Bezeichnung für eines der ehemaligen Elendsviertel von Seebach. Je nach persönlicher Empfindlichkeit begann es für die einen schon bei Amaducci, führte unter der Eisenbahnbrücke zur Hüttisstrasse und umfasste alle alten Häuserblöcke an dieser Strasse. Andere hingegen empfanden erst das Gebiet Hüttisstrasse als Negerdörfli. Der Begriff «Negerdörfli» existierte nach Auffassung der OGS in den 1940er Jahre noch nicht, denn damals war die Gegend keinesfalls ein Elendsviertel, das belegen Fotos aus dem Jahre 1942 (siehe Hüttisstrasse!).
Genau diese Aussage wird aber vom bekannten Seebacher Chronist Reinhard Ochsner nicht gestützt, denn er erwähnt bei der Binzmühle bereits für die Zeit um 1910-1920 ein «Negerdorf» und ein «Tripolis». Er schreibt wörtlich: Wenn wir Ã?rliker Buben etwas erleben wollten, dann zogen wir an Samstag- und an Sonntagabenden ins «Negerdorf» oder nach »Tripolis»". Da Reinhard Ochsner Jahrgang 1898 hatte und sich als Bub bezeichnete, dann ist das «Negerdorf» bereits für 1912 gesichert.
Um 1986 war die Bezeichnung immer noch geläufig, jetzt einfach im Diminutiv. Bald danach wurden die Häuser abgetragen und der Name blieb Erinnerung. Warum dieser Name gebildet wurde, ist nicht mehr bekannt. Wahrscheinlich bezog sich der Name auf die dunkle Hautfarbe der Schwarzen, aber eben nur auf die Hautfarbe und nicht auf die Schwarzen selber, sondern wurde nach Meinung mehrerer Seebacher dadurch gebildet, dass die hier vorwiegend ansässigen Süditaliener eine etwas dunklere Hautfarbe hatten. Da im «Negerdörfli» aber keine Schwarzen wohnten, sondern vor allem die bereits erwähnten Italiener oder Italienischstämmigen, wird der Ausdruck zugleich auch für diese Leute heute als abwertend empfunden. Damals, als er gebildet wurde, galt diese Interpretation natürlich noch nicht. Die Bezeichnung wurde völlig arglos benützt, allerdings mit einem gedankenlosen, schelmischen oder gar abwertenden Unterton.
Dieses «Negerdörfli» darf nicht verwechselt werden mit der Reiheneinfamilienhaussiedlung Aubrugg, die ebenfalls diesen Ã?bernamen trug, jedoch auf Schwamendinger Boden liegt. Auch dort waren es die kinderreichen Familien aus Süditalien, welche zu diesem Namen führten.
Ein weiters Negerdörfli gab es im Limmattal, aber auf Zürcher Stadtgebiet. Dort enstand die Bezeichnung, weil der Veranstalter der Landesausstellung 1939 für bestimmte Tanzveranstaltungen einige Schwarzafrikaner/innen in die Schweiz holte und diese in einer Siedlung im Limmattal einquartierte.