Robert Berger-Wirz, mein Stiefvater und langjähriger Seebacher, bemerkte als kleiner Junge, dass Weissmehl und Gips einander sehr ähnlich sehen. So kam er auf die Idee, der Mutter einen Streich zu spielen, indem er dem Sack Mehl im Küchenschrank reichlich Gips beimischte. Es dauerte dann eine ganze Weile, bis die Mutter eine grössere Menge Mehl benötigte.
Das war an einem Freitag. Da gab's in aller Regel Wähe. Diesmal war eine Apfelwähe geplant und der gute Bub ahnte vom Unheil nichts, denn er war in der Schule. Als alle zum Mittagessen nach Hause kamen und voller Freude um die herrliche Wähe sassen, da hub der Vater das Messer an und begann, bzw. versuchte die Wähe zu zerteilen. Das gelang ihm aber nicht, sodass er die Mutter schalt, dass sie das Gebäck zu heiss gebacken habe. Allmählich begann es nun dem kleinen Robert zu dämmern, dass da möglicherweise sein Gips mit eine Rolle spielen könnte und es wurde ihm ganz unwohl beim Gedanken, es der Mutter zu gestehen. Nun hub der Vater erneut an und schlug das Messer mit Wucht auf die Wähe. Nun zersprang sie in viele Stücke und es blieb der Familie nichts anderes übrig, als die Füllung mit dem Guss direkt aus dem Wähenblech zu essen oder von den Trümmern abzuschlecken, indem man Scherbe um Scherbe abnagte, so ähnlich wie Fleisch vom Knochen.
Natürlich gingen alle hungrig vom Tisch, denn damals war das Essen streng eingeteilt. Dieweil versicherte die Mutter immer wieder, dass sie nichts falsch gemachte habe, es müsse am schlechten Mehl gelegen haben. Wie Recht sie hatte! Da das Rätsel unlösbar schien, geriet es nach ein paar Tagen in Vergessenheit. Einige Wochen später beichtete der kleine Robert dann der Mutter, was er angestellt hatte. Das war noch zu einer Zeit, als die Erziehung der Kinder gelegentlich auch händisch erfolgte. Da sie ihren Jungen liebte und zugleich auch zu erziehen hatte, blieb ihr nichts anderes übrig, als dazu die flache Hand zu benützen. Robert bekam ein paar kräftige Schläge auf den Hintern und danach musste er ohne Abendessen ins Bett. Er hat fortan den Gips nie mehr angerührt.