Als in der Schweiz ab 1.1.1961 die Töffli-Kategorie «Motorfahrrad», kurz «Mofa» genannt, geschaffen wurde, liess der Seebacher Velorahmen-Hersteller Ferdinand Ruppnig nicht lange auf sich warten, denn das Mofa hatte er als Eigenbau schon seit den frühen 1950er Jahren mit Sachsmotor für Fr. 795.- in der Moped-Klasse im Sortiment. Er ergänzte es lediglich mit einem ILO-Motor als etwas billigere Alternative und passte es den neuen Vorschriften an. Beim ILO-Motor handelte es sich um eine werksgedrosselte Sonderversion mit Gebläsekühlung des ursprünglich luftgekühlten 50 cm²-Zweitakt-Motors des Typs «Piano». Von diesem Motor gibt es im Stadtmuseum von Ütersen, Kreis Pinneberg, Schleswig-Holstein, noch ein Ausstellungsstück. Ferdinand Ruppnigs Mofas waren anfänglich in Metallic-Gold und rot gespritzt und von sehr guter Qualität. Sie kosteten mit Fr. 695.-- zwar knapp Fr. 100.-- mehr als bei der Konkurrenz, doch für die Seebacher und Örliker galt der Name «Feru» eben auch etwas. Ausserdem machte Ferdinand Ruppnig geltend, dass der ILO-Motor am Berg stärker sei. Dies hat das Mofa dann bewiesen, als ich es einem deutlich gewichtigeren Schulkollegen auslieh, während ich mit Vaters Sachs-Mofa am Gotthardpass hinterher fuhr.
Ruppnig soll insgesamt weit über 1000 Mofas produziert haben, zusammen mit zwei bis drei Mechanikern notabene! Zwischen dem ersten und dem letzten Arbeitsgang dauerte es in der Startphase um 1962 etwa 4 Wochen. Jeweils ein Dutzend wurden pro Serie gleichzeitig gefertigt. Das Feru-Moped wurde von Ruppnig nicht exklusiv vertrieben. Er verkaufte sie auch an Zwischenhändler wie etwa K. Wirth in Örlikon. Ich war im Besitze eines Mofas Feru-ILO nach neuer Zulassung und mit der Serien-Nummer 3! Ferdinand Ruppnig empfahl mir diese Version, weil davon ein paar sofort lieferbar waren, während das Mofa mit Sachs 502-Motor einige Wochen Lieferfrist hatte. Obwohl das Mofa mit Seriennummer 3 noch fast Prototyp-Charakter hatte, fuhr ich damit volle sechs Jahre, ehe ich das Mofa weiter verkaufte, mit über 20'000 km auf dem Tacho, die ersten ein- bis anderthalb Jahre nicht einmal eingerechnet, denn diese fuhr ich noch ohne Tacho und Kilometerzähler. Während diesen 6 Jahren gab es nur Verbrauchsteile wie Pneus, Birnen, Brems- und Gaskabel, Kerzen zu ersetzen und alle 6 Monate einen Ölwechsel zu machen und den Luftfilter in Petrol zu waschen. Sogar seine Brems- und Kupplungszüge waren von so guter Qualität, dass sie in dieser Zeit nur einmal ersetzt werden mussten! Vom Modell mit ILO-Motor hat Ruppnig nur 15 Exemplare hergestellt.
Aus Kostengründen hatten die Mofas von Feru bei der Auslieferung keinen Tachometer. Den musste man nachträglich zukaufen und er kostete damals den stolzen Preis von Fr. 69.--, viel Geld für einen Lehrling! Mit diesem 'Trick' hielt Ferdinand Ruppnig noch jahrelang den Kaufpreis des Mofas etwas tiefer. Bei 30 km/h Höchstgeschwindigkeit war der Tachometer auch nichts Dringendes. Leider fehlte dann auch der Kilometerzähler. Wer hingegen das nötige Geld für das «Frisieren» des Motors aufbringen konnte, spendierte dem Mofa aber gerne einen Tachometer, um die neue Höchstgeschwindigkeit nicht nur anhand der tränenden Augen, sondern auch visuell bestaunen zu können. Die Mofas waren mit Bing-Vergasern ausgestattet.
Periodisch gehörte es zur Pflicht, das Mofa mit Steinol abzureiben, um allfälligen Rost zu vermeiden. Diese Arbeiten besorgte ein Mofafahrer damals eigenständig, allein schon aus Kostengründen. Mein Feru-ILO-Mofa hatte nie eine technische Panne und das, obwohl ich den ILO-Motor durch einen Mofa-Mechaniker ein wenig frisieren liess, damit er wenigstens etwa 40 km/h lief.
Ich habe im März 2021 beobachtet, dass ein erstklassig erhaltenes Feru-Mofa für Fr. 2'500.-- den Besitzer wechselte.
Quellen: - OGS-eigene - Fotos des ILO-Motors können aus urheberrechtlichen Gründen leider keine gezeigt werden. Man findet aber welche im Internet unter ILO. Vom Feru-Mofa mit Sachsmotor findet man ein paar Fotos unter www.mofapower.ch/viewtopic.php?p=418597&sid..
Die schräge Anordnung des Packträgers war eine Änderung des letzten Besitzers. Im Original war der Packträger horizontal angeordnet. Der Sattel ist deformiert. Im Original hatte mein Mofa einen Duralca-Sattel von Caironi und einen ILO-Motor.
Hier sieht man einen ILO-Motor, eingebaut in ein Feru-Mofa. Das Mofa mit dem ILO-Motor war anders übersetzt, sodass es langsamer fuhr als mit dem Sachsmotor, dafür war es am Berg besser.