So wie Neu-Ã?rlikon im Jahre 2005 als Bezeichnung für eine Retortensiedlung entstand, so ist es auch Neu-Seebach ergangen, nur rund 100 Jahre früher. Als in den späten 1890er Jahre die langsame Erschliessung des Jungholz- und Eggbühlgebiets begann, kam in den frühen 1900er Jahre allmählich die Bezeichnung Neu-Seebach für diesen schnell wachsenden Dorfteil auf. Anfänglich noch eher spasshaft gemeint, war der Begriff in den 1920er Jahren und auch noch etwas danach durchaus geläufig. Doch die Konfusion entstand dann durch den Umstand, dass praktische alle Häuser von Neu-Seebach dem Postzustellgebiet von Ã?rlikon zugeteilt wurden. Doch damals wusste jedermann noch, wo er hin gehörte, denn Seebach war eine eigene Gemeinde und dort wo man stimmen ging und die Steuerrechnung bekam, war man zu Hause.
Mit der Eingemeindung wurde dieses Wissen, wohin man gehörte, sehr geschwächt. Die Post blieb leider bei ihrem alten Zustellgebiet und nun lautete die Adresse für die Neu-Seebacher ab 1934 Zürich 11/50. Weil nach der Eingemeindung Ã?rlikon und Seebach zu Zürich gehörten, verschwamm die bewusst wahrgenommene Grenze zwischen Ã?rlikon und Seebach weiter und so war sich bald kein Neu-Seebacher mehr sicher, wohin er eigentlich gehörte, vor allem kein Neuzugezogener. Mit der Einführung der Postleitzahlen Anfang der 1960er Jahre war das Bewusstsein der Neu-Seebacher, Seebacher zu sein, schon so weit geschwächt, dass sich mit der noch deutlicheren Postleizahl 8050 Zürich (fast) alle Neu-Seebacher begannen, als Ã?rliker zu fühlen. Geschichtsbewusste und solche, welche sich auch um die Details kümmerten, wussten es zwar, rannten aber gegen Windmühlen an. Leider hat die Stadt nichts gegen den postalischen Unsinn unternommen. Ganz im Gegenteil. Sie beachtete auf den Einwohnerkontrollen nur noch die Stadtkreise, nicht aber die Quartiergrenzen. Zwar unterstützte sie die Anliegen der Quartiervereine, in den Stadtquartieren die Zugehörigkeit zu einem Quartier zu pflegen, doch war es ihr mindestens ebenso lieb, das Bewusstsein, zu Zürich zu gehören, zu fördern. Mit der Quartierpflege war mehr die Zentrumsfunktion gemeint, aber nicht die Grenzen zwischen den Quartieren. Neu-Seebach ist seit dem 1.1.1934 ein historischer Begriff geworden.