Am innersten grossen Wohnblock in der Schönau gab es von etwa 1950 bis vielleicht 1982 eine Sonnenuhr an der südlichen Wand bei der Hausnummer 63. Diese Uhr ging erstaunlich genau. Ihre Abweichung betrug max. eine halbe Stunde. Das war zu einer Zeit, als Buben noch keine Armbanduhren trugen. Armbanduhren waren um 1950 nur grösseren und verwöhnteren Buben vorbehalten, von denen ich damals keinen kannte, da solche auch kaum in der Genossenschaftssiedlung wohnten, wo meist Arbeiterfamilien zu finden waren.
Da die Eltern damals ihren Kindern noch klipp und klar sagten, wann man nach dem Spielen wieder zu Hause sein musste, erfüllte diese Sonnenuhr, sofern die Sonne schien, eine durchaus nützliche Aufgabe. Die Uhr hat somit nicht nur vor sich hin gedöst, sondern sie hat echt «gearbeitet». Kinder mit scharfem Blick waren allerdings auch in der Lage, die Uhrzeit vom Schönauring aus am Zifferblatt der Markuskirche abzulesen oder man verliess sich auf den Glockenschlag, indem man mit zählte.
Die Ziffern und das Band mit der Inschrift «Baugenossenschaft Schönau 1947» (BSZ) oder so ähnlich unterhalb der Sonnenuhr malte Robert Berger-Wirz vom Schönauring 52 etwa um 1950 oder etwas später an die Hauswand. Dafür liess die BSZ ein hohes Gestell aufbauen, denn die Uhr war ziemlich weit oben angebracht.
1982 wurde die Sonnenuhr abmontiert, da sie inzwischen keine Funktion mehr hatte. Ein Blick auf die Handgelenke der Kinder erklärt warum. Spätestens bei der Einführung der Sommerzeit hätte sowieso das letzte Stündlein der Uhr geläutet, denn es liegt in der Natur einer Sonnenuhr, dass man sie nicht beliebig vor und nachstellen konnte. Da 1982 das 50. Jubiläumsjahr seit der Gründung der BSZ war, wurde sie durch ein Wandgemälde ersetzt, welches von einem Kunstmaler namens Jules Angst gestaltet und gemalt wurde. Ob er ein Seebacher war, geht aus den Unterlagen der BSZ aber nicht hervor.
Quellen: - OGS-eigene - Jahresberichte der BGS - Jubiläumsbroschüre «50 Jahre BSZ» 1997