Die bekannte Firma Maschinenfabrik Ã?rlikon (MFO) entwickelte zusammen mit der Firma Franz Brozinzevic Wetzikon (FBW) in den späten 1940er und frühen 1950er Jahren einen Autobus, welcher fast geräuschlos fuhr und von einem Schwungrad angetrieben wurde, welches mit einem Stromerzeuger gekoppelt war, der den Strom für den Betrieb des Busses lieferte. An der Binzmühle- und der Affolternstrasse gab es eine Rundstrecke mit mehreren Haltestellen, an welcher die Praxistauglichkeit dieses Antriebssystems über Jahre getestet und weiterentwickelt wurde. Ich erinnere mich noch, dass die Busse weinrot/silbern gespritzt waren und dass an den Haltestellen ein kleiner, dreiteiliger Stromabnehmer hochgefahren wurde.
Zwei Autobusse konnten an die Verkehrsbetriebe Iferten (Yverdon VD) ausgeliefert werden, doch zeigten sich im praktischen Betrieb einige Tücken, die damals noch nicht auszumerzen waren: Zum einen war es das rund eine Tonne wiegende Schwungrad, welches sich in unebenem Gelände wegen seiner Massenträgheit bockig verhielt und die Fahreigenschaften des Busses beeinträchtigte und zum anderen waren es die längeren Zwischenhalte an den Haltestellen, um das Schwungrad über eine Ladestation wieder mit dem nötigen Schwung zu versehen. Je nach Restleistung im Schwungrad benötigte der Bus manchmal 2 Minuten oder mehr, um das Schwungrad wieder auf volle Touren zu bringen. Diese Aufenthalte dauerten offenkundig etwas zu lange. Busse, welche im Verkehr stecken blieben, verloren den Schwung, ehe sie wieder an einer Haltestelle andocken konnten und blieben stecken. Neben Iferten wurden die Busse auch in Belgien und in Belgisch Kongo getestet, mit gleichem Ergebnis. Bald nach 1960 wurden die Versuche eingestellt und die Haltestellen mit den Ladestationen abmontiert.
Die Teststrecke befand sich auf Ã?rliker Gebiet, einzig die Binzmühlestrasse lag in westlicher Fahrrichtung auf Seebacher Seite, daher die Erwähnung dieses Gyrobusses an dieser Stelle. Wie eine spätere Recherche der OGS ergab, existiert auch eine Foto aus Glattbrugg, was die Annahme bestärkt, dass die Teststrecke grösser war und auch noch anderswo Ladestationen vorhanden waren. Damit kann angenommen werden, das der Gyrobus auch auf der Schaffhauserstrasse verkehrte. Die Ehre, etwas Neues versucht zu haben, gebührt aber ganz allein den Ã?rlikern, auch wenn sie mit der kühnen Idee offenbar der Zeit satte 70 Jahre voraus waren! In nicht allzu ferner Zukunft wird dieses Antriebsystem aber einige Marktnischen besetzen können.
Der Gyrobus wird in Jürg Bieggers Buch «FBW-Fahrzeuglexikon Nr. 2» ausgiebig beschrieben. Sein Buch kann bestellt werden beim Verlag VVFA, Fischbachstrasse 16, 8717 Benken und kostet Fr. 72.--. Das Buch kann sehr empfohlen werden!