Die Rede ist hier vom Leutschenbach, wie er sich vor etwa 20Â?000 Jahren präsentierte, als sich der Linth-Rheingletscher aus unserer Gegend zurückzog. Der Bach entsprang am nordwestlichen Abhang des damals noch kahlen Zürichbergs und frass sich dort in das Molassegestein ein. Dieses Tobel kann heute noch besichtigt werden. Das Molassegestein liegt offen. Während einer kurzen Zeit von einigen Jahrzehnten nahm der Bach ausser dem eigenen Quellwasser auch noch Schmelzwasser des Milchbucklappens des Linth-Rheingletscher auf und schwoll so während der Sommermonate zu einem Wildbach an, den wir ihm beim heutigen Anblick niemals zutrauen würden. Leider dauerte das wilde Spiel nur kurze Zeit, denn erstens entwässerte der grössere Teil dieses Gletscherlappens zum Schürbach und zweitens verschwand der Gletscher bald einmal hinter der Milchbuckwasserscheide, sodass sich das Schmelzwasser fortan Richtung Limmat verflüchtigte.
Ein geologisch geübtes Auge vermisst mit Recht das tiefe Tal, das ein solcher Wildbach eigentlich zwischen dem Frohburgquartier und dem Lindenplatz in Ã?rlikon hätte in den harten Untergrund fressen müssen. Leider hatte sich aber zum Zeitpunkt des Rückzugs des Milchbucklappens der Glatttalarm noch nicht soweit zurückgezogen und reichte immer noch fast bis zur Frohburg hinauf, sodass der wilde Bach nach wenigen Dutzend Metern auf den Gletscherrand traf und dann dem Gletscher entlang westwärts zum Schürbach weiterfloss, sich mit diesem vereinigte und erst im Gebiet des heutigen Neuaffolterns ins flache Tal ergoss, wo er sich dann alsbald in den Binzmühlebach ergoss.
Das Wasser der drei Bäche zusammen erreichte im Sommer die doppelte Menge der heutigen Glatt! Aber auch den drei vereinigten Bächen keine lange Reise vergönnt, denn weil in Richtung Westen das Terrain anstieg, musste das Wasser ostwärts weiterfliessen und da staute sich hinter dem Affoltemer Lappen des Linth-Rheingletschers ein Gletscherrandsee, nämlich der nur kurzlebige Binzmühlesee. Dieser wiederum entwässerte um die Buhn herum in den Seebachersee und dieser wiederum um die Hohenstiglen Richtung Sack und Sandacker in den Cher nach Glattbrugg, wo sich das Wasser mit dem Schmelzwasser des Glattbrugger Lappens des Lindt-Rheingletschers vereinigte und ungefähr dem heutigen Lauf der Glatt folgte.
Das Leutschenbachsystem vereinigte nach dem Rückzug der Gletscher nach und nach immer mehr Bäche, da mit der Klimaänderung auch eine Zunahme der Regenfälle erfolgte, welche die Bildung zahlreicher Quellen förderte. Diese wiederum spiesen die neuen Bäche, deren Zahl zuletzt auf etwa 57 Bäche anstieg. Der Leutschenbach fasste mit zwei kleinen Ausnahme, dem Frohbühlbächli und dem Lindenbühlbächli, sämtliche Seebacher Bäche und entwässerte in die Glatt. Wenn man heute dem Bächlein bei der Einmündung in die Glatt zuschaut, staunt man, was von der ehemaligen Vielfalt für ein kümmerliches Rinnsal übrig geblieben ist. Da sämtliche übrigen Seebacher Bachsysteme in den Leutschenbach münden, erübrigt sich eine Aufzählung aller Bäche. Die in den Leutschenbach entwässernden Bachsysteme heissen: