In Seebach gab es noch bis zu Beginn des letzten Jahrhunderts den Beruf des Küfers. Die letzten bekannt gewordenen Seebacher Küferbetriebe waren diejenigen des Heinrich Duttweiler und des Jacob Schurter, welche beide für das Jahr 1894 nachgewiesen sind, dann noch Robert Baumann, Zürichstrasse Assek.-Nr. 528 und Karl Landolt an der Köschenrütistrasse 15, Assek.-Nr. 198, beide für 1913 nachgewiesen. Erstere befanden sich beide im Dorf, vermutlich an der Seebacherstrasse oder in deren Nähe. Ob diese beiden noch vollamtlich den Beruf ausübten oder nebenbei noch bauerten, ist nicht mehr bekannt. Die beiden letzten werden ausschliessslich als Küfer bezeichnet. Da der Weinbau in Seebach 1917 aufgegeben wurde, hatten sie ab diesem Jahr im angestammten Beruf ihre Zukunft bereits hinter sich. Immerhin gab es aber noch Leiterwagen und Kinderbadegelten zum bereifen.
Küfer ist eine Berufsbezeichnung, die heute nicht mehr von allen Leuten verstanden wird. Der Beruf ging auch in die Musikgeschichte ein, denn noch in den 1950er Jahren gehörte das Lied: «Dädebumm, dädebumm, dädebummbummbumm, de Chüefer gaat zringsum!» zum Lehrplan der unteren Primarklassen. Inzwischen hat man das Lied längst aus dem Singbuch entfernt.
Ein Küfer war ein Fassmacher, wie man heute sagt. Küfer nannte man den Beruf vor allem im Oberdeutschen, also auch im Alemannischen, während man im Niederdeutschen von Böttcher sprach. Im Oberdeutschen orientierte man sich wegen dem früher hierzulande durch die Gallorömer gesprochenen Spätlatein an der lateinischen Berufsbezeichnung cuparius, welche wiederum von lat. cupa = Kufe abgeleitet war, während die Norddeutschen sich mehr nach dem Bottich richteten. Die Herleitung vom Bottich ist aber neueren Datums und hat daher einen komplexeren Wortentwicklungsprozess hinter sich, welcher noch nicht restlos geklärt ist. Der Böttcher dürfte im Norden früher etwas anders genannt worden sein. Das Wort Bottich ist verwandt mit engl. body.
Der Küfer stellte Weinfässer, Mostfässer und alle anderen Arten von Holzfässer her, welche mit Eisenringen umfasst waren. Das Handwerk geht bis in die Keltenzeit zurück. Zum Arbeitspensum des Küfers gehörten früher auch die hölzernen Kinderbadewannen und das Beschlagen der Holzräder von Leiterwagen, Schubkarren, Handwagen, Zugwagen für Fuhrwerke und Kutschen mit Eisenreifen zu seiner Arbeit. Da heute die meisten dieser Geräte aus dem Alltag verschwunden sind und die verbliebenen Wagen heute mit Gummireifen ausgestattet werden, blieben für den Küfer eigentlich nur noch die Wein- und Branntweinfässer übrig, welche je länger je mehr den edleren Tropfen vorbehalten sind, sodass das Handwerk heute ziemlich selten geworden ist.
Im Lesebuch der 1950er Jahre der unteren Primarklassen gab es aber noch eine Geschichte zu lesen, wo geschildert wurde, wie es früher in einem Dorf getönt hat: Da hörte man noch den Tengelmann die Sensen (Sägise) tengeln, den Bauern seine Sense mit dem genetzten Wetzstein wetzen, den Messerschleifer seinen im Wasserbecken drehenden und mit einer Trampi angetriebenen Wetzstein holpern und eben den Küfer die Eisenringe über die Holzkufen schlagen. Wenn man sich jetzt noch einen schönen Sommertag vorstellt und das Zwitschern der damals noch zahlreicheren Vögel vorstellt, dann klingt das ja ganz romantisch, doch darf man dabei nicht vergessen, dass die Leute damals 12 bis 14 Stunden am Tag arbeiten mussten.
Quellen: - OGS-eigene - Adressbuch der Schweiz 1894 - Adressbuch von Seebach 1913