant kühlen Wasser. Bei Häusern wird kalt auch im spöttischen Sinne für verlottert verwendet. Man denke an das Lied 'Im Mueter Stübeli, da gaat de Wind' usw. (Nyffenegger & Bandle im Thurgauer Namenbuch Bd. 2, Seite 746). Kalt kann aber auch ein verschliffenes 'Gehalt' sein, was vor allem bei der Ostschweizer Mundart vorkommt, wo das «gh» als «k» ausgesprochen wird (Idiotikon II, 851, Hinweis durch Nyffenegger & Bandle, Bd. 2, 747).
- Kaltacker BE, zu Heimiswil; Deutung = beim kühlen Acker.
- Kaltbach LU, zu Mauensee; historische Belege: Chalpac 1178; Deutung = beim kühlen Bach.
- Kaltbach SZ, zu Schwyz; Deutung = beim kühlen Bach.
- Kaltberg BE, zu Schüpfen; Deutung = beim kühlen Berg.
- Kaltbrunn SG, Bezirk Gaster; historische Belege: Chaldebrunna 972, 1918, Chaltebrunun 1045; Deutung = Quelle mit stets gleichbleibend kaltem Wasser (Nyffenegger & Bandle, indirekt).
-Kaltenbach TG, zu Wagenhausen; historische Belege: Kaltenbach 1300, 1327, 1337; Deutung = beim kühlen Bach (Nyffenegger & Bandle).
- Kaltenbrunnen BE, zu Gross-Affoltern; Deutung = Quelle mit stets gleichbleibend kaltem Wasser (Nyffenegger und Bandle, indirekt).
- Kaltenbrunnen TG, zu Affeltrangen; historische Belege: Kaltenbrunnen 1469; Deutung = beim kühlen Brunnen (Nyffenegger & Bandle).
- Kaltenegg BE, zu Rohrbachgraben; Deutung = beim kühlen, windigen Bergvorsprung.
- Kaltenherberg BE, zu Roggwil; Deutung = wahrscheinlich bei der verlotterten Herberge.
- Kalternstein ZH, zu Küssnacht; historische Belege: Kaltenstein 1500; Deutung = beim Findling an kühler, windiger Stelle.
- Kalthäusern TG, zu Lommis; Deutung = Häuser bei einer kalten Quelle. Der Ort hatte ursprünglich einen dreigliedrigen Namen, nämlich bei den Kaltbrunnen-Häusern, wobei dann der mittlere Teil entfiel. Dies wird belegt durch die Südlage, womit 'kalt' nicht die Häuser betreffen kann (Nyffenegger & Bandle).
- Kalthof AG, zu Staffelbach; Deutung = ?.
- Kämmaten, Chämmaten, Chämmerten, Chämmeten, Kemmaten, Kemleten usw.: Ortsnamen der deutschen Schweiz, bedeuten meist ein mit einem Kamin ausgestattetes Haus, von ahd. cheminata, mhd. kemenate, lat. caminata.
- Kammern SG, zu Krummenau; Deutung = ?.
- Kammersrohr SO, Bezirk Lebern; Deutung = ?.
- Kämmoos ZH, zu Bubikon; historische Belege: Kemmos 1363, Kemmoss 1467; Deutung = 1. Moos, das Bestimmungswort Käm oder Kem ist im vorliegenden Fall noch ungedeutet (Kläui & Schobinger). 2. Moos bei einer Behausung mit Feuerstelle, von ahd. cheminata, lat. caminata (OGS).
- Kamor SG, zu Altstätten; Ober- und Unterkamor; zerstreut gelegene Hütten und Scheunen am Nordhang des hohen Kastens; historische Belege: Gantmor 1361, Gamôr 1373, 1402, Gamor 1402, 1486, 1541, Gimor 1532; Deutung = oberes und unteres Haus, von rätorom. Ca major und Ca minor, wobei major und minor zu mor verkürzt wurden (Schlatter).
- Kanderbrück BE, zu Frutigen; Deutung = bei der Brücke über die Kander.
- Kandergrien BE, zu Thurn; Häusergruppe auf den Kiesbänken im einstigen alten Lauf der Kander in Bereich der Thuner Allemend. Deutung = bei den Kiesbänken an der Kander.
- Kandergrund BE, Bezirk Frutigen; historische Belege: Kandergrund 1352, Deutung = im Talgrund der Kander (BENB II, 412).
- Kandersteg BE, zu Kandergrund; historische Belege: Kanderstege 1336, Kandersteg 1368; Deutung = Name rührt von einem alten Steg über die Kander (BENB II, 412).
- Känerkinden BL Bezirk Sissach; historische Belege: Kennichingen 1359, Krenchingen 1363, Kenchingen 1363, Kenrechingen 1364, Kendrichingen 1464, Konrichingen, Kenrechinden um 1405, Kämerkinden 1895; Deutung = bei den Höfen der Leute des *Kenrich. Der Name ist eine provisorische Rekonstruktion. Mangels älterer Belege ist der ursprüngliche Personenname nicht sicher zu bestimmen. Känerkinden gehört zu den 4 Orten, wo um 1550 aus Kingen-Orten Kinden-Orte wurden, verursacht durch allzu pingelige Verschriftlichung von Mundart-Ortsnamen durch spätmittelalterliche Schreiberlinge (LSG 2005, 475, Bruckner, Boesch).
- Kanterdun GR, zu Obersaxen; Deutung = ?.
- Kanzelgraben LU, zu Hergiswil bei Willisau; Deutung = ?.
- Kapelboden FR, zu Jaun; Deutung = ?.
- Kapelen BE, zu Winigen; Deutung = ?.
- Kapellerhof AG, zu Baden; Deutung = ?.
- Kapf BE, zu Büren zum Hof; Deutung = kopfförmiger Berg, Hügel.
- Kapfenberg (?) Zu (?); Deutung = kopfförmiger Berg, Hügel, eigentlich Doppelnennung, da Kapf bereits diese Bedeutung hat. Die Doppelnennung entstand, als man nicht mehr verstand, was Kapf heisst (Oettli).
- Käpfnach ZH, zu Horgen; Mundart: Chäpfne; historische Belege: Cephanaha 1211, Chephenaha 1261, Chephena 1263, Kepfenach 1334, Kepfnach 1342, 1401, 1408, Kepfen 1504; *Kaphinaha, röm. *Cappiniacum (umstritten); Deutung = Bach des Kepho oder Kapfo, vielleicht auch Landgut des Cappinius (Kläui & Schobinger).
- Kappel SG, zu Ebnat-Kappel; Capella 1213; Deutung = bei der Kapelle.
- Kappel SO, Bezirk Olten; historische Belege: Niederkappelen 1312; Deutung = (der niedere Ort) bei der Kapelle. Die Kappeler trugen früher die Übernamen Rüebe, Ratzebäi. Ob das eine Fasnachtsbezeichnung ist, auf eine Sage zurückgeht oder woher auch immer: Ich habe diese Bezeichnungen für zahlreiche Ortschaften im Aargau, Baselland und Solothurn gesammelt, kann mich aber nicht mehr an die Quelle erinnern. Wer weiss mehr? Bitte melden!
- Kappel ZH, zu Hagenbuch; Deutung = bei der Kapelle.
- Kappelen BE, Bezirk Aarberg; historische Belege: La Chapela 1255; Deutung = bei der Kapelle.
- Kappeli BE, zu Gadmen; Deutung = bei der kleinen Kappelle.
- Kappeli ZH, zu Zürich-Altstetten; Deutung = bei der kleinen Kapelle.
- Kappeliallmend LU, zu Kriens; = allgemeines Weideland bei der kleinen Kapelle.
- Kappeliberg SZ, zu Gersau; Deutung = Berg mit einer kleinen Kapelle.
- Kappeliberg SZ, zu Riemenstalden; Deutung = Berg mit einer kleinen Kapelle.
- Kappelimatt LU, zu Willisau; Deutung = Matte bei der kleinen Kapelle.
- Kappelisacker BE, zu Bolligen; Deutung = ?.
- Karlishub TG, zu Tobel; historische Belege: Kerlisshuob 1662; Deutung = beim kleinen Gehöft des Karlins (Nyffenegger & Bandle).
- Karlshausen SG, zu Muolen; historische Belege: Karlshausen 1904; Deutung = bei den Häusern des Karlin.
- Kärselen BE, zu Übeschi; Mundart: Chärschele; Deutung = Ried, von rätorom. carisera, einer Abwandlung von carex für Riedgras (Oettli). Ob diese ältere Deutung noch Bestand hat, konnte die OGS noch nicht ermitteln.
- Kärstelen UR, zu Maderanertal; historische Belege: Chersellon 1291, vielleicht von rätorom. carisera = Ried und ahd. seldon = Haus. Kärstelen ist heute kein Ortsname mehr, war früher aber die Bezeichnung für alle Häuser im Maderanertal (Oettli).
- Karstenbühl ZH, zu Zürich-Altstetten; Deutung = ?.
- Käs und Brot BE (!), zu Bümpliz; Deutung = der Name stammt vom 20. Juni 1339, als die Berner bei ihrem Marsch nach Laupen hier einen Zwischenhalt einschlugen und Käse mit Brot assen.
- Käseren; Häufiger Orts- und Flurname in der deutschen Schweiz, bedeutet stets Alphütte, von lat. casaria, ahd. chasara (Studer). Dass diese Deutung richtig ist, belegt der Umstand, dass viele dieser Orte in Mundart Chäsere heissen, was dem Urwort chasara immer noch sehr nahe kommt. So geht z.B der Bergname Käserruck auf Chäsara zurück und bezeichnete ursprünglich die Berghütten eines Lehensgutes, Astrachäsara, auf halber Höhe zum Gipfel (Schlatter). Auch die Zwischenformen Kaseren, Kasern bestätigen den obigen Befund. Es ist denkbar, dass die lateinische Abkunft von casaria und casa ebenso wie das ahd. chasara weit zurückreichen und mit der Entstehungsgeschichte des Urkäses in einem etymologischen Zusammenhang stehen. Das würde die Aehnlichkeit der Worte erklären. Leider schweigen sich die bescheidenen Unterlagen des Autors darüber aus.
- Kaseren ZH, zu Hirzel; Deutung = Alphütten.
- Kasern BE, zu Rohrbach; Deutung = Alphütten.
- Käsern SG, zu St. Petersell; Deutung = Alphütten.
- Käsgaden AR, zu Herisau; Deutung = Schuppen, wo Käse gelagert wurde.
- Kastanienbaum LU, zu Horw; Deutung = beim Kastanienbaum.
- Kastelen AG, zu Oberflachs; Deutung = bei der Burgruine.
- Kastelen LU, zu Alberswil; historische Belege: Castelen um 1800, um 950 gegründet; Deutung = bei der Burgruine.
- Kastelen LU, zu Menznau; Deutung = bei der Burgruine.
- Kastelen NW, zu Hergiswil; Deutung = bei der Burgruine.
- Kastelhof ZH, zu Niederhasli; Deutung = Hof bei der Burgruine.
- Kastels FR, zu Düdingen; Französisch: Caty; Deutung = bei der Burgruine. Von der 1340 durch die mit Freiburg in Fehde liegenden Berner zerstörten Burg sieht man heute nur noch den Ringgraben (Attinger, GLS, Bd. II, 730).
- Kästhal AG, zu Effingen; Deutung = ?.
- Katzen: Sehr häufiger Orts- und Flurnamenteil in der deutschen Schweiz mit unterschiedlicher Etymologie. Besonders häufig ist die Deutung mit geringwertig, klein, schmal, schlecht usw. wie etwa Katzenmusik, Katzentisch, Katzengold usw. Diese Deutung kommt in Frage, wenn es sich um einen Namen handelt, bei dem Kleinheit und Geringwertigkeit im Vordergrund steht. Da mit dem althochdeutschen Wort 'kazzungolt' für Katzengold (Kirschbaumharz) indirekt nachgewiesen ist, dass diese Deutung schon um 800 bis 900 n. Chr. Gültigkeit hatte, ist ungefähr vorgegeben, wie weit zurück man diese Deutung benützen kann. Ältere Orts- und Flurnamen mit einem eindeutigen Bezug zu einem Moor, zu Weihern und Sumpftümpeln können aber auch auf chaat, quat, Kot = Morast usw. zurück geführt werden. Im weiteren gab es in unserer Gegend vereinzelt auch den Alemannennamen Chazzo und bei einigen ist tatsächlich die Katze im Spiel, wie etwa beim Katzenzagel, einem Passübergang hinten im Riemenstaldental. Auf eine weitere Möglichkeit der Deutung hat schon 1896 Studer hingewiesen ohne sich dessen bewusst zu sein. Und zwar bei seinem Deutungsversuch von Cazis GR = Ort, wo Gestrüpp (oder Schilf) geschlagen wurde, von mlat. chacia = Axt etc. Wieweit diese Deutung heute noch gültig ist, konnte die OGS noch nicht ergründen.
- Katzenhalde AG, zu Ürkheim; Deutung = ?.
- Katzenmoos AI, zu Oberegg; Deutung = ?.
- Katzenrüti TG, zu Hefenhofen; historische Belege: Katzenrüti 1357, 1359, Kaczenrüty 1379, Katzenrüti 1413, 1474. Deutung = bei der kleinen Rodung (Nyffenegger & Bandle).
- Katzenrüti ZH, zu Rümlang; historische Belege: Katzenruiti 1304, 1308; Deutung = bei der kleinen Rodung (Nyffenegger & Bandle, indirekt). Im Prinzip wäre auch eine Deutung wie: Rodung des Chazzo möglich.
- Katzensee ZH, zu Regensdorf und Zürich-Affoltern; historische Belege: Katzense 1373, Katzenseew 1473, Katzensee 1504; neben dem See auch einige Häuser mit diesem Ortsnamen. Deutung = ursprünglich morastige Seen, von ahd. quat, heute noch im Mundartwort Chaat = Kot erhalten. Siehe unter dem eigenen Beitrag «Katzensee»!
- Katzensteig SG, zu Muolen; Deutung = kleiner oder schmaler, ansteigender Weg.
- Katzensteig TG, zu Bischofszell; Mundart: Chatzeschtaag; Deutung = kleiner oder schmaler, ansteigender Weg (Nyffenegger & Bandle).
- Katzenstrick SZ, zu Einsiedeln; Katzenstrick 1314; Nicht nur ein Passübergang, sondern auch ein kleiner Weiler auf der Passhöhe. Deutung = Katzenstrick bedeutet hier kleiner, unbedeutender, sich in die Länge ziehender Bergweg, von Strick = langer Bergpfad und Katz = minderwertig, klein, unbedeutend, daher auch Katzenmusik, Katzentisch usw. Manchmal wird der Pass auch als Katzenstrecker bezeichnet, was bei Kindern viel Belustigung auslöst. Wer streckt denn schon eine Katze?.
- Katzern ZH, zu Horgen; Kazern; Deutung = bei den Kotlachen. Die Endung von Katzern ist Kollektivbezeichnung. Es müssen daher mehrere solcher Kotlachen vorhanden gewesen sein. Auch der Name von Horgen selbst bezieht sich auf dieses sumpfige Gebiet. Erneut haben wir einen Katzenbegriff und gleichzeitig ein Sumpfgebiet, also ein Analogon zum Katzensee. Siehe dort.
- Kätzigen LU, zu Dagmersellen; historische Belege: Kezzingen 1323, 1331; Deutung = bei den Höfen der Leute des Chazzo.
- Katzis GR, Bezirk Thusis; heute Cazis genannt, siehe dort!
- Kau AI, zu Gonten; Deutung = Appenzeller Mundart-Ausdruck für Gehau, Gehäu, Kollektivbildung für hauen, fällen vieler Bäume (Oettli).
- Kaufdorf BE, Bezirks Seftigen; historische Belege: Cuffedorf 1148, Kouvdorf 1319, 1344, Kofdorf 1356, Koufdorf 1367, Kaufdorf 1577; Deutung = da für die Deutung der -dorf-Orte ältere Belege nötig wären, kann der Ortsname nicht sicher gedeutet werden. Das BENB geht von 'Ort, wo man einkauft' aus, doch das scheint die Deutung eines Primarschülers zu sein. Das LSG geht von Dorf des Coffo aus, doch mit grossen Vorbehalten (LSG 2005, 476). Die OGS schlägt als Deutung Dorf des Kufo vor, in Anlehnung an die schwäbischen Orte Kaufbeuren und Kaufering. Siehe dort unter Wikipedia!
- Kefikon ZH, zu Bertschikon; historische Belege: Kepinhova, Kevincon 1241, Kevinchon 1250, Kaefikon 1330, Keficken 1667; Deutung = bei den Höfen der Leute des Kepho (Kläui & Schobinger). Der Ort dürfte namenmässig verwandt sein mit Käpfnach ZH.
- Keglisber LU, zu Hasle; Deutung = ?
- Kehlhof, Keelhof, Kelnhof, Kellnhof, Kellhof, Källhof, Kellerhof usw.: Häufiger Orts- und Flurname der deutschen Schweiz, bedeutet stets den früher einem Kellermeister eines Grundherrn zugewiesenen Hof, den er zu verwalten hatte. Daneben hatte er die Aufgabe, für den Grundherrn den Zehnten, aber auch andere Abgaben einzutreiben (Idiotikon II, 1027)
- Kehr LU, zu Hasle; Deutung = beim 'Rank'.
- Kehrsatz BE, Bezirk Seftigen; Mundart: Chäsitz; historische Belege: Cerrisaz 1270, Kesaz 1277, Kersaz 1281, Kersatz 1293, Kersertz 1574, Chersatz 1577; Deutung = die Herkunft des Ortsnamens ist unergründet, da frühe urkundliche Namen fehlen. Frühere Versuche einer Deutung wirken heute abstrus. Eine überzeugende Deutung fehlt bis heute. Einigermassen sicher ist einzig, dass es wohl auf ein romanisches Wort zurück geht und mit Ca beginnen könnte (LSG 2005, 477).
- Kemleten ZH, zu Illnau-Effretikon; historische Belege: Keminatun 1230, Kemnatum 1241, Kemlattan 1463, Kemletten 1504; Deutung = Behausung mit Feuerstelle, von ahd. cheminata, lat. caminata (Kläui & Schobinger).
- Kemmaten ZH, zu Dübendorf; historische Belege: Kemnaton um 1306, Kemmeten 1667, Kämmaten 1904; Deutung = Behausung mit einer Feuerstelle, von ahd. cheminata, lat. caminata (Kläui & Schobinger).
- Kemmental TG, Bezirk Kreulingen; Mundart: Chämetal; historische Belege: Kemmen 1362; Kemmental ist der neue Sammelname zahlreicher Dörfer seit deren Fusion im Jahre 1996. Unter ihnen der namengebende Ort Kemmen. Deutung für Kemmen: Tal des Flüsschens Chemme oder Kemme (LSG 2005, 477).
- Kemmeriboden BE, zu Schangnau; Deutung = Besitzer des Luzerner Namenbuchs Bd. 2 könnten wahrscheinlich weiterhelfen.
- Kempfhof AG, zu Würenlos; Deutung = ?.
- Kempraten SG, zu Rapperswil; historische Belege: Centoprato 741, Centiprata 863; Kempraten lag an der Verzweigung zweier Römerstrassen und existierte bereits als Römersiedlung; DEutung = 100 Wiesen (Kläui & Schobinger).
- Kempten ZH; historische Belege (in Klammern die Quelle): Camputuna 811 (K+S), Campitona 811 (S/K+S), Camputuna 812 (S), Chemitun 1217, 1222 (K+S), Kembiton 1223 (S), Kembetun 1229 (K+S), Kemitun 1230 (S), Chembtun 1248 (K+S), Chempton 1256 (S), de Chempte 1259 (K+S), Kemten 1263 (S), Kämpten 1575 (K+S). Somit dürfte Kempten nach Auffassung der OGS zur Keltenzeit *Kambodunon und zur Römerzeit *Cambodunum geheissen haben, während Kläui & Schobinger für diese Zeit ein gemeinsames *Kambodunum (K+S) postulieren; Deutung = befestigter Platz an der Flusskrümmung. In der Deutung sind sich Kläui & Schobinger 1989 (K+S), Studer 1896 (S) und Bruckner 1945 einig. Camputuna ist keltischen Ursprungs und später durch den Einfluss der lateinischen Sprache umgelautet worden. In dieser Form erinnert es ein wenig an die rätischen Ortsnamen und liefert damit einen leisen Hinweis, aus welchen Grundsprachen sich Rätisch entwickelt haben könnte. Keltisch kann als sicher vorgemerkt werden.
Weitere Orte namens Kempten gibt es im Allgäu, bei Bingen in Rheinland-Pfalz sowie vier Kempton in Südafrika, in Illinois, in Nord Dakota und Tasmanien.
- Kemptthal ZH, zu Lindau; historische Belege: Name erst im 19. Jahrhundert entstanden, hiess früher Hammer oder Hammermühle; Kemptthal 1855; Deutung = Ort im Tal der Kempt.
- Kengelbach SG, zu Bütschwil; Deutung = ?.
- Kenzenau TG, zu Bischofszell; historische Belege: Zichincinun 1244, Chinzinnouwe 1260, Chineznowe 1282; Deutung = Aue des Kinzo, Kinzo ist ein Verschliff aus Kind und Sohn (Nyffenegger & Bandle).
- Kerenzen GL; historische Belege: Kirchintze 1230, Kirichze 1303; Kirchezen, Kirchizen, Kirchenzen; 1. Ort nach der Kirche benannt (Studer), 2. Gewundener Weg, von lat via circinata = gewundener Weg, Kehren, mons circinata = umwundener Berg, (Studer, Oettli) , 3. winddurchsauste Gegend, von regio cicinatus (Studer).
- Kernenried BE Bezirk Burgdorf; Kerrenried; Deutung = Ried nach einem burgundischen Personennamen gebildet (Oettli).
- Kerns LZ, zu Rothenburg; Bezirk Hochdorf; Deutung = Ort des Cherino.
- Kerns OW; historische Belege: Chernz 1036, Chernes nach 1101, Cherns 1101-50, Chernen 1173; Deutung = 1. kernreiche (fruchtbare) Gegend (Wappen), 2. nach dem Ritter Quernus benannt (Bruckner), 3. nach dem Alemannen Kerino, Cherno benannt (Förstemann I, 365), 4. gereutete, umhegte Güter, von lat. circinas (Hubschmied). Es kommt zwar nur selten vor, aber es gibt mehrere Beispiele, dass schon zu Beginn der alemannischen Besiedelung der Schweiz Ortsnamen nur aus dem Bestimmungswort, in diesem Falle dem Gründer und Hofbesitzer, benannt wurden, wie etwa Lauerz SZ und Eriz BE. Zu dieser Gruppe dürfte auch Kerns gehören, welches als Ort des Cherine zu deuten ist (LSG 2005, 478). Es gibt in Australien eine Stadt namens Cairns, welche praktisch gleich ausgesprochen wird, jedoch nach dem dortigen Gouverneur William Washington Cairns benannt wurde und mit dem Kerns in Obwalden nichts zu hat, auch wenn Spassvögel immer wieder darauf hinweisen.
- Kerzers FR, Bezirk See ; Französisch: Chiètres; historische Belege: Chartris villa 926, Carcere 1123, Kerters 1153, Carcere 1183, Chiertri 1228; Deutung = bei den Kerkern, es waren römische, für Soldaten bestimmte! (Glatthard, Oettli).
- Kesselismühle AI, zu Appenzell; Deutung = ?
- Kessibühl ZH, zu Stäfa; Deutung = ?.
- Kesslergasse BE, zu Bolligen; Deutung = nach den Kesselflickern benannt.
- Kesswil SG, bei St. Fiden; Deutung = Weiler des Chazzo, Chezzo (Förstemann, Stucki).
- Kestenberg AG, zu Mühlau; Deutung = beim Berg mit Kastanienbäumen. Kesten ist eine Mundartbezeichnung für Kastanien. Sie ist auch in Teilen Deutschlands geläufig, vor allem entlang des Rheins bis in den Pfälzer Wald. Eine andere Form 'erfand' meine damals 2-jährige Tochter Isabel: Als ich ihr zum Spielen Kastanien heim brachte, nannte sie die Früchte Castanya. Die Katalanen freuts!
- Kestenholz SO, Bezirk Balsthal; Deutung = zu obern Kapellon 1323; Kestenholz nach 1375 = beim Kastanienwald (von Arx). Die Kestenholzer trugen früher den Übernamen Schneegäisse. Ob das eine Fasnachtsbezeichnung ist, auf eine Sage zurückgeht oder woher auch immer: Ich habe diese Bezeichnungen für zahlreiche Ortschaften im Aargau, Baselland und Solothurn gesammelt, kann mich aber nicht mehr an alle Quellen erinnern. Die Quelle für die Aargauer Übernamen ist das Buch «Aargau - Heimatkunde für jedermann», für die anderen Kantone fehlen sie mir. Wer weiss mehr? Bitte melden!
- Kiemen SZ, zu Küssnacht; Kiembon 1303, Chiemboum 1331, danach Kienbom; Deutung = beim Kienbaum = Waldföhre (Oettli).
- Kien BE, zu Reichenbach; Deutung = 1. Ort nach dem Familiennamen Kien benannt, 2. Ort bei den Föhren (Oettli).
- Kienberg SO, Bezirk Gösgen; historische Belege: Chienberch 1173, Chienberg 1185, Kienberg 1201-12, Kümberg 1???, Kimberg 1???, Mundart: Chiembrg; = Kiefernberg, Föhrenberg, von ahd. kien, chien (SONB I, 415).
- Kienersrüti BE Bezirk Seftigen; historische Belege: Kienersrütte 1676; Deutung = Rodung des Kiener (LSG 2005, 480).
- Kienholz BE, zu Brienz; = beim Föhren- oder Kiefernwald.
- Kiental BE, zu Reichenbach; historische Belege: Kienthal 1902; Deutung = Föhren- oder Kieferntal.
- Kiesen BE, Bezirk Konolfingen; historische Belege: Chisun 1236, Chison 1250, Kison 1253, Kyson 1305, Kisen 1313; Deutung = der Ortsname ging vom Flüsschen Chise auf den Ort über, der Fluss bekam seinen Namen, weil er viel Kies führt (NENB II, 451, Wikipedia).
- Kilchberg BL, Bezirk Sissach; Deutung = Hügel mit Kirche.
- Kilchli BL, zu Reigoldswil; Deutung = bei der kleinen Kirche.
- Killholz AG, zu Thalheim; Mundart: Chillholz; Deutung = 1. Wald, welcher zum Kirchengut gehört.
- Killwangen AG, Bezirk Baden; Mundart: Chillwange; historische Belege: Chullewangen 1227, Chulliwanc 1227-34, Culliwanch 1234, Chulewangen 1267; Deutung = Wiesenhang des Cullo, Kullo, Chullo, 2. Wiesenhang mit länglichen Vertiefungen (dim. Chulli, Idiotikon III, 213, Zehnder). Der ortsansässige Flurnamenforscher Hans Schädler ist mit dem Alemannen Kullo nicht so glücklich und weist als Alternative auch auf ahd. chiulla = Ranzen hin. Die Killwangemer trugen früher den Übernamen Eisengrinde oder Eisenstangen.
- Kimenhof ZH, zu Embrach; Deutung = Hof bei den Waldföhren.
- Kindenmannsmühle ZH, zu Gossau; Deutung = Mühle des Kindenmann oder Mühle eines mit Kindern (reichlich) gesegneten Mannes (?).
- Kindhausen AG, zu Bergdietikon; Deutung = bei den Häusern des Kint oder bei den Häusern, wo viele Kinder leben (Kläui und Schobinger, indirekt).
. Kindhausen ZH, zu Volkestwil; historische Belege: Kinthusen um 1274, Kindehusen 1308, Chinthusen um 1320; Deutung = bei den Häusern des Kint oder bei den Häusern, wo viele Kinder leben (Kläui und Schobinger).
- Kinn: Häufiger Flurname und Stellenbezeichnung, vor allem durch die Walser verbreitet, bedeutet stets Bergkante, Bergvorsprung, steiler Abgrund usw. im Sinne eines hervorstehenden Felsen ähnlich einem Kinn.
- Kipf BE, zu Heimiswil; Deutung = halbmondförmiges Grundstück (Oettli).
- Kippel VS, Bezirk Raron; historische Belege: Kypil, Kypill 1437, 1440, Kipul 1445; Kuppuel 1508; Deutung = der Ortsname kann derzeit nicht gedeutet werden (LSG 2005, 481).
- Kirchberg AG, zu Küttigen; Deutung = Hügel mit Kirche.
- Kirchberg BE, Bezirk Burgdorf; historische Belege: Kyrchberc 994, Chilhberch 1182-83, Chilhperc 1208; Mundart: Chüuperg; Deutung = Kirche am Fusse des Ruedibergs (LSG 2005, 482).
- Kirchberg TG, zu Thundorf; Mundart: Chiperg; historische Belege: Kilchberg 1275, 1471; Deutung = auf dem Berg, wo die Kirche steht (Nyffenegger & Bandle).
- Kirchbühl LU, zu Sempach; historische Belege: um 950 erstmals urkundlich erwähnt. Deutung = Hügel mit Kirche.
- Kirchbühl ZH, zu Stäfa; Deutung = Hügel mit Kirche.
- Kirchdorf AG, zu Obersiggenthal; Deutung = ?.
- Kirchdorf BE, Bezirk Seftigen; Deutung = ?.
- Kirchenfeld BE, zu Bern; Deutung = das Feld bei der Kirche oder das Feld, welches der Kirche gehört.
- Kirchenfeld LU, zu Dagmersellen; Deutung = das Feld bei der Kirche oder das Feld, welches der Kirche gehört.
- Kirchenthurnen BE, Bezirk Seftigen; historische Belege: Thornon 1201, Tornes 1228, Turindon 1262, Turnden 1318, Turndon 1323, 1325, Kirchturnden 1349, Kirchthurnen 1930; Deutung = der Ort könnte ursprünglich *Turnodunum gelautet haben, mit der Bedeutung von erhöht gelegener befestigter Ort (LSG 2005, 482). Der Ort ist namenmässig verwandt mit Mühlethurnen BE.
- Kirchfeld LU, zu Horw; Deutung = das Feld bei der Kirche oder das Feld, welches zur Kirche gehört.
- Kirchhofen OW, zu Sarnen; historische Belege: 1036 urk. erwähnt; Deutung = Hof bei der Kirche.
- Kirchholz LU, zu Schongau; Deutung = Wald bei der Kirche.
- Kirchleerau AG; historische Belege: Lerowe 1248, Lerowe 1257, Lerw 12??, Kilchlerowe 1306, Kilchlerouw 1357; Mundart: Chilchlärb, älter Chüuchlärb; Deutung = 1. mit Weinreben (der Sorte Lärben, Lerben) bewachsene Aue bei der Kirche (Id III, 1380), 2. hat etwas mit Lerchen zu tun (Oettli), 3. bei der öden Aue, von ze dero larero ouwo oder ze dero lawirun ouwo, von der milderen Aue, 5. Aue bei den Grabhügeln, von ahd. lewir, mhd. lewer, späteren Leberen genannte keltische Grabhügel (Zehnder, LSG 2005, 482). Siehe auch Moosleerau! Deutung 5 ist überzeugend.
- Kirchlindach BE, Bezirk Bern; Mundart: Lingech; historische Belege: Lindenach 1175, Lindenacho 1185, Luidenacho 1221, Lindnacho 1255; *Lentiniacum; Deutung = Landgut des Lentinius (Aebischer, Glatthard, BENB II, 460). Der Ort ist somit namenmässig verwandt mit Lentigny/Lentanach FR.
- Kirchrued AG, Bezirk Kulm; historische Belege: Ruodan 1101-50, Ruoda 1217-22, Ruoda 1227, Ruodach 1248, Ruode 1269, Kilchruod 1275, Ruodaun 1332, Ruod um 1390, 1520; Deutung = Ausgangspunkt für die drei Rued-Orte ist das Flüsschen Ruederche, welches früher Ruederach hiess, was man als aufgerührtes, aufgewühltes oder aufgewirbeltes Flüsschen verstehen kann. Ein anderer Deutungsansatz wäre auch eine Bildung mit dem Personenname Ruodhere, Ruodere. Die Herren von Ruoda sind seit etwa 1300 belegt. In diesem Falle hätte aber das Flüsschen Ruederche seinen Namen von diesen Herren erhalten haben müssen, was angesichts dessen Grösse eher unwahrscheinlich ist. Grössere Fliessgewässer tragen meist sehr alte Namen. Doch ganz ausschliessen kann man es nicht. Wegen der relativ spät einsetzenden historischen Belege für die Rued-Orte kann nicht sicher entschieden werden, welche der beiden Deutungen die Zutreffende ist (LSG 2005, 810). Kirchrued ist derjenige Ort im Tal, wo die Kirche steht. Kirchrued hat ein Pendent im Welschland: Val-de-Ruz NE heisst auf deutsch Bodenrued oder Rudolfstal. Auch hier ist mit ruod entweder der Bach, im Patois ruz oder dann der Personenname Rudolf gemeint. Zugleich eröffnet sich damit die Diskussion, ob ruod nicht auch ein altes Wort für Bach sein könnte, analog ruz = ruisseau (OGS).
- Kirchthurnen BE: Alter Name von Kirchenthurnen, siehe dort!
- Kirchuster ZH, zu Uster; Deutung = alter Name des engeren Stadtquartiers um die Kirche.
- Kirlen SG, zu Altstetätten; Deutung = ?.
- Kirschbaum: Orts- und Flurname in der deutschen Schweiz, steht stets für einen Ort, wo ein Kirschbaum steht. Nicht überall in der deutschen Schweiz heissen die Kirschen Chriesi, es gibt da auch Chirsi, Chirschi, Kersi oder Kirsi. Interessant ist, dass in Estland die Kirschen Kirsi und der Kirschbaum Kirsipuu heissen. In Finnland nennt man die Kirschen Kirsikka und den Kischbaum Kirsikkapuu! Vermutlich stand der deutsche Name des Baumes bei seinem erstmaligen Anbau im Norden Pate. Siehe auch Kehrsiten!
- Kläckli AG, zu Schlossrued; Deutung = kleine Schlucht, Tobel, von ahd. chlac.
- Klapetran VS: Oft anzutreffende falsche Schreibweise für Kalpetran VS, zu Embd, Bezirk Visp, siehe dort!
- Klapf BE, zu Belpberg; Deutung = Scheune, von rätorom. clavà (?)
- Klausen ZH, zu Horgen; = Klus, Quertal, gemeint ist hier das Wüeribachtal.
- Kleb AR, zu Herisau; Deutung = am Abhang (?).
- Kleb, Kleben, Chleeb: Orts- und Flurnamen in Teilen der deutschen Schweiz, bedeutet stets Hügel, Hang, Felsenhang, felsige Halde, von ahd. hleo, verwandt auch mit (h)lita = grasbewachsener, steiler Abhang, mit der Wurzel hli = lehnen und sinnverwandt mit chleeben = kleben ist. (Kägi, Der Ütliberg, S.45).
- Kleben BE, zu Obersteckholz; Deutung = beim Hang, von ahd. hleo.
- Klefalau SG, zu Flums; historische Belege: Clevilauw 1517; Deutung = beim Stall, von rätorom. clavau (Schlatter).
- Klein Bäretswil ZH, zu Bäretswil; historische Belege: Perharteswilare um 1150, Berolswil minus 1342, Clein Berenschwyll 1541, Clein Beretschyll 1590, Kley Beretschwyl; Deutung = der kleine Weiler des Perhart (Kläui & Schobinger).
- Kleinandelfingen ZH, Bezirk Andelfingen; historische Belege: Andolfingen ennunt der Ture 1304, 1308, Klein Andelfingen 1667; Deutung = das kleine Andelfingen (Kläui & Schobinger).
- Kleinbösingen FR, Sensebezirk; Französisch: Petit-Basens; historische Belege: Balsingen lo petit 1264, Besingen 1264-65, Deutung = bei den Höfen der Leute des Baso (Stadelmann, Aebischer).
- Kleindietwil BE,Bezirk Aarwangen; historische Belege: Diotinwilare um 816-37, Dietwile 1287, Dietwil 1485; Deutung = Weiler des Dieto (BENB II, 470). Der Zusatz Klein- kam erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts dazu, um das Berner Dietwil von jenen im Aargau und Luzern zu unterscheiden (LSG 2005, 484).
- Kleindöttingen AG, zu (?); Deutung = das kleine Döttingen.
- Kleingschneit BE, zu Oberbalm; Deutung = der kleine, gerodete Waldeinschnitt.
- Kleingurmels FR, zu (?); Deutung = das kleine Gurmels.
- Kleinhöchstetten BE, zu Rubigen; Deutung = das kleine Höchstetten.
- Kleinholz BE, zu Lotzwil; Deutung = beim kleinen Wald.
- Kleinholz BE, zu Graben; Deutung = beim kleinen Wald.
- Kleinhüningen BS, zu Basel; = das kleinere der beiden Hüningen, bei den Höfen der Leute des Huno (germ = der gross Gewachsene).
- Kleinikon ZH , zu Lindau; Mundart: Chläinike; historische Belege: Kleinicon 1330, Kleininkon 1346, Cleinicken 1534; Deutung = bei den Höfen der Leute des Kleino (Kläui & Schobinger).
- Kleinlützel SO, Bezirk Thierstein; Französich: Petit Lucelle; Tönt wie ein Pleonasmus, ist aber keiner, da Klein sich auf den Ort und Lucelle auf das Flüsschen bezieht; das ist auch am französischen Namen zu erkennen, der Petit und nicht Petite heisst. Ausserdem dient es zur Unterscheidung von Lucelle (Grosslützel); Deutung = der kleinere der beiden Orte an der Lützel. Das Flüsschen wiederum hat seinen Namen von ahd. luzzil aha = kleines Flüsschen (SONB I, 420).
- Kleinroth BE, zu Untersteckholz; Deutung = ?.
- Kleinstein LU, zu Werthenstein; Deutung = der kleine Ortsteil von Werthenstein.
- Kleinteil OW, zu Giswil; historische Belege: Kleintheil 1904; Deutung = der kleine Ortsteil von Kaiserstuhl.
- Kleinwangen LU, zu Hohenrain; Deutung = der kleine Ortsteil von Wangen.
- Kleinwangen SO, zu Wangen; Deutung = der kleine Ortseil von Wangen.
- Klemme AG, zu Leibstadt; Deutung = schwer zugänglicher Ort, von Mundart Chlemi, Chlämi (Attinger).
- Klewenalp NW, zu Beckenried; Deutung = ?.
- Klingen: Orts- und Flurname in der deutschen Schweiz, bedeutet je nach Gegend Sand- und Kiesbank im Fluss, Bachschlucht oder Felsvorsprung. Einzelne Orte sind zudem Patronymika, erhielten ihren Namen also nach den Herren von Klingen. Ganz ursprünglich bedeutet Klingen ausschliesslich Tal, von keltisch gleann oder Tälchen, von keltisch glian, aber auch von ahd. chlingo, mhd. klinge = rauschender Bergbach! Idiotikon. III, 657. Diese Deutung ist allerdings nicht zum Ursprung führend, denn ganz zu Anfang steht die Bedeutung ahd. chlingo = bersten, womit ein aufgebrochener Fels in einem sich bildenen Tal zu verstehen ist. Da Kiesbänke und Felsvorsprünge Teile eines Tales sind, übertrug sich der Begriff Klingen auch auf sie. Der rauschende Bergbach war da sicher noch nicht gemeint. Der geringe lautliche Unterschie von Tal und Tälchen im Keltischen sowie das fast gleiche Wort im Alemannischen für enge Schlucht führte vielleicht dazu, dass Klingen heute so viele Bedeutungen hat. Die von Klingen/Klingenberg/Hohenklingen bekamen ihren Namen zwischen 1100 und 1200, als es üblich wurde, zur besseren Unterscheidung den Leuten Beinamen 'anzuhängen'. Auch die Klingen-Geschlechter wurden wie viele andere nach besonderen Merkmalen ihres Wohnorts benannt. Ausgangspunkt war hier wohl die Felsenkluft bei Stein am Rhein. genannt Hohenklingen.
Klingenberg TG, zu Homburg; Gutsbetrieb mit zahlreichen Gebäuden. Gründung der Herren von Klingenberg 1694. Hier geht der Ortsname auf einen Personennamen zurück. Erst dieser Personenname wiederum kann als 'Berg mit Felswänden oder Sturzbächen' gedeutet werden.
- Klingenried TG, zu Wagenhausen; Deutung = Ried bei den Kiesbänken oder gegenüber den Felsvorsprüngen, hier den Hohenklingen. Hier lässt sich die Deutung nicht so einfach herleiten. Da vermutlich Ried und Kiesbänke nahe beieinander lagen, könnte man hier einen näheren Zusammenhang vermuten als zwischen dem Ried und den Felswänden im Hintergund, doch sicher ist das nicht.
- Klingental BS, zu Basel; Deutung = ein Kloster im Klingental, wobei das Kloster in Basel lag, sein Name sich aber auf ein Klingental in Süddeutschland bezieht.
- Klingenzell TG, zu Mammern; historische Belege: Klingenzelle, Clingenzelle 1336, Deutung = das von den Herren von Klingen gestiftete kleine Kloster (Nyffenegger & Bandle). Somit geht auch hier der Ortsname auf einen Personennamen zurück.
- Klingnau AG, Bezirk Zurzach; historische Belege: Clingenowe 1239, Chlingenowe 1248, Klingenowe 1249. Klingnau wurde 1239 von Freiherr Ulrich II von Klingen als Stadt gegründet. Demnach ging der Name des Gründers auf die Stadt über. In der Ostschweiz, wo er herkam, gibt es zahlreiche Klingen-Orte, sodass an dieser Deutung nicht zu zweifeln ist (LSG 2005, 484).
Man ist geneigt, auch eine Deutung in Betracht zu ziehen, die sich auf die Klingen = Kiesbänke im Fluss oder auf die Felswände gegenüber dem Fluss bezieht; die Michaeliskarte von 1843 zeigt sehr schön eine grosse Flussinsel und mehrere Kiesbänke auf der rechten Flussseite, doch dies ist reiner Zufall. Hingegen hat der Famliennamen des Stadtgründers vermutlich eine solche Abkunft.