Von Bauer Johann Jacob Rosenberger im Bühlhof ist noch seine hohe Pappel vor dem Bauernwohnhaus bekannt, welche aber ganz eindeutig schon von seinen Vorgängern Heinrich Steffen (1868-1892 hier wohnhaft gewesen) genutzt, aber noch von Jakob Klöti (1848-1868 hier wohnhaft gewesen) gepflanzt worden ist, denn vom Bühlhof gibt es noch ein paar alte Fotos, wovon die älteste aus dem Jahre 1890 stammt und die Pappel noch als etwa 25-jährigen Baum zeigt. Die Klötipappel wurde also noch von Jakob Klöti gepflanzt, daher der Name. Und er pflanzte sie, weil er zu seiner Zeit erfuhr, dass sie sehr nützlich sein könne gegen Blitze. Um diesen Sinn der Klötipappel besser zu verstehen, muss die OGS auf die Pappeln des Albert Egli ausweichen, von welchem ich noch als kleiner Junge einige Informationen bekam.
Alwin Hochstrasser und Jakob Heider II schätzten die beiden Pappeln des Theodor Egli 1960 auf ein Alter von über 100 Jahren, was auf eine Pflanzung um 1860 oder früher hinweist. Etwa ähnlich alt dürfte die Klötipappel gewesen sein.
Heute kann als gesichert betrachtet werden, dass Bauer Albert Egli, sen. die Idee einer Pappel als Blitzableiter vor dem Hause von seinen bäuerlichen Vorfahren übernahm. Überliefert ist ganz eindeutig, dass diese Pappeln die Funktion eines Blitzableiters zu erfüllen hatten, nachdem in der zweiten Hälfte des vorletzten Jahrhunderts sich herum gesprochen hatte, dass Blitze sich stets die höchste Erhebung in ihrer Nähe für ihren Einschlag aussuchen oder die höchste Erhebung spannungsmässig dem Blitz entgegen eilt. Das erzählte mir Bauer Theodor Egli, sen., der Sohn von Albert Egli sen. im Jahre 1958.
Zweifler an dieser Geschichte könnten geltend machen, dass die beiden Eglipappeln, die es anfänglich gab, etwa gleich alt sind, also um 1860 angepflanzt worden waren. Damals gab es aber die Eglischeune noch gar nicht. Diese wurde nämlich erst nach 1920 erstellt. Somit gab es für die untere Pappel keinen Grund, als Blitzschutz zu dienen. Doch Theodor Egli nannte mir den Grund: Seebach wurde in aller Regel meist von Gewittern aus dem Westen überfahren. Albert Egli oder sein Vorfahre pflanzten zwei Pappeln, um mit der einen ganz im Westen seines Landes sozusagen einen Vorposten zu haben. Doppelt genäht hält besser!
Dass die alten Seebacher Bauern des vorletzten Jahrhunderts mit dieser Theorie aus heutiger Sicht recht fortschrittliche Erkenntnisse anwandten, verblüfft einigermassen, denn das Phänomen ist eigentlich noch nicht lange wissenschaftlich anerkannt. Ihre anderen Berufskollegen, wie die Gossweilers, Heiders, Huber-Zimmermanns usw. vertrauten auf Blitzableitern auf dem Hausdach. Theodor Egli meinte dazu, dass ihm ein Blitz in der Pappel stets viel lieber sei als einer auf dem eigenen Hausdach.
Im Berner Oberland und in Teilen des Emmentales sieht man heute noch bei vielen älteren Bauernhöfen eine Pappel oder eine hohe Linde stehen, was zeigt, dass es Gegenden in der Schweiz gab, wo man viel stärker auf hohe Bäume vertraute als auf Blitzableiter. Dies vor allem auch deshalb, weil der Baum als Blitzableiter seit dem Altertum bekannt ist. Bereits im alten Griechenland hat man davon gewusst.
Verantwortlich für die Seebacher Blitzableiter aus Kupfer war seinerzeit der langjährig wirkende Dorfspengler Albert Sieber von der Zürichstrasse 88 (heute Schaffhauserstrasse), welcher ab den 1880er bis in die 1930er Jahre zahlreiche Blitzableiteranlagen installierte.
Quellen: - OGS-eigene - «Unser Seebach» 1983, 25 - Theodor Egli sen., 1958