Seebach war letztmals vor 33'000 bis vor 20'000 Jahren von Gletschereis des Linth-Rheingletschers bedeckt. Schon zuvor wurde der Ort über ein Dutzend Mal von Eis bedeckt, wobei hier nur die letzten 2,5 Millionen Jahre betrachtet werden. So stellt sich die Frage, wie es denn soweit kommen konnte, dass die Gletscher bis ins Mittelland vorstiessen. Dafür gibt es offenbar verschiedene Ursachen, von denen nachfolgend kurz die Rede sein soll.
Bevor wir die astronomischen Ursachen näher anschauen, wollen wir zuerst noch klären, was genau denn eine Eiszeit ist. Aus Seebacher Sicht versteht man darunter logischerweise eine Zeit, in welcher Seebach entweder ganz nahe an einer Gletscherstirn oder unter der Eisdecke eines Gletschers lag. Daneben gab es in der Vergangenheit aber auch Eiszeiten, bei denen die Gletscherstirn lediglich bis ins Zürcher Oberland reichte, mal bis Uster vorstiess und sich wieder bis Chur zurückzog usw. Dies in allen möglichen Variationen.
Für die Churer oder die Ustemer waren das dann Eiszeiten, während es für den Seebacher einfach sehr kühle Zeitabschnitte, sogenannte Interglaziale waren. Damit ist gleich einmal die Frage in den Raum gestellt, was denn überhaupt als Eiszeit zu gelten hat. Nach dem Studium der Eiszeitliteratur der Schweiz scheint das Kriterium einer Eiszeit der Vorstoss der Eismassen ins Schweizer Mittelland zu sein. Das heisst also ein Eisvorstoss nur bis zum Fusse der Alpen gilt noch nicht als Eiszeit im geologischen Sinne. Die Hauptursachen für Eiszeiten hatten in den letzten paar Millionen Jahren stets himmelsmechanische Gründe, die nachfolgend dargelegt werden:
Die astronomischen Ursachen der Eiszeiten
1. Die Präzession Darunter versteht man eine sehr langsam verlaufende Kreiselbewegung der Erdachse beim Umlauf der Erde auf ihrer Bahn um die Sonne. Grund dafür ist ein Drehmoment, welches die Sonne zu 40% und der Mond zu 60% auf den Ã?quatorwulst der ganz leicht abgeplatteten Erde ausüben. Wäre die Erde eine perfekte Kugel, so wären die Kräfte wirkungslos. Da die Erde aber an den Polen etwas abgeplattet ist und demzufolge eine kleine Ausbeulung aufweist und die Erdachse gleichzeitig um etwa 66,34 Grad gegen die Erdbahnebene geneigt ist, versuchen Sonne und Mond die Erdachse aufzurichten. Die Erde reagiert darauf, indem sie mit einer rechtwinkligen Taumelbewegung diesen Kräften ausweicht. Dieses Ausweichen bewirkt eine leichte Bewegung der Erdachse, sodass sich diese kaum merklich jedes Jahr rückwärts bewegt und die gedachte Verlängerung der Erdachse dabei einen Kegelmantel beschreibt. In 25Â?850 Jahren summiert sich dies zu einer vollen Umdrehung der Taumelbewegung der Erdachse. Diese Bewegung wurde schon vom Griechen Hipparch um 150 v. Chr. entdeckt.
Was hat dies nun für Auswirkungen auf das Klima der Erde? Würde die Erdachse genau 90 Grad gegen die Erdbahnebene geneigt sein, dann gäbe es keine so ausgeprägten Jahreszeiten. Da die Erdachse jedoch 23,5 Grad gegen die Erdbahnebene geneigt ist, sind die Pole jeweils der Sonne zu- oder abgewandt. Da zugleich die Umlaufbahn der Erde um die Sonne nicht kreisförmig, sondern elliptisch ist, bedeutet das, dass der Abstand zwischen Erde und Sonne um bis zu 5 Millionen Kilometer schwankt. Derzeit erreicht die Erde ihren sonnennächsten Punkt im Januar und den sonnenfernsten im Juli. Da sich die Erde beim sonnennächsten Punkt schneller bewegt als im sonnenfernsten, dauert der Winter auf der Nordhalbkugel mehr als 8 Tage weniger lang als auf der Südhalbkugel, was der Nordhalbkugel mehr Sonneneinstrahlung und insgesamt ein wärmeres Klima beschert als der Südhalbkugel.
Nach einer halben Umdrehung der «torkelnden» Erdachse bzw. nach 11'925 Jahren werden wir also auf der Nordhalbkugel genau umgekehrte Verhältnisse haben, mit einem kürzeren Sommer und einem längeren Winter. Für sich allein sorgt dieser Umstand aber lediglich für eine längere Phase mit kühleren Sommern.
2. Die Schiefe der Erdachse Die Ã?quatorebene der Erde ist gegenüber der Erdbahnebene um 23,5 Grad geneigt. Diese Neigung schwankt zwischen 22 und 24,5 Grad und verkleinert sich derzeit. Diese Schwankung hat eine Periode von 41'000 Jahren. Bei abnehmender Schiefe der Erdachse schwächen sich die Temperaturunterschiede zwischen den Jahreszeiten ab, was kühlere Sommer und mildere Winter zur Folge hat. Trifft diese Situation zusammen mit einem kürzeren Sommer, dann kann das schon eine recht starke Abkühlung verursachen
3. Die Exzentrizität der Erdbahn Wie schon erwähnt, kreist die Erde nicht in einer runden Bahn um die Sonne, sondern sie tut dies in Form einer Ellipse. Dies hat bereits Johannes Kepler um 1650 festgestellt. Diese Ellipsenform wiederum ist ebenfalls nicht konstant, sondern wechselt mit einer Periode von rund 100'000 Jahren von oval zu nahezu kreisrund. Dies hat der französische Astronom Urbain Le Verrier, Direktor der Sternwarte Paris etwa um 1850 herausgefunden. Die Periode der Exzentrizität ist ebenfalls schwankend. Die 100Â?000-jährige Periode stellt also nur einen Mittelwert dar, der zwischen 60'000 und 113'000 Jahren schwankt. Zusätzlich kommt hinzu, dass neben der Schwankung der Periode auch der Grad der Exzentrizität schwankt. Die schwankende Exzentrizität der Erdumlaufbahn wird der Anziehungskraft der übrigen Planeten zugeschrieben. Trifft nun ein kürzerer Sommer, eine Schiefe der Erdachse von 24,5 Grad sowie eine starke Exzentrizität der Umlaufbahn der Erde um die Sonne gleichzeitig auf, dann kann diese Konstellation für eine Eiszeit sorgen. Diese Zusammenhänge hat erstmals Milankovic richtig berechnet, nachdem schon vor ihm andere Forscher der Sache auf die Spur gekommen waren, dafür aber noch keine Lorbeeren ernten konnten.
Seebach während der Eiszeit
2.5 Mio. bis 20'000 Jahre vor heute Eiszeiten gab es schon lange vor jenem Zeitabschnitt , den wir heute Eiszeitalter nennen, den wir aber im Rahmen der Seebacher Geschichte nicht näher zu betrachten brauchen. Seit 1909 (Penck & Brückner) bildet die Einteilung des Eiszeitalters in die folgenden vier Eiszeiten die Basis: Günz, Mindel, Riss und Würm. Das sind die Namen von bayerischen Flüssen. Man hat die Eiszeiten nach ihnen benannt, weil jeder dieser Flüsse für eine bestimmte Eiszeit besonders typische Merkmale aufwies. Später kamen dann noch die Donaukaltzeit (Eberl, 1930) und die Biberkaltzeit (Schaefer, 1957) hinzu und die Geologen sahen sich veranlasst, die Abgrenzung zwischen dem Tertiär und dem Quartär von ursprünglich ca. 750'000 Jahre auf 2,5 Mio. Jahre vor heute vorzuverlegen. Inzwischen wurde durch eindeutige Forschungsergebnisse noch die Haslach-Eiszeit zwischen die Günz und Mindeleiszeit eingefügt.
Bald einmal zeigte sich, dass auch diese Einteilung mit den Beobachtungen im Gelände und den aus der Tiefe erbohrten Ablagerungen nicht immer übereinstimmten. In zeitlicher Hinsicht war die Einteilung zwar durchaus richtig, aber es zeigte sich, dass die Gletscher nicht gleichmässig (sinusförmig) vorstiessen oder sich zurückzogen, sondern dass sie sich innerhalb einer Eiszeit zum Teil mehrmals zurückzogen und wieder vorstiessen. In diesen Zwischenphasen gab es keine Warmzeiten (Interglaziale), sondern lediglich kühle Zeitabschnitte (Interstadiale), ehe die Gletscher wieder vorstiessen. Beim Rückzug lagen die Eiszungen dann etwa in der Gegend von Chur, Linthal, Wassen oder Brig. Interglaziale liegen zwischen den Haupteiszeiten, Interstadiale zwischen den Eisvorstössen innerhalb einer Haupteiszeit.
Zählt man alle Maximalvorstösse als eigene Eiszeit, sofern der Rückzug aus dem Mittelland vollständig war, dann kommt man auf bis zu 15 Eiszeiten in den letzten 2,5 Mio. Jahren. Man begann daher die bisherige Einteilung feiner zu unterteilen und sprach dann von Frühwürm und Spätwürm usw. Günz, Mindel, Riss und Würm wurden vermehrt durch Ausdrücke wie höhere und tiefere Deckenschotter, Hochterrasse und Niederterrasse ersetzt. Wie schon erwähnt, bleibt die OGS Seebach der Einfachheit halber bei den alten Ausdrücken aus der Schulzeit des letzten Jahrhunderts. Für die Seebacher Verhältnisse bringt die feinere Einteilung zur Zeit nicht viel, da hier die Eisstromverhältnisse bei jeder Eiszeit einigermassen die gleichen blieben, vorgegeben durch die Talungen, welche die Flüsse während Millionen von Jahren in der späten Molassezeit in den hoch aufgeschichteten Schüttungen hinterliessen.
So sorgte jeder grössere Gletschervorstoss dafür, dass die Spuren des vorangehenden wieder weitgehend zerstört, d.h. weggeschliffen wurden. Es ist daher sehr schwer, Spuren früherer Gletscher zu finden und zu interpretieren. In Seebach ist dies besonders ausgeprägt. Natürlich wird es Orte geben, wo das leichter möglich ist, wie etwa in Bayern. In Seebach jedoch ist es schon sehr schwierig, die Auswirkungen der klassischen vier Eiszeiten genau zuzuordnen. So ist es bis heute noch unsicher, welche Eiszeit (vermutet wird das Riss) das Greifensee-Furttal-Tiefenbecken ausgeschliffen hat. Siehe die nachfolgende Tabelle aller Eiszeiten!
Da die Ereignisse in den einzelnen Eiszeiten heute noch nicht mit Bestimmtheit festgelegt werden können, sei in der OGS das Eiszeitalter nur ganz allgemein behandelt. Vertieft betrachtet werden nur einzelne für Seebach ganz spezielle Ereignisse, welche in der allgemeinen Literatur nicht oder nur am Rande behandelt werden. Die nachfolgende Tabelle soll helfen, sich in den einzelnen Phasen der Eiszeiten ein wenig zu orientieren. Wer detaillierter Bescheid wissen will, wende sich an die reichhaltige Literatur über dieses Thema.
Die einzelnen Eiszeiten Wie schon erwähnt, ist es nicht die Aufgabe eines Nachschlagwerkes über Seebach, den Leser vertieft in die einzelnen Eiszeiten einzuführen. Aus diesem Grunde beschränkt sich die OGS auf die beiden Eiszeiten, welche in Seebach offenkundig Spuren hinterlassen haben, die jedermann selber beobachten kann.
1. Die Riss-Eiszeit Die Riss-Eiszeit wurde bis vor einiger Zeit als die grösste und kälteste Eiszeit verstanden, doch ist dieses Bild heute etwas unsicher geworden. Man vermutete bisher, dass die Ausschürfung der grossen Tiefenbecken im Mittelland in diese Zeit anzusiedeln sei, doch sprechen heute immer mehr Geologen von Ereignissen, die über eine reine Eiszeit hinausgehen, d.h. z.B. tektonische Veränderungen, die für das grosse Ausräumen und damit wesentlich für die Schichtlücke verantwortlich sind, über die man unter dem entsprechenden Stichwort mehr erfährt. Gesichert ist das noch nicht, doch kommen die Geologen der Sache näher. Die OGS verzichtet hier, darauf einzugehen und wartet mal ab, was herauskommt. In der OGS geht man demzufolge weiterhin davon aus, dass dieses grosse Ausräumen während der Riss-Eiszeit erfolgte und dass die Ursache dafür weitgehend bei den Gletschern lag.
Plan der maximalen Ausdehnung erfassen.
2. Die Würm-Eiszeit Kurzbeschrieb ist noch zu schreiben Plan der maximal Ausdehnung erfassen
Quellen: - Geologie des Kantons Zürich, Thomas Bolliger - Geologie von Zürich, Heinrich Jäckli