Das hellblaue Modell PR-7 vom November 1998 basierte auf der PR-Serie für Silhouettenmodelle und besass einem geraden Standardflügel und ein Clark Y-Profil. Er war gedacht als Nachfolger des blauen Elektro-Modells PR-6, welches etwas sperrig und mit 925 g Gewicht für ein Fesselflugmodell etwas zu schwer geriet. Er sah grundsätzlich genau gleich aus wie der PR-6, nur sollte er höchstens 450 g schwer werden. Die Antriebseinheit bestehend aus Akku, Motor und Propeller sollte bei etwa 100 g Gewicht liegen, also weniger als 1/4 der gesamten Antriebseinheit beim PR-6.
Das Modell sollte wegen der geringeren Flächenbelastung, dem besseren Leistungsgewicht und einem grösseren Höhensteuer agiler zu fliegen sein und einfachen Kunstflug ermöglichen und dazu brauchte es viel Steuerfläche. Das etwas gross wirkende Höhenruder baute ich allerdings erst später ein, weil das erste noch etwas zu klein geraten war. Es wurde dann zum speziellen Merkmal des PR-7. Als Minimum erhoffte ich mir, einen Looping ohne Risiko fliegen zu können. Der Bau des Modells gelang völlig unspektakulär, da ich ja alle relativ harmlosen Mängel des Vorgängers PR-6 inzwischen gut ermittelt hatte.
Im Laufe des Jahres 1998 zog ich von Trimbach nach Obergösgen und fand durch Zufall beim Modellbaugeschäft von Hans Inäbnit in Aarburg einen Fachmann, der sich für meine Idee, ein leichtes Elektro-Fesselflugmodell zu bauen, ehrlich begeisterte und mir vier der damals neuesten Tadiran-Lithium-Ionen-Akkus zusammen mit einem Speed 300-Motor von Graupner verkaufte. Diese Akkus arbeiteten noch mit einer Spannung vom 3.1 V pro Zelle und hatten das Format AA. Ich lötete die Akkus indirekt zusammen, indem ich zu jeder Zelle ein kurzes Stück Kabel als Verbindung benützte. So konnte ich die Zellen einzeln laden. Im Februar 1999 vollendete ich den Bau des Modells. Im März erfolgte der Erstflug im Schachen bei Obergösgen. Ich instruierte einen zufällig vorbei gehenden Spaziergänger, wie die Maschine in die Luft abzugeben sei. Dieser machte seine Arbeit gut und das Modell zog friedlich seine Runden. Beim Erstflug prüfte ich zuerst seine Wendigkeit, welche mir noch ein wenig zu träge schien. Also liess ich das Modell ein paar Mal aufsteigen um den Beginn eines Loopings anzudeuten. Dabei merkte ich sofort, dass es noch nicht reichen würde, ihn zu Ende zu fliegen.
Durch ein verbessertes Steuersegment konnte ich das Problem lösen. Nun war es möglich, das Höhenruder fast 90° anzustellen. Beim nächsten Flug gelang der erste Looping und das Ziel war erreicht. Die Maschine flog fast so gut, wie seinerzeit der PR-3 von 1972, obwohl er 20% leichter und nicht einmal halb so stark war. Das war wohl dadurch möglich, dass ich
1. seinerzeit meine Modelldiesel- und Glühzünder-Motoren nie mit Vollgas flog 2. weil der PR-7 aerodynamisch besser gebaut war 3. Propeller und Motordrehzahl besser aufeinander abgestimmt waren.
Besonders viel Freude hatte ich aber daran, dass ich nun ein Elektro-Fesselflieger hatte, der mit dem halben Gewicht agiler zu fliegen war als der Vorgänger PR-6.
Hans Inäbnit hat mich damals auch gewarnt, dass ich dem teuren Akku Sorge tragen müsse, indem ich ihn nicht überladen dürfe, die Zellen einzeln aufladen müsse und dass er niemals völlig entladen werden dürfe, denn immerhin kosteten die vier AA-Zellen zusammen Fr. 60.--. Es gab noch keine passenden vollautomatischen Ladegeräte für diesen neuen Akku-Typ, doch hatte ich die richtige Behandlung bald im Griff. Einzig die Gefahr der zu starken Entladung beim Fliegen war ein Problem, denn beim Fesselflug wäre das Modell solange weiter geflogen, bis der Akku leer gewesen wäre. Um dies zu vermeiden, empfahl Inäbnit, das Modell ganz unkonventionell rechtzeitig 'sanft' in die Wiese zu fliegen. Das bedeutete, dass ich vorgängig ermitteln musste, wie lange ich fliegen konnte, bis die Spannung der einzelnen Zellen auf 2.5 V fiel. Ich ermittelte dann eine Zeit, die bei etwa 5 Minuten lag und beschränkte mich beim Fliegen auf 4 Minuten. So lag ich auf der sicheren Seite. Sobald die 4 Minuten erreicht waren, landete ich den PR-7 dann 'sanft', indem ich einfach in die Wiese flog. Der hervorragende graue Klapppropeller von Graupner hat das immer überlebt, auch das Modell und ebenfalls der Akku samt Motor. Das setzte allerdings voraus, dass ich nach der Landung sofort zum Modell rennen musste, um den Akku auszuschalten, denn während dieser kurzen Zeit war er quasi kurz geschlossen und begann sich zu erwärmen.
Ich hatte an dem Modell grosse Freude. Es ging leider beim Umzug nach Stammheim im Jahre 2000 in die Brüche und war nicht mehr reparierbar. Ich habe es zusammen mit dem Grumman F-11-F Tiger in einer gossen Kartonschachtel vermeintlich sicher verpackt, doch kam die schöne Schachtel dann im Lastwagen zuunterst zu liegen, während darüber die schweren Bücherkartons gestapelt wurden. Flächere Fesselflugmodelle wie den PR-7 und den Tiger habe ich noch nie gesehen. Überlebt haben aber der Motor, der Tadiran-Akku und einige andere Kleinteile. Sie fristen seither in meinen Grümpelschachteln ein stilles Dasein, bis sie wieder zu neuen Ufern erweckt werden. Den Tadiran-Akku lade ich alle paar Monate wieder auf, meist braucht er das aber gar nicht. Er ist mittlerweile 16 Jahre alt und bringt immer noch fast die alte Leistung und entlädt sich kaum. Er wird dank seiner Tugenden sicher noch Arbeit finden in den nächsten Jahren. Da es inzwischen gute LiPo-Ladegeräte gibt, werde ich ihn mit einem Balancer-Kabel versehen, sodass das Aufladen in Zukunft einfacher wird.
Das Modell PR-7 werde ich nun noch weiter verkleinern und wieder nachbauen unter der neuen Bezeichnung PR-12.
Technische Daten:
Spannweite: 80 cm Flügeltiefe: 16 cm Profil: Clark Y Länge: 60 cm Flügelfläche: 10.6 dm² Flächenbelastung: 40.6 g/dm² Antrieb: Speed 300 mit 6.2 V betrieben, 50 g Akku: 4 x 3.1 V, zusammen also 12.4 V, Fabrikat Tadiran, Kapazität nicht mehr bekannt Leistung: max 40 W = 0.054 PS Propeller: Graupner Klapppropeller, 14 x 11 cm, 10 g Drehzahl: um 10'000 U/min Flugzeit: 3 Minuten Gewicht: 430 g
Eine frühe Skizze des PR-7 aus dem Jahre 1998 konnte ich noch auffinden. Ausser der Vergrösserung des Höhenruders hat sich später nicht mehr viel geändert.
Eine Foto des PR-7, die ich als Ausschnittvergrösserung wiedergebe, weil er auf der Originalfoto gar zu klein war. Auch auf dieser Foto ist das Modell noch mit dem zu kleinen Höhenruder zu sehen.
Dies ist der 60 g schwere Tadiran-Akku aus dem Jahre 1998 von Hans Inäbnit, welcher 4 x 3.1 V lieferte und in der Lage war, dem Speed 300 von Graupner für mehrere Minuten genügend Strom zu liefern. Zwei der Zellen leben auch 19 Jahre später immer noch.
Mit diesem Speed 300 flog mein PR-7 je nach Batteriebestückung zwischen 2 und 4 Minuten lang ohne Probleme. Hier ist allerdings nicht der damalige Klapp-Propeller von Graupner montiert, da dieser beim Umzug im Jahre 2000 ebenfalls kaputt ging.
Mit einem solchen Eigenbau, dem Meister-Handgriff nachempfunden, flog ich den PR-7. Dieser Handgriff lebt immer noch und wurde inzwischen ein wenig verbessert.