Zu dritt, zu viert oder gar zu fünft fühlten sich die Buben besonders stark, vor allem beim Ausgrölen ganz bestimmter Erwachsener. Ein paar Seebacher bekamen dies um 1920 und dann wieder um 1950-1960 besonders stark zu spüren. Sie haben aber auch selber dazu beigetragen, indem sie solche Grölereien viel zu ernst nahmen und ihre Erregung zeigten. Leider sind halt nicht alle Menschen Psychologen.
Bekannte Opfer waren:
- Heinrich Laubi, genannt Gütterlibutzer, Höhenring - Schreiner Würmli an der Honigstrasse - Elektriker Friedrich Bräm an der Ausserdorfstrasse - Gärtner Georg Camenzind an der Riedenholzstrasse
Dabei besammelten sich die Buben vor dem Haus der Betreffenden und grölten aus vollem Halse: "Wüürmli, Wüürmli, Wüürmli!", "Bräämechessel, Bräämechessel, Bräämechessel!" oder "Schwyzergumeli, Schwyzergumeli, Schwyzergumeli!" Allen vieren war eigen, dass sie das gar nicht leiden mochten und in Rage gerieten oder die Buben gar mit schäumendem Mund verfolgten.
Dabei hat sich gerade Gärtner Camenzind einen besonderen Ruf als ausserordentlich hartnäckiger Verfolger zugelegt. Mich selbst hat er einmal von der Riedenholzstrasse bis ins Klassenzimmer im Schulhaus Kolbenacker verfolgt und mich dort zu ergreifen versucht. Doch da trat Lehrer Krönert dazwischen, beruhigte den Gärtner und versprach ihm, alles Nötige zu veranlassen. Daraufhin verzog sich Camenzind. Für mich setzte es eine vierseitige Strafaufgabe ab.
Ein fast genau gleiches Erlebnis erzählte Ernesto Peter. Er musste als Strafaufgabe 100 Mal schreiben: "Ich darf dem Gärtner Camenzind nicht Schwyzergumeli sagen". Bräm konnte die Buben nicht verfolgen, da er ein versehrtes Bein hatte, aber er schalt dafür lautstark von seinem Stubenfenster aus auf die pöbelnden Buben ein. Würmli beschränkte sich auf verbale Attacken und trat unerschrocken vor das Haus, ähnlich einem Vogel, der sich vor dem Feinde plustert, um grösser zu wirken. In der Regel verstoben darauf die Störenfriede wie aufgescheuchtes Federvieh. Wenn Bräm nicht gerade zu Hause war, dann schimpfte auch seine Frau gerne aus dem Fenster.
Das Ausgrölen von ausgewählten Personen war aber schon in den 1920er Jahren üblich. Davon erzählt Albert Burkhardt in seinem Büchlein «Blosse Füsse, blutige Zehen, blaue Wunder» auf Seite 158. Dort war der angegriffene Mann ein gewisser Heinrich Laubi, welcher entweder der Hüter oder der Pächter jener Wiese war, die gleich neben dem Schulhaus Buhn begann und sich zum Höhenring neigte, damals noch Sonneggstrasse genannt. Alle jene Schüler, deren Schulweg über die ehemalige Bahnhofpasserelle führte, benützten gerne diese Wiese, um den Schulweg um gute 150 Meter abzukürzen. Leider machten sie oft die Bekanntschaft des Heinrich Laubi, welcher sie dann ordentlich anpfiff. Doch verpetzte er die Schüler zusätzlich noch bei Lehrer August Muggler, wo es dann meist Ohrfeigen absetzte. Zur Strafe versammelten sich dann die Schüler vor dem Hause des Heinrich Laubi und skandierten im Chor immer wieder seinen Übernamen «Gütterlibutzer», den er gar nicht leiden mochte.
Quellen: - Ernesto Peter - OGS-eigene - «Blosse Füsse, blutige Zehen, blaue Wunder», Albert Burkhardt, 1997, 158