Als im Jahre 1959 die Seebacherstrasse im Bereich der Sennerei verbreitert wurde, mussten drei Häuser weichen. Zum einen das erste Seebacher Schulhaus von 1818 sowie die beiden kleinen Häuser, wo Schuhmacher A. Schuoler wohnte und jenes des vormaligen Krämers Ernst Rubli mit dem Mercerie- und Spezereiwarenladen. Bei der anschliessenden Planierung des Geländes mit einem Schaufeltrax war auch der ehemalige, offenbar in Vergessenheit geratene Friedhof hinter der Kirche betroffen. Der Traxführer schaufelte das Erdreich mit den Gebeinen und Totenköpfen recht ungeniert zu einem Wall auf und die Buben, welche das beobachteten, ergriffen die Totenköpfe und spielten damit auf der Seebacherstrasse Fussball!
Es dauerte eine ganze Weile, bis vermutlich empörte Anwohner oder der ganz in der Nähe wohnende reformierte Pfarrer die Obrigkeit über die Störung der Totenruhe informierte und diese dann zum Rechten schaute und die Gebeine sorgfältig einsammeln liess. In der Zwischenzeit hatten sich aber bereits zahlreiche Buben als Souvenir einen Totenschädel behändigt. Dort wo das zu Hause nicht auf elterlichen Widerstand stiess, wurden die Schädel sauber gewaschen und als Kuriosum auf die Bücherwand des Studios gestellt. Einige rüsteten die Schädel noch mit farbigen Lämpchen aus, die sie in den Augenhöhlen befestigten.
Von einem solchen Besitzer weiss die OGS, dass er in den frühen 1970er Jahren in einem Elektroladen (Migros «Do it yourself» Örlikon) einen der ersten Mini-Blinkgeber postete, welcher die gelben und azurblauen Lämpchen in den Augenhöhlen blinken liess. Das war der absolute Höhepunkt der Geschichte. Dass man neben dem beleuchteten Totenschädel seelenruhig ein Bier trank, verstand sich von selbst.
Empfindlichere Gemüter seien daran erinnert, dass man auf dem Lande noch bis vor gar nicht so langer Zeit in Nebenräumen von katholischen Kirchen solche Schädel zu hübschen Pyramiden stapelte und auch aus den Beinknochen bastelten die Kirchenorgane sehr schöne Knochentürme und niemand empfand das als pietätlos. Ich habe solche Kunstwerke mit eigenen Augen in den Nebenräumen der katholischen Kirche von Disentis GR im Jahre 1969 bestaunt. Dort fehlten allerdings die Lämpchen in den Augenhöhlen und natürlich auch die Blinkgeber!
Über den Zwischenfall wurde in der Tagespresse ausgiebig berichtet, nicht aber über das Schicksal jener Totenköpfe, welche in private Hände gelangten. Dies sei hiermit noch nachgeholt. Die Namen jener Personen, bei welchen ich aus der Erinnerung heraus noch wusste, dass sie einen besassen, sind mir eben gerade entfallen, sodass sich weitere Nachforschungen erübrigen.
Quellen: - Peter Ohno (kannte jemanden, dessen Namen auch er vergessen hat) - OGS-eigene