Natürlich war der Käfer kein Seebacher Erzeugnis. Er ist hier erwähnt wie etliche andere, häufig gefahrene Fahrzeuge, weil er in den 1950er Jahren eine charakteristische Erscheinung auf den Seebacher Strassen war. Es geht also darum, ein Abbild Seebachs zu zeichnen, das jene Zeit ein wenig einzufangen vermag. Damals galt ein Auto noch als etwas, was man bewunderte.
Der Käfer war ein ehemaliger PKW der Volkswagenwerke und ein absoluter Grosserfolg. Ã?ber 22 Millionen Fahrzeuge wurden gebaut. Im damaligen Seebach war er der häufigste Wagen, gefolgt vom Opel Olympia bzw. Rekord. Der erste Käfer kam 1949 nach Seebach, der Besitzer ist noch nicht ermittelt. Einen sehr frühen Käfer fuhr ein gewisser Herr Röthlin sowie ein Albert Wymann beide an der Schärenmoosstrasse wohnhaft gewesen. Das war um 1952. 1953 kaufte sich Otto von Arb von der Katzenbachstrasse ebenfalls einen Käfer.
Anfänglich sollen die Käfer vom Schweizer Importeur Amag in Wolfsburg «von Hand» abgeholt worden sein, trossweise mit einem Begleittransporter voller Ersatzteile, wenn man einer Schweizer Illustrierten Zeitung dies so abnehmen darf. Käufer solcher Wagen hatten demzufolge beim Erwerb eines Neuwagens bereits so um 700 km auf dem Tacho (Distanz Wolfsburg-Amag Schwamendingen). Diese Transportart verteuerte das Auto um rund 3% oder etwa Fr. 180.--.
Die ersten Modelle hatten noch ein geteiltes Heckfenster, das sogenannte «Brätzelifäischter» und einen Motor mit etwa 1000 cm³ mit 27 PS, um 1953 kam dann das einteilige Heckfenster in Spindelform, um 1954 wurde der Hubraum auf rund 1200 cm³ mit 30 PS erhöht und der Preis lag bei Fr. 5'575.--. Umm 1958 kam dann das grosse Heckfenster und noch etwas später die gewölbte Frontscheibe, die einzigen wirklich auffälligen Veränderungen am Erscheinungsbild des Käfers. Obwohl der Käfer ein sehr preisgünstiges Auto war, hatte er damals gar nicht den Ruf eines Arme-Leute-Autos, sondern galt als richtiges Auto, ganz im Gegensatz zu den nicht viel billigeren Kleinwagen.
Ich hatte übrigens 1971 Gelegenheit, in einem Käfer der allerfrühesten Generation, welchen meine Schwester Rosmarie fast geschenkt bekam, von Seebach nach Furna GR im Fond mitzufahren. Dieser Wagen hatte noch ein unsynchronisiertes Getriebe, welches nur mit Zwischengas geschaltet werden konnte, einer mir unbekannten Fahrtechnik. Obwohl die Schwester schon viele hundert Kilometer Ã?bung angesammelt hatte, entlockte sie dem Getriebe speziell beim Schalten immer wieder Geräusche, welcher eher das baldige Ableben des Fahrzeuges in Erinnerung riefen. Doch Totgesagte leben bekanntlich länger. So auch dieser Käfer, welcher dann beim Nachbesitzer sogar das Veteranenalter erreichte, aber nicht etwa dank liebvoller Pflege, sondern im harten Alltagseinsatz. Nicht umsonst warb die Volkswagen AG damals mit dem sinnreichen Spruch: Er läuft und läuft und läuft.......