Baugenossenschaften – ohne Klassierung – historisch
Am 8. Februar 1908 beschloss die Gemeindeversammlung auf Antrag des Gemeinderats von Seebach sich als Bauherr für Ein- und Zweifamilienhäuser zu betätigen, indem diese auf eigene Kosten eine Anzahl Wohnhäuser erstellte mit zusammen etwa 25 Wohnungen. Die Idee dahinter war, dass der gleichzeitige Bau von soviel Wohnraum die Kosten für die Erstellung deutlich senken müsste. Sie benützte dazu eigenes Land an der heutigen Bühlwiesenstrasse, welches sie mit etwa 10 Wohnhäusern zu 1 bis 2 Wohnungen überbaute und danach zu Selbstkosten weiter verkaufte.
Eine weitere Idee, welche dahinter steckte, war, dass in Seebach nicht nur Wohnraum für einfache Arbeiterfamilien entstehen sollte, sondern auch solcher für einfache Beamte und Angestellte. Dies mit dem Ziel, eine gesunde Durchmischung bei der Bevölkerung zu erreichen, um so die Steuereinkünfte pro Kopf zu erhöhen. Das war seinerzeit das Problem Seebachs. Die Idee dazu entstand noch unter dem umtriebigen Gemeindepräsidenten Caspar Wüest.
Die Gemeinde verlangte für den Erwerb eines Hauses nur eine Anzahlung von 10% und eine Amortisation von 100 bis 200 Franken pro Jahr. Finanziert wurde das ganze durch eine langfristige Bankhypothek. Einfamilienhäuser kamen so auf etwa Fr. 13'000.--, Zweifamilienhäuser auf Fr. 18'000.-- zu stehen! Zugleich versicherte die Gemeinde die Käufer gegen eine vorzeitige Kündigung der Hypothek durch die Bank. Obwohl das ganze gut funktioniert haben soll, erfuhr der Idee kein grösserer Erfolg, warum auch immer. Die Häuser aber, die stehen immer noch.
Quellen: - Zürcher Wochen-Chronik vom 27.2.1909 (übermittelt durch Matthias Dürst, www.alt-zueri.ch/turicum) - «Geschichte von Seebach», Reinhard Ochsner, 1973, Seite 10/11
Dieses Bild zeigt die Häuser vom heutigen Dohlenweg aus gesehen. Das dunkle Band im unteren Drittel quer durch das Bild ist die Bühlwiesenstrasse. Die Häuser stehen immer noch.