Ebenfalls nicht in Seebach hergestellt wurde das «Aquarium» von Heinkel. Das Fahrzeug ist hier aufgeführt, weil erstens der Lokalvertreter dieser Marke, Hansruedi Leutwyler, ein Seebacher Motorradrennfahrer war und zweitens, weil das «Auto» in den späteren 1950er Jahren integrierender Bestandteil des Seebacher Strassenbildes war.
Es war eine gut gelungene Kopie der BMW Isetta. Das «Auto» bot vorne «reichlich» Platz für zwei sehr schlanke Personen und auf der hinteren, harten Sitzbank für zwei kleine Kinder. Wer dieses Fahrzeug als Transporter benützen wollte, musste die Kinder zu Hause lassen. Dann war es möglich, für eine Woche einzukaufen.
Um zur Arbeit zu gelangen oder schnell mal zum Picknick ans Pistenende des Flughafens Kloten zu fahren, reichte es allemal. Mir sind noch Schilderungen bekannt, wo Väter damit nach Norddeutschland in die Ferien fuhren, mit drei (!) Buben und Gepäck hintendrin und zwischen den Knien. Grösster Vorteil des Gefährts aber war, dass man im Gegensatz zum Motorrad mit Seitenwagen bei Regen trocken blieb. Grösster Nachteil war, dass man nach flotter Fahrt den Kopf zuerst noch ein paar Minuten lang ausdröhnen lassen musste.
Heinkel warb mit dem damals bekannten Spruch: "Schnell - wendig - wirtschaftlich - geräumig!". Ã?hnlich wie bei der BMW Isetta klafften zwischen Wirklichkeit und Traumwelt der Werbung Abgründe, welche sich beim Heinkel-Kabinenroller darin zeigten, dass wirklich nur bei genügender Neigung der Fahrbahn der Zeiger des Fahrtmessers sich vorsichtig zitternd der 80 km/h-Marke näherte, sofern es ihm überhaupt beliebte.
Von diesem Kabinenroller ist noch in guter Erinnerung, dass er eine fantastische Aussicht bot. Man fühlte sich wie in einer Glaskugel. Allein diesem Effekt war es zu verdanken, dass der Eindruck von Geräumigkeit aufkam. Die rundliche Glasform verhalf dem Auto zum Ã?bernamen «Knutschkugel», die allerdings mehr in Deutschland zur Anwendung kam. Der mit nur 175 cm³ sehr spärlich bemessene Hubraum erzwang viel Schaltarbeit und hohe Drehzahlen, wodurch eine flüssige Fahrweise nur mit viel Motorengedröhn möglich war. Entsprechend dieser Nachteile, wurde das Fahrzeug kein ausgesprochener Renner bei den Verkaufszahlen. Es grenzte an ein Wunder, dass in Seebach mehrere Fahrzeuge im Einsatz standen. Dies war nur möglich dank der nahen Vertretung dieser Marke in Glattbrugg von Hansruedi Leutwyler.
Quellen: - OGS-eigene - Seebacher Nachrichten Juli 1956