Andere Namen: Der Spöl heisst auf Deutsch selten auch Spölbach. Auf Rätoromanisch und Lombordisch Spöl, auf italienisch heisst er Spol. Manche Leute schreiben auch 'die Spöl' und im Norden Deutschlands heisst er möglicherweise sogar 'das Spöl'. Auf englisch und in etlichen skandiavischen Sprachen wird er Aqua Granda oder Akua Granda genannt. Auf russisch heisst er Schpolj, dann allerdings in kiryllischen Schriftzeichen, die ich in der OGS leider nicht zur Verfügung habe.
Gewässerkennzahl: 50
Hydrologie: Der Spöl entspringt in der Nähe des Luwiner Fürkli (Forcola di Livigno) im Vall dell' Orsera gerade noch auf Schweizer Boden auf 2639 m.ü.M. Er versickert dort vorübergehend im Schotter und Kies und tritt nach einigen Metern auf italienischem Boden wieder zutage. Er fliesst danach zum Stausee von Livigno und wechselt bei der Staumauer wieder auf Schweizer Boden, durchfliesst eine enge Schlucht und dann noch ein wenig im Schweizer Nationalpark, bevor er bei Zernez in den Inn mündet. Der fliessende Teil ist 28 km lang und zusammen mit dem See sind es dann 42 km. Er hat ein Einzugsgebiet von 434 km² und einen Abfluss von 10.8 m³ pro Sekunde. Insgesamt fliesst der Spöl 14 km auf Schweizer Gebiet.
Urkundlich überlieferte Namen: Aqua granda (ohne Jahreszahl, vermutlich erstmals um 1600)
Namensentwicklung: noch offen
Etymologie: Abgesehen von den hydrologischen Daten in Wikipedia berichten alle von mir aufgesuchten Lexika nur recht dürftig über diesen Fluss, ja sogar Greule hat ihn nicht beachtet, vermutlich weil er nicht sehr eindeutig zum deutschen Sprachgebiet zählt. Im Italienischen gibt es Wörter die mit spol beginnen und meist eine Bedeutung wie plündern, spalten haben. Im Deutschen könnte das Wort auf ahd. spuola hinweisen, welches nebst Spule auch gespaltenes Holz bedeutet. Als es noch keinen Stausee gab, könnte der Fluss also wegen dem vielen Treibholz bei Hochwasser zu diesem Namen gekommen sein. Da das ahd. Wort vermutlich aus dem Lateinischen stammt, könnte das erklären, warum der Fluss im Rätoromanischen, im Italienischen und Lombardischen den gleichen Namen trägt.
Anders sah das Hubschmied: Er schrieb 1948, dass der Name des Spöl auf eine Grundform *Spolos zurückgehen müsse. Er erklärte, dass dieses Wort auf älteres urkeltisches *skwolos zurückgehe. Eine solche idg. Wurzel habe ihre Entsprechungen im Germanischen (im Nordischen) und im Griechischen: schwed. skvalira, norw. skaldra und bedeute bellen, belfern, laut reden, klatschen. Hubschmieds Deutungen gelten heute vielfach als veraltet, allerdings nur wenn er das Keltische bemühte und die Flussgötter. Abgesehen vom Götteraspekt, der heute nicht mehr ernst genommen wird, hat Hubschmied aber in der Namensforschung eine untadelige wissenschaftliche Leistung erbracht. Irren ist eben menschlich.
Nicht völlig ausser Acht gelassen werden kann aber auch das deutsche Wort 'spülen', welches durchaus eine Deutung hergeben könnte. Gleiches gilt für das ital. 'spelunca' = Höhle, überhängender Fels.
Der Flussname kann vorläufig nicht besser gedeutet werden, da ich bisher vergeblich nach modernen, etymologischen Nachschlagwerken der Bündner Geografie suchte und das Rätische Namenbuch fand ich bisher nicht im Internet. Dort hätte man immerhin eine Deutung von Robert von Planta, dessen Deutungen zwar schon ziemlich alt sind, aber erfreulicherweise bis in die Neuzeit nicht verbessert werden mussten.
Flussnamentyp: Er gehört zum Typ ..... (noch offen)
Geologie:
Flussgeschichte:
- Die Bezeichnung Wildwasser, Torrente und dergleichen gelten heute als nicht mehr ganz zutreffend, denn wenn man den Luwiner Stausee und das Ausgleichsbecken Spinbach wegrechnet, bleibt dem Wildbach nur noch etwa die Hälfte der früheren Länge und im letzten Abschnitt führt er zudem nur noch die Restwassermenge von etwa 10% der ursprünglichen 10.8 m³ Wasser. Das ist nicht als Kritik zu verstehen, sondern als Erklärung, warum die Bezeichnung 'Torrente Spol' heute fehl am Platze ist.
- Durch eine Umverteilung des verfügbaren Restwassers sorgen seit 2000 kleinere künstliche Hochwasser für mehr Dynamik und werten damit den Spöl wieder ökologisch auf.
- Im Mai 2013 gab es in der Spöl unterhalb der Staumauer eine grosse Schlammflut.
- Wegen einer Panne in der Staumauer der Engadiner Kraftwerke gelangte im Jahre 2016 eine Industriechemikalie in das Gewässer. PCB-haltige Farbreste landeten seinerzeit im Wasser. Es ist vorgesehen, mit einem Kostenaufwand von 15 Mio. Franken ab 2021 den noch vorhandenen Giftstoff im Flusslauf zu beseitigen.
Quellen: Wikipedia, Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz, 1948, Graubündner Flussnamen (Hubschmied). www.nationalpark.ch.