Die zahlreichen Gletschervorstösse haben nicht nur das Tiefenbecken des Zürichsees ausgeschliffen. Auch im Glatttal waren die Gletscher tätig. Ursprünglich lag das Niveau der Hörnlischüttung (30 bis 24 Mio. Jahre vor heute) bei Seebach auf etwa 800 Meter über Meereshöhe, d. h. das heutige Seebach war mit einer Schotterdecke von 370 Metern Mächtigkeit zugedeckt oder anders ausgedrückt: Wenn es damals schon Menschen gegeben hätte, dann hätten sie Seebach auf 800 Meter über Meer bauen müssen.
Die insgesamt rund 15 Eisvorstösse von zwar unterschiedlicher Dauer und Mächtigkeit während des Eiszeitalters haben diese Schotter bis auf wenige Ã?berbleibsel wie etwa Ã?etliberg, Irchel, Tösstaler Voralpen u.a. nicht nur weggeräumt, sondern sich auch noch in den Molasse-Untergrund hinein geschliffen. Versuchsbohrungen haben schon bei der letzten Glattkorrektion gezeigt, dass in Oberglatt und bei der Herzogenmühle einmal Seen waren deren Tiefe über 40 Meter betrug. Später hat man dann festgestellt, dass es nicht nur diese beiden Seevertiefungen gab, sondern dass es im oberen Glatttal zwei langgestreckte Tiefenbecken gibt, die von Wetzikon über Uster, Dübendorf, Basserstorf, Kloten, Oberglatt bis nach Hochfelden bzw. von Mönchaltorf über Fällanden, Schwamendingen, Seebach bis nach Otelfingen reichten.
Ursprünglich bildeten diese Becken in den Warmzeiten grosse, lange Seen, die dann wieder zugeschüttet bzw. mit Sedimenten aufgefüllt wurden. Das tiefere der beiden Becken war das weiter östlich gelegene, welches bei Uster eine Tiefe von über 200 Metern erreichte. Dieses ist auch das ältere. Das für Seebach relevantere Becken hingegen erreichte dort nur Tiefen von bis zu 66 Metern unter das heutige Niveau. Noch nicht ganz gesichert ist die Frage, wann diese Becken ausgeschliffen wurden und in welcher Eiszeit dies geschah. Pollenuntersuchungen ergaben, dass das ältere Becken in der Eem-Warmphase mit Sedimenten aufgefüllt wurde. Diese liegen logischerweise unter den ebenfalls nachgewiesenen Aathalschottern, sodass die Seen möglicherweise ins Riss-Würm-Interglazial gehören, also etwa zwischen 80Â?000 und 120Â?000 Jahre vor heute.
Da die Riss-Eiszeit diejenige mit der grössten Ausdehnung war und demnach auch diejenige mit der grössten Erosionskraft, ist die Annahme, dass es ein Gletscher der Riss-Eiszeit war, der die Tiefenbecken so stark ausschliff, durchaus realistisch. Es könnte allerdings auch noch andere Ursachen gegeben haben, welche für die Entstehung dieser Tiefenbecken mit verantwortlich waren.
Das Seebach berührende Greifensee-Furttal-Tiefenbecken ist ein in den Molasse-Untergrund eingeschliffenes und mit Schotter, Sedimenten und Moränenmaterial aufgefülltes Becken, welches im Bereich Seebach sehr schmal ist. Wenn man von Tiefenbecken spricht, ist zwischen jenem Tiefenbecken zu unterscheiden, welches nach der Riss-Eiszeit mit Wasser aufgefüllt wurde und dem heutigen Tiefenbecken, welches mit Seebodenlehm, Geröll und Geschiebe aufgefüllt ist.
Damals vor 120Â?000 Jahren betrug die Höhe des Seespiegels beim Greifensee-Tiefenbecken vermutlich etwa 420 m.ü.M und beim Furttal-Tiefenbecken etwa 380 m.ü.M. Das bedeutet, dass das mit Wasser erfüllte Tal ein gestuftes Niveau hatte. Heute hingegen neigt sich der aufgefüllte Talgrund relativ gleichmässig von 420 bei Gossau auf 380 m bei Würenlos. Dass bei Seebach dieser Niveau-Unterschied tatsächlich bestand, lässt sich aus dem Füllmaterial des Tiefenbeckens erkennen. Im Greifensee-Tiefenbecken trifft man auf etwa 420 m auf dieses Material, im Furttaltiefenbecken auf 380 m Höhe.
Am stärksten ins Molassegestein eingeschliffen hat sich der Gletscher im unteren Furttal, wo Probebohrungen erst in 215 Meter Tiefe auf die Molasse stiessen. Im Gebiet des Greifensees ist das Becken deutlich weniger tief. Bei Wallisellen erreicht es 47 Meter Tiefe. Gegen Ã?rlikon wird es flacher, weist aber eine richtige Schlucht auf, die sich im Bereich des Bahnhofs Ã?rlikon verschmalert. Bei Seebach ist das Becken am flachsten, bleibt aber relativ breit. Der Käshaldenzug bildet eine kleine, bogenförmige Halbinsel, die in das Tiefenbecken hinein ragt. Die Halbinsel besteht aus hartem Kalkmergel, was erklärt, warum ein Teil dieses Molassegesteins der Erosionskraft des Gletschers widerstehen konnte.
Das Becken geht unter der Buhn durch, da diese erst später aufgeschüttet wurde und weist dort eine geschätzte Tiefe von etwa 15 bis 20 Metern auf. In Richtung Katzensee vertieft sich das Becken wieder. Teile dieses Beckens weisen Seeablagerungen (Sedimente) auf, was darauf hinweist, dass es im Greifensee-Furttalbecken nicht nur den Greifensee gab, sondern zumindest auch noch den Herzogenmühlesee und den Furttalsee. Wahrscheinlich gab es ganz am Anfang sogar einen zusammenhängenden See, der lediglich durch die Seeenge von Seebach unterbrochen war. Der Greifensee reichte vor 10Â?000 Jahren noch bis Gossau hinauf. Alle anderen, späteren Seen in diesem Becken waren kurzlebige Gletscherrand- und Moränenstauseen, die nur wenige Spuren hinterliessen.
Bei logischer Betrachtung ist es erstaunlich, dass die leicht kältere und vermutlich etwas länger dauernde Hauptvereisung des Riss derart tiefe Becken auschürfen konnte, während das nur unwesentlich weniger kalte und etwas kürzere Würm bei den Tiefenbecken nur ganz an den Rändern eine weitere Ausschürfung bewirkte. Man vermutet daher, dass die Tiefenbecken nicht alleine das Werk der Riss-Vereisung war, sondern, dass tektonische Gründe dieses Resultat mitbegründet haben.
Wenn die Rede von urzeitlichen Seen ist, sollte man sich immer im Klaren sein, dass es gewisse Seen wie den eben erwähnten Furttalsee mehrmals gab. Nämlich etwa 120Â?000 Jahre vor heute als Folge der Bildung des Tiefenbeckens und vor etwa 20Â?000 Jahren , als sich der spätwürmzeitliche Linth-Rheingletscher aus dem Furttal zurück zog und bei Würenlos eine Moränen-Arena zurück liess, hinter welcher sich das Wasser der Furt staute, bis es die Stirnmoränen überfliessen konnte. Während der ältere Furttalsee ziemlich lange lebte, war dem spätwürmzeitlichen Furttalsee ein recht kurzes Leben beschieden, da sich die Furt rasch durch die Moräne frass und der See sich alsbald entleerte.
Alle diese Angaben basieren nicht auf eigenen Forschungen, sondern auf der akribischen Analyse der nachfolgend aufgeführten Fachbücher.
Quellen: - Eiszeitalter, R. Hantke - Geologie des Kantons Zürich, Thomas Bolliger - Geologie von Zürich, Heinrich Jäckli