Löckernauto ist eigentlich ein Zürcher Mundartwort, welches ich ein wenig schriftdeutsch zurecht gemacht habe. Zürichdeutsch sagte man Löckere-n-Auto. Ich hörte es in der Zeit um 1949 von meinem Onkel in Schwamendingen. Er bezeichnete damit ein grünes dreirädriges Gefährt deutscher Produktion, welches dank der grossen Ladebrücke und dem Vorteil, dass es nur als Töff galt, bei den Gärtnereien aus Kostengründen sehr oft eingesetzt wurde. Ziemlich sicher war damit der Tempo Hanseat gemeint.
Damit man ein Gefährt als Löckernauto bezeichnen konnte, musste es von einen Zweitaktmotor angetrieben werden, denn nur Zweitaktmotoren löckern. Mit löckern ist also das etwas spezielle Zweitakt-Geräusch des Motors gemeint. Löckeren ist somit ein zürichdeutsches Tätigkeitswort. Trotz intensivem Suchen in allen möglichen Mundart-Nachschlagwerken ist es mir aber nicht gelungen, dem Wort auch in schriftlicher Form zu begegnen. Ausser bei meinem Onkel und bei der Tante habe ich das Wort sonst nie mehr gehört. Es scheint somit ein Mundartwort zu sein oder gewesen zu sein, welches nur einen engen Benützerkreis hatte.
Da der Tempo Hanseat ein sehr gewöhnungsbedürftiges Aussehen hatte und wirklich nur mit viel Grosszügigkeit als Auto verstanden werden konnte, habe ich als sechsjähriger Bub anfänglich geglaubt, der Name beziehe sich auf das seltsame Aussehen des Wagens. Erst etwas später klärte mich dann mein Onkel auf. Wenn ich nun einen Tempo Hanseat sah, dann nannte ich ihn fortan auch in Gegenwart anderer Buben Löckernauto, erntete damit aber nur Verständnislosigkeit. Da der seltsame Name jedoch hervorragend zu dem ebenfalls sehr seltsamen Wagen passte, blieb er mir ein Leben lang im Gedächtnis haften.
Auf der nebenstehenden Zeichnung sieht man ein solches Löckernauto und ich bin mir sicher, dass die Leser der OGS sich noch an dieses Gefährt erinnern können. Dass das Löckernauto in der OGS Erwähnung findet hat damit zu tun, dass die OGS bis zu einem gewissen Grad auch dem Erhalt der alten hiesigen Mundart dienen möchte. Mit diesem Beitrag ist nun dafür gesorgt, dass das Löckernauto auch schriftlich festgehalten ist, denn dies scheint dem Wort bisher versagt geblieben zu sein.
Auf dieser Zeichnung sieht man ein Löckernauto, wie es in den 1940er und 1950er Jahren bei Gärtnereien üblich war. Dieser Tempo Hanseat war vermutlich der Wagen eines Lieferanten der Gärtnerei von Georg Camenzind.