In den 1950er Jahren gab es neben den so genannten Hausierern auch noch die etwas nobleren Vertreter. Nobler waren aber nur deren Anzug und ihre Überredungskünste. Sie verkauften meistens Haushaltgeräte wie Staubsauger, Handmixer, Blocher (Bohner), kleine Radios usw. Diese Herren waren weniger beliebt und zwar wegen ihrer Aufdringlichkeit.
Ich erinnere mich noch an einen besonders aufdringlichen Verkäufer, welcher meiner Mutter immer wieder einen Staubsauger anzudrehen versuchte. Da meine Mutter nicht jedermann gleich die Türe öffnete, schickte sie mich oft - ich war ja noch ein kleiner Junge - in den oberen Stock, um heimlich vom Badezimmerfenster aus zu schauen, wer geläutet hat. Dann musste ich ihr berichten, wer es war und erst dann entschied sie, ob sie an die Türe gehen wollte. Als ich leise meldete, dass es schon wieder der Mann mit dem Staubsauger sei, meinte die Mutter: "Den würde ich am liebsten mit dem Wasserschlauch zum Teufel jagen".
Gesagt, getan. Ich ging zurück ins WC, nahm die Brause, hielt sie aus dem Badezimmerfenster in Richtung des Vertreters, drehte den Hahn voll auf und spritzte den immer noch wartenden Vertreter ab und zwar mit Wasser von der ziemlich warmen Sorte. Wie ein begossener Pudel machte sich dieser wüst fluchend davon und ward an dieser Haustür nie mehr gesehen.
Meine Mutter meinte danach, das hätte ich nicht tun sollen, doch musste sie schliesslich laut lachen, als sie geschildert bekam, wie der Mann triefend davon rannte und sehr unanständige Worte ausstiess. Das war dann beim Abendessen Thema Nummer 1 und auch der Vater lachte. Danach aber kam die leise Warnung, dass dies eine einmalige Ausnahme gewesen sei und nicht zur Wiederholung oder gar Nachahmung berechtige. Letzteres war vor allem an die kleineren Geschwister gerichtet, welche vor Vergnügen quietschten.