In Seebach ist überliefert, dass die Gemeinde bis 1933 nur im Notfall Schneeräumungen durchführte, weil der Gemeinderat der Meinung war, dass normale Schneemengen auf der Strasse durch die wenigen Fuhrwerke von selbst so zusammen gepresst werden, dass Strassen auch nach grösseren Schneefällen rasch wieder begehbar seien. Ausserdem gab es damals noch viele Pferdefuhrwerke, die im Winter mit Kufen ausgestattet werden konnten. Den Pferden zog man sogenannte Spikes-Schuhe an, sodass diese auf dem harten Schnee einen hervorragenden Halt hatten. All das war damals möglich, weil es nur wenig Autoverkehr gab und weil die Winter noch viel härter waren und die Schneedecken meist viele Wochen ununterbrochen hielten. Allerdings gab es ansatzweise bereits einige Schneeräumwagen, welche als Pfadschlitten bei Neuschnee durch die Strassen fuhren. Einen solchen Schlitten setzte Albert Gossweiler noch bis 1957 im Oberdorf ein, von dessen Fahrzeug sogar noch eine Foto vorhanden ist. Eine Schwarzräumung gab es allerdings nie.
Bis nach dem 2. Weltkrieg wurden in Seebach nach grösseren Schneefällen, und die waren in den 1930er und 1940er Jahren die Regel, pferdebespannte Pfadschlitten verwendet, um die wichtigsten Strassen zu pfaden. In den 1950er Jahren wurde wegen dem immer mehr aufkommenden Autoverkehr und den bereits deutlich milderen Wintern die Schneeräumung auf allen Strassen eingeführt. Nach dem 2. Weltkrieg verschwanden die Schlitten nach und nach und wurden durch Traktoren und Lastwagen mit Schneepflügen ersetzt.
Grosse Saurer-Lastwagen kamen zum Einsatz, so unter anderem auch jene von Otto Meier von der Honigstrasse. Seine Lastwagen räumten vor allen an neuralgischen Stellen, wie Tramhaltestellen und Strassenkreuzungen die Schneehaufen weg und kippten den Schnee in den Katzenbach. Dies geschah zum Beispiel bei der Scheune von Theodor Egli, wo es manchmal zu Stauungen des Katzenbachs kam. Nach wenigen Stunden hatte sich der Bach aber wieder durch den Schnee gefressen. Das war in den Jahren 1952 bis 1956. Für die Buben gab es viel zu sehen, denn sie machten sich einen Sport daraus, zu überprüfen, wie weit die Stauung am Katzenbach reichte. Das war oft bis zur Köschenrütibrücke. Auch war es selbstverständlich, dass man dem Wasser Stunden lang zuschaute, wie es sich seinen Weg durch die Schneehaufen im Bachbett suchte.
Von einem damals noch kleinen Mädchen ist zudem bekannt, dass es gerne in den grossen Schneehaufen am Katzenbach herum kletterte, bis ihre Schuhe durchnässt waren. Zu Hause gab es dann Schimpfis von der Mutter, weil die Schuhe darunter litten und weil es nicht eben klug war, mit durchnässten, gestrickten Strümpfen im kalten Winterwetter herum zu laufen. Die Kleine musste dann die Schuhe mit Zeitungspapier stopfen, damit sie schneller trockneten.
Für die Bauern war das Schneeräumen und Pfaden also seit den 1920er Jahren ein willkommener Zustupf zum Einkommen. Die Bauern bekamen im Jahre 1920 pro Tag für den grossen Pfadschlitten eine Entschädigung von Fr. 90.-- und für den kleinen Fr. 25.--.
Marcel Fisler von der Friesstrasse erinnert sich noch an die mittleren 1950er Jahren und schreibt zur Schneeräumung von damals: "Im Winter kam der Schneepflug. Dieser war nichts anderes als ein grosser Keil, gefertigt aus zwei starken, drei bis vier Meter langen und etwa einen halben Meter hohen Brettern. Er wurde von zwei kräftigen Pferden gezogen und mit Gewichten beschwert, damit er nicht einfach über den Schnee hinwegglitt, sondern diesen zur Seite schob. An der Innenseite waren zwei lange Stangen befestigt, mit denen der Bauer steuerte und, wenn nötig, zusätzlichen Druck auf den Pflug ausübte. Die Arbeit wurde meist von Bauern erledigt, hatten sie doch nicht nur die Pferde im Stall sondern im Winter auch die nötige Zeit zur Verfügung." Es gibt von Fritz Winkler ein Gemälde aus dem Jahre 1928, welches diesen Pflug im Einsatz zeigt. Das Bild folgt demnächst.
- OGS-eigene - Hanna Weisskopf-Hebeisen (nasse Schuhe) - Anna Margrit Meier (Schneeraumung) - Albert Burkhardt (Spikes) - Marcel Fisler (letzter Abschnitt)
Wegen solchen Pferdeschlitten, hier derjenige von Albert Gossweiler, pfadete man um 1930 die Strassen nur sehr zurückhaltend, damit möglichst lange ein fester Schneebelag auf den Strassen lag.