Obwohl heute die Glatt nicht mehr durch Seebacher Gebiet führt, ist der Fluss sehr wohl ein Seebacher Relikt geblieben.
1. Der Fluss mäandrierte früher so stark, dass zumindest ein seines Wassers dann und wann auch über Seebacher Gebiet floss.
2. Zwischen 1799 und 1803 gehörte Oberhausen mit Glattbrugg zu Seebach! Der Fluss war also einmal, wenn auch nur sehr vorübergehend, ein Seebacher Gewässer.
3. Vor sehr langer Zeit, vielleicht vor 65'000 bis 35'000 Jahren floss die Glatt sogar durch das heutige Seebacher Gebiet! Allerdings gab es damals in Seebach noch kein einziges Haus: Seebach war noch unbewohnt! Siehe unter Glatt im Furttal!
Es gibt mehrere Deutungungen für den Flussnamen Glatt:
- Die keltisch inspirierte Deutung lautete: Mooriges Flüsschen oder Flüsschen mit moorigem Wasser (gallorömisch glad, clad = schlüpfrig, moorig, glitschig, Bach). Diese Deutung ist berechtigt, da im Kanton Zürich alle Flüsse keltische Namen haben, die oft auf vorkeltischen Namen beruhen.
- Die rein germanistisch inspirierte Deutung mit dem deutschen «glatt» = glänzend, klar, hell, flach wird derzeit aber klar favorisiert, stellt aber mit grosser Wahrscheinlichkeit nur die Übersetzung einer Umdeutung des viel älteren keltischen oder gar vorkeltischen Namens dar. Alle Flüsse im Kanton Zürich haben nämlich, wie schon erwähnt, gallorömische oder noch ältere Namen! Flussnamen sind sehr alt und werden nicht so schnell geändert, höchstens der Sprache der neuen Siedler etwas zugänglicher gemacht. So dürfte das auch bei der Glatt gewesen sein. Eine Deutung einer Umdeutung geht aber der ursprünglichen Bedeutung nicht mehr auf den Grund. Das sollte man sich immer vor Augen halten, wenn man den Flussnamen Glatt rein germanistisch deutet.
Dass der Name Glatt vermutlich sogar vorkeltischen Ursprung hat, liest man bei Hans Bahlow (Deutschlands geografische Namenwelt, 1985, 174). Ihm ist aufgefallen, dass der Gewässername Glatt verstärkt westlich des Rheins und oder nur auf einem schmalen Streifen auch östlich davon sowie in der Deutschschweiz, Baden-Württemberg und Westbayern auftritt. Dabei ist auffällig, dass der Name in den östlichen, deutschen Stammlanden nicht bekannt ist, während er in keltischen und gallorömischen Gebieten mehrfach vorkommt. Dies könnte ein Hinweis sein, dass der Flussname eben nicht germanisch ist, sondern ursprünglich gallorömisch, keltisch oder sogar noch älter. Auch Förstemann und Meyer vermuten eine keltische Abkunft.
Eine Suche nach Gladbächen in Deutschland ergibt jedoch eine reiche Fülle von Varianten: Glattbach (Nebenfluss der Aschaff), Gladbach (Lahn), Klein-Glattbach (Maulbronn), Gladebach, Gross-Glattbach (Vaihingen), Glattbach (Odenwald), Glattbach (Aschaffenburg), Gladbach (Neuss), Gladebach, Glaidbach (Eifel), Glattbrunne (Breisgau), Glatte Brunnen (Bottingen), Gladenbach (Oberhessen), Glattbächle (Württemberg), Gladenbach (Speiergau), Gladbeck (Westfalen).
Sie alle beziehen sich stets auf Bäche oder ganz kleine Flüsse. Sie gehen vermutlich zurück auf ein keltisches «clad» mit der Bedeutung von Bach, Bächlein. Dieser Deutungsansatz steht allerdings noch auf tönernen Füssen, geht er doch auf Obermüller zurück, dessen Theorien heute nicht mehr benützt werden. Alles von Obermüller war aber nicht falsch, denn auch ein blindes Huhn findet manchmal ein Korn.
Ein sehr schönes Beispiel aus dem Kanton Zürich ist der Glattensee bei Uster, urkundlich schon 1400 erwähnt und irrtümlich stets für den Greifensee gehalten. Doch damit war natürlich der ganz in seiner Nähe gelegene Glattensee gemeint, der heute nur noch als Glattenried bekannt ist, da der See bald nach 1400 allmählich zu verlanden begann und in Vergessenheit geriet. Der Name Glattenried oder Glattensee deutet aber auf die Beschaffenheit des damaligen, flachen Gewässers hin: schlüpfriges, mooriges Wasser! Bahlow deutet glad, glat, glot allenfalls keltisch, jedenfalls vorgermanisch mit der Bedeutung moorig, sumpfig.
Hans Krahe steht da im Widerspruch, denn er geht dabei von einem jüngeren, bereits einzelsprachlichen alt- oder mittelhochdeutschen Ausdruck mit der Bedeutung glatt, glänzend aus. Da sowohl Bahlow wie Krahe hervorragende Fachleute auf ihrem Gebiet waren, wäre die Deutung bis heute eigentlich unentschieden. Daher sind die Meinungen im Falle der Glatt geteilt. Es wäre aber seltsam, wenn ein Fluss wie die Glatt als einziger im Kanton Zürich keinen vorgermanischen Namen hätte. Dieser Fakt spricht gegen Krahe.
Fazit: Es gibt vom Keltischen her zwei Deutungsansätze und zwar Sumpf und kleiner Fluss/Bach. Beide Ansätze werden einer keltischen Deutung des Flussnamens «Glatt» gerecht.
Die Bedeutung von glatt wird auch durch Kluge 2002, 360 mit glatt, schlüpfrig wiedergegeben, glänzend ist dabei nur eine Nebenbedeutung, die im Falle der Glatt eben nicht zutrifft, zumal ja bei geeignetem Lichteinfall alle Flüsse glänzen. Somit dürfte der Name Glatt mit grosser Wahrscheinlichkeit keltisch oder vorkeltisch sein. Wenn Glatt gar vorkeltisch ist, dann wäre das Wort möglicherweise nicht indogermanischer Abkunft.
Zur Deutung wäre noch der kleine Hinweis von Interesse, welcher nach Florida führt, wo das englische Wort Everglades für die dortigen Sümpfe verwendet wird, auch wenn in englischen Wörterbüchern darauf nicht eingegangen wird. Der Wortteil «glades» steht auch dort im Zusammenhang mit Sümpfen. Die englische Sprache hat also die alte Bedeutung bis heute bewahrt. Nicht umsonst schreibt «The Oxford Dictionary of English Etymology» zu «glade»: Of unknown origin und deutet es dann rein volksetymologisch. Gleicherweise deutet es der australische Oxford Dictionary: Ein offener Raum in einem Wald! Offene Räume in einem Wald sind eben oft wegen Sümpfen entstanden. Indirekt bestätigen die beiden Bücher also durchaus, wohin die OGS hinaus will: Der Flussname «Glatt» bedeutet Bach/Flüsschen/Sumpf. Die germanistische Deutung «glänzend» ist eine volksetymologische Umdeutung.
Zum Fluss ist weiter zu ergänzen, dass er um 1800-1885 einer der fischreichsten Flüsse im Kanton gewesen ist. Besonders die Aale sollen ausserordentlich gut gewesen sein. Über die Fische ist zudem bekannt, dass vor allem die Nase prächtig gedieh. Die Fische sollen bis nach Wien verkauft worden sein. Die 1. Glattabsenkung von 1882-1888 hat diesen Fischreichtum reduziert, indem sehr viele Schlupfwinkel der Fische beseitigt wurden. Den Rest hat dann die Industrialisierung besorgt, indem während Jahrzehnten verschmutztes Wasser eingeleitet wurde. Fehlende Fischschleusen könnten ebenfalls dazu beigetragen haben. Inzwischen befindet sich die Glatt aber wieder auf dem Weg der Besserung.
Quellen: - Orts-Chronik Opfikon - Geografisches Lexikon der Schweiz, Band 2, 1904, 345 - Deutschlands geografische Namenwelt, Hans Bahlow, Surkamp-Verlag, TB 1221, 1985 - Unsere ältesten Flussnamen, Hans Krahe, Verlag Otto Harrassowitz, 1964